Das Klavier: ein viele hundert Jahre altes Instrument, und doch bringt kaum ein anderes die Herzen so in Bewegung. Klaviermusik ist romantisch, cool, witzig. Sie passt ebenso zu einem Candle-Light-Diner wie zu Helge Schneider und Bodo Wartke. Und auch, wenn klassischer Musik heute eine etwas steife, verstaubte Note anhaftet: Sobald Beethovens „Für Elise“, eine von Chopins „Nocturnes“ oder Debussys „Claire du lune“ erklingen, schmelzen die Zuhörer dahin. Oft kann kaum jemand im Publikum sagen, wie das Lied oder das Stück heißt und auch nicht, wer es geschrieben hat. Doch einige Melodien sind so bekannt und immer wieder schön zu hören, dass jeder sie einfach gern haben muss.
Aber auch die moderne Musik kommt nicht ohne das Klavier aus: Was wären die Beatles, Elton John oder sogar Heavy-Metal-Bands wie Nightwish ohne ihre Pianisten? Was wären so wunderbare Filme wie „Ziemlich beste Freunde“ oder „Die fabelhafte Welt der Amelie“ ohne ihre fantastischen Klavier-Soundtracks? Oder die Twilight-Sagas? Oder „Stolz und Vorurteil“? Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Wir beschränken uns hier auf die 94 schönsten und berühmtesten Songs und Stücke am Klavier.
(Eine Spotify-Playlist findest du am Ende des Artikels.)
Die schönsten klassischen Klavierlieder
1. Es geht nicht ohne den alten Meister: Johann Sebastian Bachs „Präludium C-Dur“
„Spiele fleißig Fugen guter Meister, vor Allen von Joh. Seb. Bach. Das „wohltemperirte Clavier“ sei dein täglich „Brod“. Dann wirst du gewiss ein tüchtiger Musiker.“ So empfahl es bereits Robert Schumann in seinen „Musikalischen Haus- und Lebensregeln“ von 1848, die er in den Anhang seines berühmten „Albums für die Jugend“ abdrucken ließ. Und gewiss sind die Präludien und Fugen des Wohltemperierten Klavieres einzigartig: Jeder Dur- und Molltonart ist ein eigenes, kunstvoll komponiertes Präludium mit nachfolgender Fuge gewidmet. Doch am bekanntesten ist wohl das allererste Stück dieser Sammlung: Das Präludium Nummer 1 in C-Dur. Anders als alle anderen Präludien, die zum Teil mit bereits fugenähnlichem Charakter viele kompositorische Techniken und Raffinessen enthalten, bezaubert das Präludium in C-Dur mit seiner absoluten Einfachheit. Es besteht bis auf den Schluss nur aus Arpeggien. Diese wohlklingend hintereinander gesetzten Akkorde und der fließende Charakter, der durch die durchgehenden Sechzehntelnoten entsteht, vermitteln Ruhe und Geborgenheit in der Musik, ein Eindruck, dem sich bereits seit knapp 300 Jahren kaum ein Zuhörer entziehen kann.
2. Der Sachse, der des Teufels Kumpane war: Georg Friedrich Händels „Sarabande“ aus der Suite in d-Moll
Die Suite, eine Aneinanderreihung von Tänzen in verschiedenen Tempi und Charakteren, war im 18. Jahrhundert groß in Mode. Ob an den Höfen der Könige oder in den kleinen, ländlichen Adelshäusern: Überall wurde gern getanzt. Gerade für die jungen Leute war der Tanz die einzige Möglichkeit (außer der Ehe), sich näher zu kommen. Auch Händel, den wir heute besonders für sein „Halleluja“ aus dem „Messiah“ und seine „Feuerwerksmusik“ in Erinnerung haben, komponierte eine Reihe solcher Suiten. Die Sarabande aus der vierten Suite in d-Moll ist einer seiner berühmtesten Tänze. Sie wurde zwar erst 1733 veröffentlicht, stammt aber vermutlich aus seinen jungen Erwachsenenjahren. Als Händel 20 Jahre alt war, unternahm er eine Studienreise nach Italien. Bei den Italienern hieß er schnell „Der Sachse“, und da er mit seinem exquisiten Spiel am Cembalo sein italienisches Publikum sehr beeindruckte, wurde hinter seinem Rücken geflüstert, er sei „mit dem Teufel im Bunde“.
