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Photo by Clem Onojeghuo on Unsplash
Aller Anfang ist schwer – auch im Musikbusiness. Viele Erstlingswerke verschwinden unbeachtet in der Versenkung. Wenige haben Glück und erweisen sich als Senkrechtstarter: In Windeseile verkaufen sie sich millionenfach und erklimmen die Spitzenplätze der Charts. Meist dauert es jedoch deutlich länger, bis das wahre Potenzial eines Debütalbums erkannt wird. Erst im Nachhinein zeigte sich, wie stark es ein Genre und den Zeitgeist prägte und welchen Einfluss es auf nachfolgende Musiker hatte. Nicht immer ist ein erfolgreiches Debüt ein Segen. Einige Künstler legen mit ihrem ersten Album die Messlatte derart hoch, dass sie danach daran scheitern. Für andere ist es der Einstieg in eine beispiellose Karriere.
Hier kommen unsere 50 besten Debütalben aller Zeiten.
1. „Are You Experienced?“ von Jimi Hendrix Experience
(c) Sony Music Entertainment
Als im Jahr 1967 die Band Jimi Hendrix Experience ihr Debütalbum „Are You Experienced?“ herausbrachte, erstarrte die Musikwelt in ehrfürchtigem Staunen. Noch nie zuvor hatte ein Gitarrist seinem Instrument derartige Klänge entlockt: mit solch ungeheurer Power, solch Härte und Virtuosität. Zu dem sphärischen Sound der Gitarre gesellte sich Jimi Hendrix‘ in den Bann ziehender Gesang.
Das Album erschien in den USA und Großbritannien in unterschiedlichen Versionen, doch das tat dem Erfolg der Platte keinen Abbruch. Es verkaufte sich blendend und viele der enthaltenden Songs gehören zu den beliebtesten Hits von Jimi Hendrix. Obwohl er bereits drei Jahre später verstarb, inspiriert sein innovatives Gitarrenspiel noch heute unzählige Musiker.
UMG Recordings, Inc.
Sex, Drugs and Rock ’n‘ Roll in wahr gewordener Vollendung: Gleich ihr erstes Album machte Guns N‘ Roses 1987 zu Legenden der Rockmusik. Mit Hymnen wie „Sweet Child of Mine“ und „Paradise City“, in denen sich Axl Rose rasiermesserscharf Herz und Seele aus dem Halse schmettert, erregte die Platte enormes Aufsehen. Die straffen Rhythmen, das gelungene Songwriting und nicht zuletzt Slashs energetisches Gitarrenspiel machten deutlich: Die Rock-Szene hatte ihren Meister gefunden.
Mit weit über 30 Millionen verkauften Exemplaren ist „Appetite for Destruction“ das kommerziell erfolgreichste zu Debütalben der Welt.
(c) Sony Music Entertainment
Während die Kids der 70er und 80er ihren Frust mit lautem Punk und Metal bekämpften, herrschte Anfang der 90er Jahre eine desillusionierte Stimmung. Die Musik wurde düsterer, schwermütiger und die goldene Ära des Grunge begann. Als die Band Pearl Jam ihr Debütalbum 1991 veröffentlichte, standen sie noch im Schatten von Nirvana. „Ten“ verkaufte sich anfangs nur schleppend. Doch stetig stiegen die Verkaufszahlen und Pearl Jam wurde zu Nirvanas stärkstem Konkurrenten. Die sozialkritischen, intensiven Texte, die Sänger Eddie Vedder gefühlvoll vermittelt, machen das Album zu einer Landmarke des Genres.
Warner Music Group Company
Als Led Zeppelin 1969 ihr Debüt mit einem grandiosen Hard Rock Feuerwerk zündeten, konnten viele Kritiker nicht einordnen, was ihnen da in den Gehörgang flog. Die Rezensionen ließen kaum ein gutes Haar an dem Album und nörgelten, „weder neu, noch aufregend“ sei es. Den Fans war es egal: „Led Zeppelin“ war von Beginn an ein kommerzieller Erfolg. Jahre später ruderten auch die Kritiker zurück und bekannten beschämt, dass ihre anfangs so gescholtene Platte im Nachhinein doch recht innovativ war. Heute ist die enorme Bedeutung, die das Album für die Entwicklung der Rockmusik hatte, unstrittig und die meisten namhaften Musikzeitschriften zählen es zu den besten Alben aller Zeiten.
