Krepp-Strähnchen und Arschgeweih prägten die Mode; Deutschland wuchs nach der Wiedervereinigung zusammen, Mobiltelefone eroberten die Welt – die 1990er waren abwechslungsreich. Das gilt auch für die erfolgreichsten Sänger der 90er Jahre.
Die erfolgreichsten 90er Jahre Sänger:
01. Michael Jackson
Schon in den 1960 Jahren stand der „King of Pop“ als Teil der „Jackson Five“ auf der Bühne. Das Album „Thriller“, das er 1982 als Solokünstler veröffentlichte, gilt als meistverkauftes Album der Welt.
In den Neunziger zeigten sich Schattenseiten des Erfolgs: Seine Haut wurde heller, seine Gesichtszüge dank unzähliger Schönheitsoperationen starrer; Vorwürfe sexueller Belästigung Minderjähriger standen an der Tagesordnung. Seine beiden Ehen endeten in Scheidung.
Musikalisch waren die 1990er erfolgreicher: Das Album „Dangerous“ (1991) verkaufte sich binnen Wochen zehn Millionen Mal. Die Single „Black or White“ stand in den US-Charts sieben Wochen auf Platz 1. 1995 erschien das Doppelalbum „History“. Die Singles „Scream“, „You Are Not Alone“ und „Earth Song“ hielten sich wochenlang in den Charts.
1997 erschien „Blood On The Dance Floor/ History In The Mix“, das mit acht Millionen Verkäufen, das bisher erfolgreichste Remixalbum aller Zeiten ist. Jackson starb 2009 – kurz vor Beginn seiner ausverkauften Konzertserie „This Is It“.
02. Bryan Adams
Nach Hits in den 80er Jahren, schlug seine Single „Everything I Do) I Do It For You“ aus dem Album „Waking up in the Neighbours“ 1991 ein wie eine Bombe: Die Filmtitelmelodie für „Robin Hood – König der Diebe“ stand Monate lang auf Platz eins in den UK-Charts. Auch die Auskoppelungen „Can’t Stop This Thing We Started“ und „Do I Have to Say the Words?“ waren erfolgreich.
1993 setzte Adams mit der Kompilation „So Far So Good“ seine Erfolgsserie fort: „Please Forgive Me“ und „All For Love“ aus dem Film „Die drei Musketiere“, die er mit Sting und Rod Stewart einspielte, waren Hits.
Ein Jahr später gab es für „Don Juan DeMarco“ erneut einen Film-Titelsong aus seiner Feder: „Have You Ever Really Loved a Woman?“ Mitte 1996 lieferte das Studioalbum „18 Til I Die“ mit „Let´s Make A Night to Remember“ erneut herzergreifende Balladen.
03. Kurt Cobain
1991 kam die Single „Smells Like Teen Spirit“ heraus, gefolgt vom Album „Nevermind“. Kurz darauf verdrängte es Michael Jacksons Album „Dangerous“ von der Chart-Spitze.
Die Singles „Come As You Are“, „Lithium“ und „In Bloom“ folgten. 1992 erschien mit „Incesticide“ eine Kompilation mit unveröffentlichtem Material.
Doch statt weiter mit Musik zu punkten, sorgten Drogenexzesse, Festnahmen und Reha-Versuche des heroinabhängigen Frontman für Schlagzeilen. Im August 1993 kam die Single „Heart-Shaped Box“ als Vorläufer des dritten Albums „In Utero“ heraus. Im April 1994 wurde Kurt Cobain nach abgebrochenem Drogenentzug tot aufgefunden. Es war das Ende von „Nirvana“.
04. George Michael
Beruflich war George Michael außerdem in Duetten erfolgreich: Seine Interpretation „Don´t Let The Sun Go Down On Me“ gemeinsam mit Elton John war genauso ein Hit wie „Somebody to Love“, das er 1993 mit „Queen“ aufnahm. 1996 kam das dritte Album „Older“ heraus.
Der Tod seines Lebensgefährten und seiner Mutter brachten George Michael dem Abgrund nahe. Immer wieder kam er mit Klinikaufenthalten, Sucht- und Sex-Exzessen in die Medien. 2004 erschien sein letztes Studioalbum „Patience“, das mit „Amazing“ erneut einen Hit lieferte. 2016 starb Michael mit 53 Jahren.