3. Wenn Tiere komponieren: „Die Katzenfuge“ von Domenico Scarlatti
Berühmte Werke brauchen ihre eigene Geschichte, und so verhält es sich auch mit der Sonata in g-Moll des italienischen Komponisten Domenico Scarlatti: Laut einer Legende soll Scarlattis Katze über sein Cembalo gelaufen sein, wobei eine ausgezeichnete Melodie erklang. Scarlatti soll gleich zum Schreibtisch gestürmt, sie aufgeschrieben und im Anschluss daraus eine Fuge komponiert haben, die „Katzenfuge“. Ob diese Geschichte wahr ist oder nicht, sei dahingestellt, doch können wir festhalten: Das Hauptthema der „Katzenfuge“ ist mit seinen vielen Vorzeichen sehr ungewöhnlich. Und: Scarlatti entwickelte aus der Melodie ein Kunstwerk am Klavier, das bis heute berühmt ist.
4. Fingerübungen am Klavier: Carl Philipp Emanuel Bachs „Solfeggio in c-Moll“
Übungsstücke sind unter Musikschülern nicht unbedingt beliebt: Oft fehlt es den sogenannten „Etüden“ an Leichtigkeit und einer einprägsamen Melodie. Das Training steht im Vordergrund, nicht die musikalische Schönheit. Doch glücklicherweise gibt es auch Übungsstücke, die zum Üben gut geeignet sind und trotzdem schön klingen. Eines der bekanntesten ist das Solfeggio in c-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach. Anders als sein Vater Johann Sebastian, der in seinen Kompositionen noch ganz seiner Zeit treu blieb, suchte Carl Philipp nach neuen Wegen in der Musik und gilt als Wegbereiter vom strengen Barock in die leichte Klassik.
5. Der Musikstar des 18. Jahrhunderts: Wolfgang Amadeus Mozarts „Rondo Alla Turca“
Es ist eine Kuriosität der menschlichen Psyche, dass gerade aus den Dingen, die wir eigentlich mit schlechten Erinnerungen verbinden, plötzlich Vorlieben entstehen können. So wird aus dem nervigen Song des Freundes plötzlich ein Lieblingslied, das wir rauf und runter hören, wenn dieser Freund nicht mehr da ist. Ähnlich mag es den Einwohnern Wiens gegangen sein: Über 500 Jahre lang währten die Konflikte mit den türkischen Nachbarn, und gerade die Musik der Janitscharen, der Elitekämpfer des türkischen Sultans, hätten normalerweise Angst und Panik verbreiten müssen. Doch genau das Gegenteil passierte: Eine brennende Leidenschaft für alles, was türkisch klang, herrschte zu Mozarts Lebzeiten, und so war sein „Rondo all Turca“ sozusagen „voll im Trend“, als er es komponierte. Es ist wohl die Faszination des Orients mit seinen Märchen und Klängen, die Mozart mit diesem Stück so treffend wiederzugeben verstand – und die bis heute anhält.
6. Für eine geheimnisvolle Frau: Ludwig van Beethovens „Für Elise“
Wer war Elise? Bis heute konnte niemand das herausfinden. Beethovens Frau war es jedenfalls nicht, da der berühmte Komponist nie verheiratet war. Es gab und gibt immer wieder Mutmaßungen zu dieser Frage, da die Liste der Frauen, mit denen Beethoven die verschiedensten Beziehungen führte, lang war. Doch gleich, wer diese mysteriöse Elise war: Wir verdanken ihr den wohl berühmtesten Ohrwurm am Klavier. Ob in der Werbung, als Klingelton, im Film oder bearbeitet in Jazz, Rock und Pop: „Elise“ hat es in jeden Winkel dieser Welt geschafft und begeistert Jung und Alt.