Polydor Ltd. (UK)
Für heutige Ohren mag das Debütalbum der britischen Band The Who recht harmlos klingen, für das Jahr 1965 legte es jedoch eine unbekannte Härte und Intensität an den Tag. Auch wenn die Band selbst mit ihrem Werk nicht vollends zufrieden war, gehört „My Generation“ zu den zukunftsweisendsten Alben, die jemals entstanden. Es ist ein Meilenstein auf der Weg zum Hard Rock, Punk und Heavy Metal und beeinflusste unzählige nachfolgende Künstler. Das mit Leidenschaft und purer Absicht gestotterte Titellied wurde in Großbritannien zur Hymne der Mods-Bewegung. Eine ganze Generation Jugendlicher rebellierte damit gegen die konservative Erwachsenenwelt.
7. „The Velvet Underground & Nico“ von The Velvet Underground
Universal Records, a Division of UMG Recordings, Inc.
Nun wenige Bands trauen sich, dem Mainstream derart konsequent zu trotzen und ihr eigenes Ding durchzuziehen, wie The Velvet Underground. Unterstützt von der deutschen Sängerin Nico, revolutionierten sie mit ihrem 1967 veröffentlichten Debütalbum die Musikszene. Dabei scheuten sie vor keinem Tabubruch zurück: Ihre Texte provozierten mit Themen wie Drogensucht, Sadomasochismus und Prostitution. Der Sound klang experimentell und avantgardistisch – und so gar nicht zum Mitsingen und Tanzen geeignet. Radiostationen weigerten sich, die Songs zu spielen, und das von Andy Warhol produzierte Album fand damals kaum Beachtung. Heute gilt „The Velvet Underground & Nico“ als eines der bedeutendsten Alben der Rockgeschichte. Unzählige nachfolgende Künstler, unter anderem David Bowie, ließen sich von ihm inspirieren.
(c) Epc (Sony Music)
Wer im Herbst 1976 das Radio anschaltete, hatte gute Chancen, dass ihm daraus die emotionsgeladene Stimme von Brad Delps ein „More Than A Feeling“ entgegendonnerte. Mit ihrem Album „Boston“ legte die gleichnamige Band eine Sensation hin. Nach nur drei Wochen erzielte das Album Gold und verweilte satte 132 Wochen in den Billboard 200 Charts. Kopf hinter dem Erfolg ist Bandgründer Tom Scholz, der während seines Maschinenbaustudiums mit dem Songschreiben begann. Sein späteres Gehalt als Ingenieur steckte er in die Einrichtung eines eigenen Aufnahmestudios, in dem das Album größtenteils entstand. Inzwischen wurde „Boston“ weltweit über 20 Millionen Mal verkauft und 17 Mal mit Platin ausgezeichnet. Es ist eines der erfolgreichsten Plattendebüts der Geschichte.
(c) BMG Company
Donner, Regen und Glockengeläut – abgelöst von düsteren Riffs: Der Opening-Song des Black Sabbath-Debüts verbreitet erst einmal Weltuntergangsstimmung. Kurz darauf nimmt er jedoch gehörig an Fahrt auf und spätestens beim zweiten Track „The Wizzard“ ist klar: Das ist Metal! Als das Album am Freitag, den 13. Februar 1970 veröffentlicht wurde, konnte allerdings kaum jemand etwas damit anfangen. Die Rezensionen waren größtenteils vernichtend. Doch Zeiten ändern sich: Heute gilt die Platte „Black Sabbath“ als eines der ersten richtigen Heavy-Metal-Alben und wird von Fans und Kritikern gleichermaßen gefeiert. Vor allem Tony Iommis Gitarrenspiel im tiefen Mollton-Sound galt lange Zeit als ein Markenzeichen der Metalmusik.