05. Elton John
1993 sang er auf einer Duett-Platte mit George Michael, Leonard Cohen, Little Richard, Chris Rea und Paul Young. Ein Jahr später erhielt er für „Can You Feel the Love Tonight“ zu Disneys „Der König der Löwen“ den Oscar für den besten Filmsong.
1997 brachte Elton John zu Ehren von Prinzessin Diana eine umgetextete Version von „Candle in the Wind“ heraus. Es war auf der B-Seite der Single „Something About the Way You Look Tonight“ zu finden, die mit 45 Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Singles aller Zeiten wurde und deren Verkaufserlöse dem Diana Princess of Wales Memorial Fund gestiftet wurden.
06. Robbie Williams
Im August 1996 kam Robbies erste Solosingle: „Freedom“, eine Coverversion eines George-Michael Hits. Ein Jahr später veröffentlichte er sein Album „Life Thru a Lens“, im Dezember desselben Jahres gelangte die Single „Angels“ in die Charts. Danach ging es steil bergauf: Nach der James-Bond-Musik „Millenium“ landete das Nachfolgealbum „I’ve Been Expecting You“ samt Singles wie „No Regrets“ auf Platz eins der Charts.
07. Bon Jovi
Mit „Keep the Faith“ erschien 1992 das 5. Album der Band. In den USA konnte die Band mit den ausgekoppelten Singles wie „Bed of Roses“ zwar nicht zu alten Höhenflügen ansetzen, in Europa hingegen trafen die 90er Ohrwürmer den Nerv der Zeit.
Noch mehr Charthits brachte zwei Jahre später das Best-of-Album „Cross Road“ mit Stücken wie „Someday I´ll Be Saturday Night“ oder „Always“.
Im Juni 1995 erschien mit „These Days“ das 6. Studioalbum der Band. Danach folgten wieder Soloalben von Jon Bon Jovi und Ritchie Sambora. Musikalisch war erst 1999 wieder etwas von der Band zu hören: Im Frühjahr erschien die Single „Real Life“ aus dem Soundtrack zum Film „Ed TV – Immer auf Sendung“.
08. Snoop Dog
Anfang der 1990er Jahre wurde er von Dr. Dre entdeckt. 1993 erschien Snoops Rap-Debütalbum „Doggystyle“; bald stand er wieder vor Gericht, wurde aber freigesprochen. 1996 erschien das Album „Tha Doggfather“. Ende der Neunziger trennte sich Snoop Doog nicht nur vom Beinamen „Doggy“, sondern auch von Dr. Dre und ging zu „No Limits Records“. Drei Alben folgten: „Da Game Is to Be Sold, Not to Be Told“; „No Limit Top Dogg“ und „Tha Last Meal“.
2000 führte Snoop Dogg Regie in „Snoop Dogg´s Doggystyle“, einem erfolgreichen Pornostreifen. Auch als Schauspieler und Geschäftsmann machte sich Snoop Dogg einen Namen. Ruhig verläuft nur sein Privatleben: Seit 1997 ist der Muslime verheiratet und hat drei Kinder.
09. Paul McCartney
Nach einem Auftritt bei „MTV-Unplugged“ 1991 etwa nahm er weltweit das erste Unplugged-Album auf. Zwei Jahre später veröffentlichte er das Album „Off the Ground“ samt Hitsong „Hope of Deliverance“.
Mit Ex-Beatles-Kollegen Ringo Starr und George Harrison brachte er 1995/96 die „Beatles-Anthology“ heraus: Auf drei CD-Doppelalben wurden bisher nicht veröffentlichte oder erhältliche Demo-, Live- oder Alternativ-Versionen vieler Songs publiziert. Auch eine zehnstündige Dokumentation war dabei.
Darüber hinaus veröffentlichte der Vegetarier zwei neue Beatles-Stücke, die auf Demoaufnahmen von John Lennon basierten: „Free as a Bird“ und „Real Love“.