7. Zartgefühl und Leidenschaft: Franz Schuberts „Wanderer-Fantasie“
Typisch Romantik: Ein Stück beginnt mit einem eingängigen Thema, das man schon nach dem ersten Hören mitsingen möchte, gefolgt von Abschnitten, bei denen man sich beinahe die Finger am Klavier bricht. Schuberts Fantasie für Klavier in C-Dur Opus 15 aus dem Jahr 1822, bekannt als die „Wanderer-Fantasie“, ist dafür berühmt, dass selbst der Komponist sie kaum selbst bewältigen konnte: „Der Teufel soll dieses Zeug spielen“, soll er während eines Vorspiels gerufen haben. Doch das Wandern lag ihm und taucht immer wieder in seinen Kompositionen auf. Schubert liebte die freie Natur und durchstreifte sie gern und oft. Und noch heute erzählt er uns von dieser tiefen Freude an der grünen Welt – durch die Wanderer-Fantasie.
8. Ewig traurig, ewig schön: Frederik Chopins „Nocturne Es-Dur“
Schon seine Zeitgenossen liebten dieses Stück: Die Nocturne Opus 9 Nummer 2 in Es-Dur. Diese „Lieder zur Nacht“, wie man die Bezeichnung übersetzen könnte, wurden wohl von kaum einem anderen wie Chopin so mit Leben und Liebe gefüllt. 21 dieser wunderbaren Stücke schrieb der polnisch-französische Komponist, die auf keiner Klaviermusik-CD fehlen dürfen.
9. Kindgerechtes Klavierspiel: Robert Schumanns „Wilder Reiter“
Kinder brauchen Bilder beim Musizieren, und die finden sie in Robert Schumanns „Album für die Jugend“ aus dem Jahr 1848. Es gibt wohl kaum einen Klavierschüler, der im Laufe seines Unterrichts nicht den „Fröhlichen Landmann“, „Das Schnitterliedchen“ oder das „Arme Waisenkind“ gespielt hat. Dem Galopp eines Pferdes ähnlich klingen die abgehackten Akkorde des „Wilden Reiters“, und die Melodie ist nicht nur leicht zu merken, sie lernt sich auch schnell am Klavier. Wohl kaum ein Klassenvorspiel in der Musikschule kommt heute ohne den „Wilden Reiter“ aus, und wenn er erklingt, wippen viele kleine Füße auf den Stühlen im Publikum mit.
10. Aus tiefstem Herzen: Franz Liszts „Liebestraum Nummer 3“
Musik und Poesie sind von jeher die Ausdrucksmittel für die tief empfundene, aufrichtige Liebe. Drei Liebesträume träumte der Komponist Franz Liszt am Klavier. Der dritte Liebestraum ist bis heute der berühmteste. Er wurde, wie auch seine beiden „Brüder“, durch Gedichte inspiriert. „Oh lieb, solang du lieben kannst“ des deutschen Dichters Ferdinand Freiligrath brachten Liszt am Klavier zum Träumen, zuerst, indem er das Lied vertonte, und später, als er aus seinem eigenen „Lovesong“ den wunderbar romantischen „Liebestraum Nummer 3“ erschuf. Dank ihm träumen noch heute viele andere am Klavier.
11. Der Klang der Fische: „Das Aquarium“ in Camille Saint-Saëns „Karneval der Tiere“
Der König der Tiere, der Löwe, gibt im Wald ein großes Fest, zu dem all seine Untertanen eingeladen sind. Und jedes Tier möchte sich mit all seinen Besonderheiten und Künsten vor den anderen präsentieren. So tanzen die Schildkröten, es springen die Kängeruhs und majestätisch schreiten die Löwen in die Arena. Auch der Kuckuck und andere Vögel sind zu hören. Doch wie bringt man Fische zum Klingen? Saint-Saëns hatte auch hier eine Idee: Anstatt sich über einer passenden Melodie für die stummen Wasserbewohner graue Haare wachsen zu lassen, lässt er die Fische im Aquarium auftreten und setzt mit einer verspielten, verträumten Melodie nicht die Tiere, sondern ihren Lebensraum, das Wasser, in Töne. Eine fantasievolle und so passende Idee! Obwohl schon 1886 komponiert, ist der „Karneval der Tiere“ bis heute eine wunderbare Adaption tierischer Laute und Verhaltensweisen in die Musik.