(c) Warner Music Group Company
Kurz, schnell, laut – einer Dampfwalze gleich – mähen die Ramones mit ihrem gleichnamigen Debütalbum die Hörer nieder. Die 1976 veröffentlichte Platte ist Punkrock in seiner reinsten Form. Die Songs sind äußerst minimalistisch gehalten, doch gerade diese Einfachheit macht sie originell. Mit humorvollen, zum Teil sarkastischen Texten und donnernden Uptempo-Beat, wirkt das Album wie ein akustischer Comic. Dabei vermittelt es vor allem eins: Spaß! Direkt nach ihrem Erscheinen war die Platte kein Erfolg. Erst Jahre später wurde erkannt, was sie für eine Bedeutung für die Musikszene hat. Nicht nur Punkrock, sondern auch andere Genres, wie Heavy-Metal, Grunge und Indie-Pop, wurden von ihr beeinflusst. Der Song „Blitzkrieg Bob“ zählt noch heute zu den bekanntesten Titeln der Band.
(c) Universal Music Group
Nachdem die Beatles in Hamburg und Liverpool mit Live-Auftritten Erfahrungen sammeln konnten, brachten sie im Oktober 1962 ihre erste Single auf den Markt. „Love Me Do“ startete vielversprechend und drei Monate später erschien mit „Please Please Me“ die zweite Single. Diese erreichte Spitzenplätze in den britischen Hit-Charts und um die Welle des Erfolges nicht verstreichen zu lassen, sollte umgehend eine Langspielplatte folgen. Produzent George Martin bestellte die Band in die Abbey Road Studios und in einer einzigen, zwölf Stunden langen Marathonsession wurde das Album aufgenommen. Damit zählt es nicht nur zu den besten, sondern auch zu den schnellsten Debütalben der Geschichte. Die nach der zweiten Single benannte Scheibe bedeutete den Durchbruch für die Beatles und löste den Beginn einer weltweiten Beatlemania aus.
(c) Arista Records LLC
Mitte der 70er Jahre wehen in New York City die musikalischen Flaggen rebellisch in Richtung Punk. Mit ihm entsteht gleich eine ganz neue Subkultur. Zu den wichtigsten Wegbereitern dieses Genres gehört Patti Smith. Doch es ist nicht nur ihr Musikstil, der ihr 1975 erschienenes Debütalbum „Horses“ so einzigartig macht: Sie kombiniert darauf derart gekonnt Punk mit Poesie, dass beinahe eine neue Kunstform entsteht. Patti Smith hat etwas zu sagen. Sie lebt Lyrik und liebt Worte. Wild und ungezähmt sprudeln die Texte aus ihr heraus – untermalt von treibenden Gitarren-Rhythmen. Jeder soll erfahren, was sie denkt. Damit wird sie zur Ikone der Punk-Bewegung und gleichzeitig ein Vorbild vieler Frauen.
(c) Universal Music
Während im Jahr 1968 die Welt in psychodelischen Tönen versank, reformierte eine Band –“ The Band“ – noch einmal die Rockmusik. Deutlich kreativer als der Bandname vermuten lässt, vermischt sie auf geniale Weise Folk, Blues und weitere Genres zu einem ganz eigenen Klangcocktail. Die stimmigen Roots Rock Melodien ihres Debütalbums wirken wie ein Potpourri amerikanischer Musikgeschichte. Heute gilt „Music from Big Pink“ als eines der einflussreichsten Rockalben überhaupt. Ihren Ursprung hatte „The Band“ als Hintergrundmusiker von Ronnie Hawkings und später von Bob Dylan. Letzterer wirkte auch an der Platte mit. Er schrieb drei Songs und steuerte das Bild für das Cover bei. Entstanden sind die meisten Songs in einem Haus mit pinkfarbener Fassade, genannt „Big Pink“, in dem mehrere Mitglieder der Band gemeinsam wohnten.