10. Bono
Bono hatte als Komponist einen großen Anteil am Erfolg der Band in dieser Zeit. Als Gruppe gewannen sie 1991 für „Achtung Baby“ den Grammy für die beste Rock-Performance eines Duos oder einer Gruppe, und ihr Beitrag zum Batman Forever-Soundtrack, „Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me“, erreichte in Australien und Irland Platz 1 und in Großbritannien Platz 2.
Auch die Nachfolgealben „Zooropa“ im Jahr 1993 und „Pop“ im Jahr 1997 trugen alle zum kometenhaften Aufstieg der Band in den 90er Jahren bei.
Bono hat auch mit anderen Künstlern zusammengearbeitet, darunter Tina Turner und Bruce Springsteen. Zusammen mit The Edge komponierte er 1995 den Titelsong von GoldenEye.
11. Sean Combs
Seine eigene Rapper-Karriere startete er 1997 nach dessen Tod. Ihm widmete er die Single-Auskoppelung „I´ll be Missing You“ seines ersten Albums „No Way Out“, das Hits wie „It´s all about the Benjamins“ und „Can´t Nobody Hold me Down“ enthielt.
Aus seinem zweiten Album „Fever“ 1999 wurde das Duett mit R. Kelly, „Satisfy You“, ein Erfolg. Diddy ist außerdem als Modedesigner des Labels „Sean John“ umtriebig.
12. Sting
Aber erst in den 90er Jahren blühte seine Solokarriere auf, mit Platinauszeichnungen für Alben wie „Soul Cages“ (1991), „Ten Summoner’s Tales“ (1993) und „Brand New Day“ (1999).
Seitdem hat Sting 14 Studioalben unter seinem eigenen Namen produziert und weltweit über 100 Millionen Exemplare verkauft. Da ist es nicht verwunderlich, dass er sechzehn Grammys gewonnen hat.
13. David Bowie
In den 80er Jahren litt Bowie unter einer Schaffenskrise, die er mit dem Album „Black Tie, White Noise“ 1993 für überwunden hielt. Kommerziell erfolgreich war das Soloalbum allerdings genauso wenig wie das zwei Jahre später veröffentlichte Album „1. Outside“. Erst 1997 zeigte „Earthling“ wieder Bowies Können.
Privat lief es umso besser: 1992 heiratete Bowie seine Langzeitliebe, Model Iman und 2000 kam seine Tochter zur Welt. Zudem fand er in New York seine Heimat. Dort verstarb der Ausnahmekünstler 2017.
14. Andre3000
1994 kam ihr erstes Album mit dem unaussprechlichen Namen „Southernplayalisticadillacmuzik“ heraus. Es war genauso ein Erfolg bei Kritikern wie Publikum wie sämtliche bisher veröffentlichten Alben des Duos, das Hits wie „Ms. Jackson“, „Hey Ya!“ oder „Roses“ herausbrachte und dessen Alben zu den wichtigsten, erfolgreichsten Alben des Jahrzehnts gezählt werden.
15. Tupac Shakur
1994 wurde Shakur angeschossen. Er überlebte den Angriff, beschuldigte aber seine beiden früheren Freunde „The Notorious B.I.G.“ und „Puff Daddy“. Immer wieder kam Shakur mit dem Gesetz in Konflikt: 1995 wurde er wegen sexueller Belästigung verurteilt. Während er seine Strafe absaß, schaffte es sein Album „Me Against the World“ auf Platz eins der Charts.
1996 beendete eine Schießerei die Karriere von Shakur: Der Rapper wurde im Vorbeifahren erschossen. Die Tat ist bis heute ungeklärt.
16. Thom Yorke
Ihr erstes Album erschien 1992, war aber kommerziell nicht sehr erfolgreich. Im selben Jahr erschien die Single „Creep“, die wegen ihres düsteren Themas schnell aus dem britischen Radio verbannt wurde. Aber es war der Song „Creep“, die Radiohead und Thom Yorke auf der ganzen Welt berühmt machte.
Das dritte Album „OK Computer“ brachte Thom Yorke wieder ins Rampenlicht. Die Platte enthielt die Hits „Karma Police“, „Paranoid Android“ und „No Surprises“ und gewann den Grammy für das beste alternative Musikalbum.