12. „Unspielbar!“: Tschaikowskis „Klavierkonzert Nummer 1“
Nikolai Rubinstein, seinerzeit ein großer Pianist und der Lehrer von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, soll dies neben weiterer Kritik geäußert haben, als der junge Tschaikowski ihm sein frisch komponiertes Klavierkonzert vorspielte. Rubinstein riet seinem Schüler, das Stück gründlich umzuarbeiten, was dieser jedoch zum Glück nicht tat. Das Klavierkonzert Opus 23 in b-Moll wanderte mit seinem Erschaffer von Russland in das ferne Amerika, nach Boston. Dort wurde es 1875 mit dem deutschen Klavierwunder Hans von Bülow am Piano uraufgeführt, dem Tschaikowski sein Konzert letztendlich auch widmete. Der berühmte Anfang mit den wuchtigen Akkorden und dem nachfolgend einsetzenden Thema der Geigen gehört zu den einprägsamsten Melodien überhaupt und machen bis heute die ungebrochene Beliebtheit dieses Klavierstückes aus.
13. Der russische Crack am Klavier: Sergei Rachmaninows „Klavierkonzert Nummer 2“
Wer das 2. Klavierkonzert Opus 18 in c-Moll von Rachmaninow aus dem Jahr 1901 spielen kann, der hat es geschafft: Bis heute gilt dieses Werk als das schwerste Klavierstück der Welt. Einzigartig steht es da, in seiner Kraft und seinem Melodienreichtum alle Grenzen berührend. Rachmaninows 2. Klavierkonzert ist die vollendete Kunst am Klavier, der sich jeder Starpianist mindestens einmal im Leben stellt. Und wen das Üben dieses imposanten Werkes in eine Krise befördert, der findet vielleicht Trost in dem Gedanken, dass Rachmaninow selbst in einer tiefen Schaffenskrise steckte, als er das Stück verfasste. Es waren die großen Ideen und Gedanken seines 2. Klavierkonzertes, die den Meister am Klavier aus seinem eigenen Schaffenstief wieder heraus führten.
14. Aus den Tiefen der nordischen Wälder: Edvard Griegs „Alfedans“
Kinderfreundliche Komponisten kamen nicht nur aus Deutschland: Der Norweger Edvard Grieg schuf mit seinen „Lyrischen Stücken Opus 54“ nicht nur, aber auch kleine Stücke für die kleinsten Pianisten, von denen „Alfedans“, der „Elfentanz“, eines der bekanntesten ist. Weitere Titel wie „Marsch der Zwerge“ (Trolltog), „Bächlein“ (Bekken), „Waldesstille“ (Skogstillhet) und natürlich die berühmte „Hochzeit auf Troldhaugen“ nehmen uns mit auf die Reise in das Norwegen der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, wo Kinder noch mit Geschichten von Trollen und „Aschen-Per“ groß wurden Elfen durch die Wälder tanzten.
15. Naturliebe aus Frankreich: Claude Debussys „Claire du lune“
Wir kennen ihn aus „Sieben Jahre in Tibet“, aus den „Twilight“-Filmen und zahlreichen anderen: Der dritte Satz aus der „Suite bergamasque“, komponiert von Claude Debussy 1895, lädt bis heute zum Träumen und Lieben ein – im Mondenschein, dem „Claire du lune“. Der junge Debussy hatte eigentlich Konzertpianist werden wollen, doch wechselte er während seines Studiums in die Kompositionsklasse. Er war ein Freund Richard Wagners, auch wenn ihm dessen Kompositionen zu (Wort) gewaltig waren: Die Musik beginne für ihn an der Stelle, an der Worte nicht genug sagten, soll er einmal in Bezug auf Wagner gesagt haben. Und tatsächlich: Bedarf es noch irgendwelcher weiteren Worte, wenn „Claire du lune“ erklingt?
Die Plätze 16-45 der schönsten klassischen Klavierstücke:
Klavierstücke (Klassik) Spotify-Playlist:
Die schönsten modernen Klavierlieder (Pop)
1. Der Ragtime erobert das Klavier: „The Entertainer“ von Scott Joplin
Ab 1900 beginnt musikalisch in den USA etwas völlig Neues: Mit dem „Ragtime“ wird ein neuer Stil am Piano eingeführt, der die traditionelle Musik der Afro-Amerikaner mit der klassischen europäischen Musik verbindet. Besonders der Rhythmus ist sehr anders als das, was in Europa über Jahrhunderte gepflegt wurde, und macht bis heute den Schwung und Esprit des Ragtime und seines berühmtesten Vertreters, des „Entertainers“ aus.