(c) Warner Records
Auf der Welle einer weltweiten Nu Metal-Euphorie schwimmend, erfinden Linkin Park das musikalische Rad im Jahr 2000 nicht neu: Mit ihrem Debütalbum gelingt es ihnen jedoch, das Beste aus verschiedenen Genres raffiniert zu mixen. Die Kombination aus aggressivem Shouten, melodischen Gesangspassagen von Chester Bennington und harten Rap-Einlagen von Mike Shinoda machen die Songs extrem eingängig. Mit „Hybrid Theory“ schaffen es Linkin Park, selbst eingefleischte Fans samtweicher Popsongs auf die „dunkle“ Seite der Musik zu ziehen. Bereits kurz nach seinem Erscheinen erreichte das Album rekordverdächtige Verkaufszahlen. Inzwischen erhielt es zahlreiche Auszeichnungen und gilt als eines der kommerziell erfolgreichsten Debütalben aller Zeiten.
17. „The Piper at the Gates of Dawn“ von Pink Floyd
(c) Warner Music Group Company
Allein das Hören des Albums reicht aus, um in einen berauschenden Trancezustand zu fallen. Plötzlich kreisen bunte Farben um einen herum und alles scheint zu schweben. Pink Floyds 1967 veröffentlichtes Debütalbum ist Psychodelic Rock in Perfektion. Syd Barrett, der damalige Sänger und kreative Kopf der Band, machte keinen Hehl daraus, dass er zu dieser Zeit tatsächlich viel mit LSD experimentierte. Ein Jahr später bedeutete es für ihn das Aus bei Pink Floyd. Auf „The Piper at the Gates of Dawn“ zeigt er sein enormes Talent. Die Platte ist technisch äußerst professionell geworden und ist trotz – oder gerade – wegen ihrer Schrägheit ein Meisterwerk ihres Genres.
(c) WEA International Inc.
Gleich mit ihrem Debüt liefert die Band eine beeindruckende Kollektion an Classic Rock Songs. Mit einer Mischung aus zurückgeschraubtem Punk, Synthesizer-Klängen und rockigen Gitarren erschaffen The Cars einen eigenen – zum Teil eigenwilligen – aber sehr radiotauglichen Stil. Das im Jahr 1978 herausgekommene Album spiegelt den Zeitgeist der 70er und läutet gleichzeitig mit Songs wie „Just What I Needed“ den musikalischen Trend der 80er Jahre ein. Der Punk wurde poppiger und damit in den Mainstream gebracht. Die Platte „The Cars“ gehört zu den Pionieren des New Waves und blieb 139 Wochen in den US-amerikanischen Charts.
(c) Sony Music UK
Wir schreiben das Jahr 1989. Die Musikwelt schippert zu großen Teilen in äußerst seichten Gewässern. Ganz aufhalten können auch The Stone Roses mit ihrem gleichnamigen Debütalbum diesen Trend nicht, dennoch schaffen sie eine kleine Kehrtwende. Mit gitarrenlastigem Sound und eingängigen Texten besinnen sie sich zurück auf die Ursprünge der traditionsreichen britischen Rockmusik. Sie gelten als Vorreiter des Britpops, in dessen Fahrwasser Bands wie Blur und Oasis entstanden. Obwohl das Album großen Einfluss auf die damalige Musikszene hatte, hielt sich sein kommerzieller Erfolg in Grenzen.
Jeder hat seine eigene Vorstellung vom besten Debütalbum und so mag diese Liste für jeden anders aussehen. Geht es rein um den kommerziellen Erfolg, fehlen hier sicher die Debütalben von Lady Gaga, Britney Spears, den Backstreet Boys und vielen weiteren Stars. Und natürlich gibt es noch weitere Erstlingswerke, die ein Genre oder andere Künstler prägten. Ob das auch einem aktuellen Debütalbum gelingen wird, sehen wir in einigen Jahren.