17. Vanilla Ice
Leider wurde der Rapper dank diverser Falschaussagen zu seiner Herkunft bald zur Witzfigur der Szene. Trotzdem gelang Vanilla Ice mit der zweiten Singleauskoppelung „Play That Funky Music“ ein Erfolg. 1991 brachte er seinen Film „Cool as Ice“ heraus. Danach kamen Remixes und Kooperationen mit Musikern wie der „Bloodhound Gang“.
18. Eddie Vedder
Eddie Vedder und seine Band hat sich immer dafür eingesetzt, soziale und gesellschaftliche Probleme anzusprechen. Sie kämpften für das Recht ihrer Fans, angemessene Preise für Eintrittskarten zu zahlen, indem sie es zum Beispiel bei Ticketmaster zur Sprache brachten. Aber nicht nur das, sie wollten auch auf die Crohn-Krankheit (eine Darmerkrankung) aufmerksam machen. Ein Grund dafür ist der Kampf von Gitarrist Mike McCready mit dieser Krankheit.
19. The Notorious B.I.G.
Das erste Soloalbum von B.I.G. – „Ready to Die“ – erschien 1994. Im selben Jahr gründete der verheiratete Wallace mit seiner Affäre Lil’ Kim und anderen Rappern aus Brooklyn die Gruppe „Junior M.A.F.I.A“. Diese brachte 1995 das Album „Conspiracy“ heraus. 1997 erschien das zweite Soloalbum „Life After Death“ samt Singles „Hypnotize“ und „Mo Money Mo Problems“.
Mitte der 1990er Jahre kam in der Rapperszene allerdings zu Konflikten: Wallace hatte sich mit Tupac Shakur zerstritten; und an der Westküste produzierten Rapper wie Snoop Dogg Diss-Tracks gegen ihn. Handgreiflichkeiten sowie Schusswechsel standen an der Tagesordnung. Als 1996 Shakur erschossen wurde, verdächtigte man Wallace. Ein halbes Jahr später starb dieser selbst bei einem Drive-by-Shooting.
20. Van Morrison
1990 nahm er mit Musikerkollegen das Pink Floyd-Album „The Wall“ am Potsdamer Platz in Berlin auf. Seine eigenen Konzerte dieser Zeit beschrieb Morrison als „Jazz and Soul Revue“: Mit riesiger Besetzung spielte er lange Songs und Medleys, sodass die Shows gut zweieinhalb Stunden dauerten. 1993 wurde Van Morrison in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen.
21. Phil Collins
19 Wochen in Folge stand Collins‘ „You’ll Be In My Heart“ an der Spitze der US-Charts und machte den Soundtrack zu Disneys „Tarzan“ (1999) zu seinem erfolgreichsten Gesamtwerk. Für seine Arbeit an dem Film gewann er einen Oscar und einen Golden Globe.
22. Jay-Z
Ein Jahr später stürmte der Nachfolger „In My Lifetime, Vol. 1“ die Charts. Mit „Vol. 2… Hard Knock Life“ war er beim Mainstream-Publikum angekommen. Die Singles „Can I get A…“ oder „It´s Alright“ waren Hits. 1999 erschien „Vol.3 … Life and Times of S. Carter“.
Heute nimmt Jay Z seine Rollen als Chef der Modefirma „Rocawear“ und Ehemann von Beyoncé sowie Vater drei Kinder in Beschlag.
23. R. Kelly
In den 90er Jahren übertraf er jeden anderen männlichen R&B-Musiker bei den Albumverkäufen in den Vereinigten Staaten.
Sein zweites Studioalbum, „12 Play“ von 1993, erreichte die Spitze der US-amerikanischen R&B-Charts. 1995 erreichte sein drittes Studioalbum mit dem schlichten Titel „R. Kelly“ die Spitze der Charts.
Für den Rest der 90er und bis in die 00er Jahre hinein war er einer der meistverkauften Musiker des Landes, und sein viertes Album „R.“ trug nur dazu bei, seine Position als feste Musikgröße zu stärken.
Deutsche 90er Jahre Sänger:
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