2. Die Goldenen Zwanziger: George Gershwins „Rhapsody in blue“
Und weiter geht es in Richtung Jazz: Der amerikanische Komponist George Gershwin nutzte für sein Werk die für den Jazz so typischen „Blue Notes“ und die triolische Rhythmik. Aber auch Elemente aus den großen Klavierkonzerten des 19. Jahrhunderts sind hier anzutreffen. Gershwin selbst wollte offen für das Alte und das Neue sein, und schaffte es damit, sein Publikum anzusprechen und mitzureißen – anders als seine Zeitgenossen Arnold Schönberg und Igor Strawinski.
3. Es ist Zeit für einen Hit: Duke Ellington „Take(s) the A-Train“
Wir verlassen nun endgültig die Zeit der großen, alten Komponisten und erreichen die Moderne. „Take the A-Train“ war der Erkennungshit des Duke-Ellington-Orchesters, obwohl ihn der berühmte Jazzpianist nicht selbst komponiert hatte, sondern sein Arrangeur Billy Strayhorn. „Take the A-Train“ gehört mittlerweile als berühmter Jazz-Standard zu den Songs, den jeder Jazzpianist aus dem Ärmel schütteln kann.
4. Das Klavier war ihre Rettung: „Let it be“ von den Beatles
Bis ins Mark zerstritten war die berühmte Popband aus Großbritannien, die Auflösung stand im Raum. Doch dann erschien der Held der Stunde: Billy Preston, das amerikanische Wunder am Klavier. Das Ergebnis: Streitigkeiten werden vor dem Gast beiseitegelassen, und ein neuer Welthit entsteht. 13 Wochen hielt sich der Song in der deutschen Hitparade und ist heute aus keinem Songbuch für Pianisten wegzudenken.
5. „Ich erzähle dir meine Geschichte“: Billy Joels „Piano Man“
So fühlt es sich an, ein Barpianist zu sein: In seinem Song „Piano Man“ beschrieb der US-amerikanische Pianist Martin William „Billy“ Joel, wie sein Alter Ego in einer Bar Klavier spielt und dabei die Leute beobachtet. Vom Kellner bis zum Immobilienmakler, der sich als Schriftsteller den Gästen präsentiert, werden Vertreter aller gesellschaftlichen Schichten genannt, die eines zusammenführt: Die Sehnsucht nach einer kurzen Pause in ihrem Leben. Sie finden sie in der Musik. „Piano Man“ wurde über 3 Millionen Mal verkauft und gehört zur „Liste der 500 besten Songs aller Zeiten“.
6. Romantisch und frech: Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Für Kenner und Liebhaber sind die alten DEFA-Märchenverfilmungen aus DDR-Zeiten Kult. Und selbst diejenigen, die mit den alten Streifen nicht mehr so viel anfangen können, werden von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ doch noch verzaubert. Schuld daran ist bei diesem besonderen Märchenfilm nicht nur die gute Schauspiel-Besetzung, die ungewöhnliche Erweiterung der Aschenputtel-Geschichte durch einen Räubertochter-ähnlichen, kleinen Wildfang sowie die tollen Kostüme und die so passend gewählten Drehorte. Den letzten Zauber verpasst diesem Film aus dem Jahr 1973 der wunderschöne Soundtrack von Karel Svoboda. Eingängig und kunstvoll ist diese Klaviermusik mittlerweile auch auf Hochzeiten sehr beliebt.
7. Ein letzter Gruß für eine tragische Prinzessin: Elton Johns „Candle In The Wind“
Es gibt wohl kaum einen Menschen auf der Welt, der bei den Klängen von Elton Johns berühmter Klavierballade nicht dieses Meer aus Blumen und Kerzen und diese unglaublich verloren wirkenden kleinen Prinzen sieht, die hinter dem Sarg ihrer Mutter herziehen. 37 Millionen Mal wurde „Candle in the wind“ verkauft und ist damit die erfolgreichste Single auf der ganzen Welt, die sogar einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde erhielt. Dabei hatten der berühmte britische Popsänger Elton John und sein Texter Bernie Taupin den Song gar nicht für Lady Diana geschrieben, sondern für die – ebenso tragisch und jung verstorbene – Schauspielschönheit Marilyn Monroe. Taupin verfasste für die Beerdigung der britischen Prinzessin einen neuen Text, der Diana gewidmet war. Bis heute spielt die Popikone auf Konzerten stets die alte Fassung von 1973 – Dianas Version hat er nie wieder singen wollen.
8. Tolkien am Klavier: „The Eldar“ von Blind Guardian
Der Heavy Metal ist zwar trotz der harten Klänge auch dafür bekannt, dass auf jedem Album die eine oder andere Ballade oder Hymne die sensibleren Seiten der Rocker zeigen, doch meistens wird selbst bei den sanfteren Songs nicht auf ein langsames Schlagzeug oder die verzerrte Gitarre verzichtet. Man bleibt sich eben doch treu. Eine absolute Ausnahme ist auf dem 1998 erschienenen Album „Nightfall in Middle Earth“ der deutschen Metaller Blind Guardian zu finden: „The Eldar“ ist ein Gänsehaut erzeugender Song, den Bandleader und Sänger Hansi Kürsch allein über die Elben aus J.R.R. Tolkiens „Silmarillion“ singt, lediglich begleitet durch das Klavier. Ein Meilenstein in diesem harten Genre – und für das Klavier!
9. Yann Tiersen und die fabelhafte Amélie
„Die fabelhafte Welt der Amélie“ mit Audrey Toutou in der Hauptrolle ist ein typisch französischer Film: Abseits von Kitsch und Geigensound ist Amélies Geschichte voller Mut, Zartheit, Trauer und Lebensfreude, verrückt und liebenswert in einem. Der Filmkomponist Yann Tiersen wählte das Klavier zum Hauptinstrument – und landete einen Treffer. Kein Film wird so sehr für seine Klaviermusik geliebt wie „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Traurig-schön, leicht spielbar und jederzeit wiedererkennbar erfreuen sich „Le moulin“, „La valse d’Amélie“ und „Comptine d’été“ auch nach fast 20 Jahren größter Beliebtheit.
10. Rockballade am Klavier: „The Scientist“ von Coldplay
Jede Rockband muss irgendwann in ihrer Karriere ein Liebeslied schreiben. Mit der Klavierballade „The Scientist“ platzierte die britische Alternative-Rockband Coldplay 2002 einen Hit in den Charts. In Deutschland wurde das romantische Sehnsuchtslied durch die Casting-Show „Popstars“ berühmt, nachdem im Jahr 2009 mehrere Teilnehmer den Song beim Vorsingen darboten.
11. Stolz und Vorurteil: Dawn
2005 gelang Joe Wright eine wunderbare Verfilmung des berühmten Romans „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen aus dem Jahr 1813. Mit Keira Knightley und Matthew Macfadyen in den Hauptrollen als Elisabeth Bennet und Mr. Darcy schaffte es dieser Film, jenem alten britischen Bestseller gerecht zu werden. Dazu trugen neben den Kostümen und den herrlichen britischen Herrenhäusern unter anderem auch die dem beginnenden 19. Jahrhundert stilistisch angepasste Filmmusik des italienischen Filmkomponisten Dario Marianelli bei. Das Klavier als Instrument der adligen Töchter dieser Zeit durchzieht als Nebenmotiv den gesamten Film, und schon mit dem Eröffnungstitel „Dawn“ tröpfelt es mit seinen zarten Klängen leise in die Seele des Zuschauers.
12. Der Hit aus Südkorea: „Rivers flows in you“ von Yiruma
Die Verfilmungen von Stephanie Meyers Vampir-Romanen „Twilight“ kamen ab 2008 in die Kinos und wurden allesamt Welterfolge. Die schaurig-schöne Liebesgeschichte der jungen Isabella Swan mit dem Vampir Edvard Cullen wurde von den Produzenten wunderschön in Szene gesetzt und ging mit der einfühlsamen Musik von Carter Burwell einem Millionenpublikum unter die Haut.
Der 2001 von Yiruma komponierte Klavierhit „Rivers flows in you“ sollte ursprünglich das romantische Lied sein, das Edvard seiner Bella am Klavier widmet. Bis heute finden sich auf Youtube Zusammenschnitte des Songs mit der romantischen Szene aus der Twilight-Saga, in der Edward für Bella am Klavier spielt. Die Filmproduzenten hatten die Wünsche der Fans für den Soundtrack jedoch nicht berücksichtigen können und einen anderen, kostengünstigeren Song für die Filmmusik ausgewählt. Doch in der Welt der Freunde von „Twilight“ ist und bleibt „Rivers flows in you“ Edvards Lied für Bella – für immer.
13. Da berühren sich zwei Welten: Ludovico Einaudis „Una Mattina“
Und wieder war es ein französischer Film, der im Jahr 2011 nicht nur durch seine Thematik, sondern auch durch seine wundervolle Klaviermusik viele Millionen Menschen rührte. Die Rede ist von „Ziemlich beste Freunde“, einem Film über die Freundschaft zwischen einem schwerreichen, aber querschnittsgelähmten Mann und seinem aus den Vororten von Paris stammenden Pfleger, dessen junges Leben bisher von Arbeitslosigkeit, Drogen und Kriminalität geprägt war. Doch dieses Mal stammte der Komponist aus Italien: Ludovico Einaudi, der Schöpfer des Titelsongs „Una Mattina“ und der weiteren Klavierstücke zum Film, hatte sich schon lange zuvor als Pianist und Komponist über die Grenzen seiner Heimat hinaus einen Namen gemacht. Doch mit der klaren Einfachheit und Schönheit von „Una mattina“ schuf er genau die Musik, die die Traurigkeit im Inneren von „Ziemlich beste Freunde“ beinahe anfassbar macht.
14. Sehnsucht nach Liebe: Adeles „Someone like you“
Mit ihrer unverwechselbaren, rauchigen Soulstimme schaffte die britische Sängerin Adele 2011 ihren Song „Someone like you“ auf den ersten Platz der britischen Charts zu katapultieren. Seither ging es mit ihrer Karriere steil bergauf. Der auf wenige Akkorde einfach gehaltenen Klavierbegleitung steht ein für Popmusik ungewöhnlich kunstvoller Gesang gegenüber, der den Song schwer nachsingbar macht. Mit dieser Individualität wurde Adele zu einer der berühmtesten Sängerinnen unseres Jahrhunderts. Vereinfachte Versionen von „Someone like you“ finden sich in nahezu allen Songbooks für moderne Klavierhits.
15. Ein großes Herz: John Legends „All of me“
Seiner Frau Chrissy widmete der amerikanische Popstar John Legend seinen Song „All of me“, der 2013 als Single-Auskopplung seines neuen Albums „Love in the Future“ erschien und Legends erster großer Hit wurde. Der als John Roger Stephens im Bundesstaat Ohio 1978 geborene Schauspieler und Musiker hatte schon früher auf sein musikalisches Talent aufmerksam gemacht, etwa durch die Mitwirkung am Soundtrack von Quentin Tarantinos „Django Unchained“ im Jahr zuvor. Der romantische Song wird ganz vom Klavier getragen und braucht im Gegensatz zu anderen Lovesongs und Balladen kein anderes Instrument – außer einer fantastischen Stimme.
Die Plätze 16-49 der schönsten modernen Klavierlieder:
Klavierlieder (Pop) Spotify-Playlist:
… und die vielen, vielen Arrangements
Diese Liste der schönsten und bekanntesten Lieder und Stücke am Klavier kann natürlich keine Vollständigkeit beanspruchen, zu groß ist die Auswahl rund um dieses wunderbare Instrument. Vielmehr wurde versucht, eine möglichst große Bandbreite durch die Geschichte der Klaviermusik zu erfassen und dabei die berühmtesten Persönlichkeiten ihrer Zeit zu erfassen, die es über all die Jahre bis in unsere Gegenwart geschafft haben, Ohrwürmer in die Köpfe der Menschen zu zaubern.
Die Liste ließe sich selbstverständlich erweitern. Auch zu erwähnen sind die unzähligen Klavier-Arrangements, die es mittlerweile zu kaufen gibt. Wohl fast jeder bekannter Song oder jede berühmte Melodie aus Oper und Film kann auf dem Klavier wiedergegeben werden, ganz gleich, für welche Instrumente das Original komponiert wurde. Von Justin Bieber bis Metallica, von Richard Wagner bis Star Wars gibt es Noten für das Klavier zu erwerben. Das Klavier ist eben vielseitig – und klingt wunderschön.