Was wäre die Liebe ohne Zweifel? Nur die halbe Miete vermutlich. Wie jedes andere große Gefühl hat auch die Eifersucht Generationen von Künstler*innen inspiriert und zu Höhenflügen in Richtung Charts verholfen. Dass man den „Dolch im Herzen“ zumindest musikalisch hervorragend verarbeiten kann, zeigt das folgende Ranking.
(Eine Spotify-Playlist findest du am Ende des Artikels.)
1. Suspicious Minds – Elvis Presley
Das 1969 erschienene Album „From Elvis in Memphis“ zählt inzwischen zu den Legenden des Showgeschäfts. Die Single „Suspicious Minds“ war ursprünglich nur ein Coversong von B. J. Thomas, bescherte dem King jedoch einen Millionenhit. Die Message: das Dilemma von zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen das Vertrauen (unwiederbringlich) zerstört ist. Der Zeitpunkt, gerade diesen Song einzuspielen, war von Elvis nicht zufällig gewählt worden. 1969 war ein Wendepunkt im Leben des King. Berufliche und musikalische Neuorientierung war notwendig geworden. Mit dem Erfolg seiner Show in Las Vegas endete allerdings auch seine 1967 geschlossene Ehe mit Priscilla. Wenn Eifersucht und Misstrauen an der Tagesordnung stehen, mag das Aus für die Liebe nicht mehr weit sein. Einen musikalischen Welthit zu landen, der die Jahrzehnte überdauert, kann dafür vielleicht nur ein schwacher Trost sein, ein Platz für die Ewigkeit gewonnen wäre allemal.
2. Jealous Guy – John Lennon
Auch die wahrhaft Großen unter uns erliegen der Eifersucht dann und wann. Große Gefühle im Spiel waren bei John Lennon und seiner Frau Yoko Ono mit Sicherheit, zahlreiche Fotostrecken aus der gemeinsamen Zeit beweisen das noch heute. Als Teil des 1971 erschienenen Kultalbums „Imagine“ stürmte der eifersüchtige Typ auch sogleich die Charts und vor allem die Herzen seiner (weiblichen) Fans. Dass große Gefühle auch zu großen Erfolgen führen können, beweist „Imagine“ noch immer. Es ziert Platz 80 der 500 größten Alben aller Zeiten des strengen Rolling Stone Magazine. Was vielfach nicht bekannt ist: Beatles-Kollege George Harrison gab John Lennon musikalische Schützenhilfe für die Aufnahmen zu „Imagine“. Inspiriert wurde er hingegen von den zermürbenden Auseinandersetzungen mit Paul McCartney, der das Ende der Beatles nicht verkraften konnte. So viel Eifersucht, Neid und verletzte Gefühle auf ein Album zu bringen, zeugt von wahrer (musikalischer) Größe.
3. Jessie’s Girl – Rick Springfield
Der Song, der auf kaum einer 80er-Jahre Pop-Rock-Compilation fehlen darf, beschreibt romantische Gefühle für die Freundin des Freundes. Das Situationsbild, das – wie Springfield selbst in einem Interview bestätigte – den meisten Menschen im Leben mindestens einmal widerfahren kann – wurde wahrscheinlich unter anderem wegen seinem Wiedererkennungswert ein Hit. Der Song erschien 1981 auf dem Album „Working Class Dog“ und schaffte Platz 1 in den Billboard Hot 100. Für sein Album „Karma“ nahm Rick Springfield 1999 eine Akustikversion seines Klassikers auf, die nicht nur bei Liebeskummer durchaus hörenswert ist.
4. My Best Friend’s Girl – The Cars
Ähnlich wie Rick Springfield in den 80er-Jahren erging es den „Cars“ 1978 – sie sind verliebt in die Freundin des besten Freundes, die allerdings ursprünglich mal die ihre war. Auch dieser für die späten 70er-Jahre typische Popsong darf auf keinem Best-of-Album fehlen. In den USA war die Single ein bescheidener Kämpfer in den Charts, in England erreichte sie hingegen Platz 3.
5. Alarm – Anne Marie
Sämtliche Alarmglocken sollten spätestens dann schrillen, wenn der eigene Kerl nach einer anderen Frau duftet. Anne Marie schlussfolgert „Karma is a bitch“ und bleibt auf jeden Fall wachsam. Der Technopopsong aus dem Jahr 2016 besticht durch die expliziten Textzeilen ebenso wie durch das ästhetisch sehr gelungene offizielle Musikvideo. Die englische Sängerin konnte damit ihr Debütalbum „Speak Your Mind“ gekonnt in die Charts katapultieren und sich international zum Durchbruch verhelfen. Wer im Video Ähnlichkeiten zu dem Movie „Romeo + Juliet“ aus dem Jahr 1996 entdeckt, liegt richtig: Der Film diente zur Inspiration.
6. Where did you sleep last night? – Nirvana
Ein amerikanischer Folk Song des späten 19. Jahrhunderts wurde 1993 durch seine live Interpretation auf MTV Unplugged zum Nirvana-Superhit. Basierend auf der 1964-er Version der Bluegrass-Ikone Lead Belly schaffte es die Grunge-Version zu internationaler Berühmtheit, nicht zuletzt wohl auch durch ihre Verwendung als Werbejingle für einen galaktischen Schokoriegel. Der Song taucht unter verschiedenen Namen auf, so z. B. „In the Pines“ oder „My Girl“. Das Album „MTV Unplugged in New York“ erschien 1994 und erzielte Platin. Die Strickjacke, die Kurt Cobain bei dem mittlerweile legendären Auftritt anhatte, wurde unlängst für mehr als 300.000 Euro versteigert. Dafür lohnt es sich schon mal, eine Nacht im Freien zu verbringen, auf der Suche nach der abtrünnigen Geliebten.
7. Jealousy – Bryan Adams
Auf dem Album „You want it you got it“ aus dem Jahr 1981 ging „Jealousy“ zugegeben ein wenig unter. Immerhin bereits das zweite Studioalbum des kanadischen Rockers, konnten die sanften Rocksongs zumindest Europa nicht wirklich überzeugen. Ein Glück für ihn, dass drei Jahre später das Album „Reckless“ den „Summer of ’69“ in die Musik-Welt brachte.
8. I Saw Red – Warrant
In Europa kaum mehr bekannt, verdienen Warrant doch einen Platz im Herzen aller (soften) Hard-Rock-Fans der späten 1980er- und 90er-Jahre. Der Song, der den Moment der Wahrheit beschreibt, wo der Ich-Erzähler rotsieht, als er die Angebetete in flagranti mit einem anderen Mann erwischt, erschien auf dem zweiten Studioalbum „Cherry Pie“ aus dem Jahr 1990. Das Album war das erfolgreichste und meistverkaufte der amerikanischen Rocker aus Kalifornien und erreichte Platz 7 in den Billboard 200.
9. Revenge – Pink feat. Eminem
Auch wenn niemand ernsthaft daran zweifeln würde, dass Pink jedes Genre, auch den Rap, perfekt beherrscht, so überrascht sie mit ihrer Performance in diesem Song dennoch angenehm. Mit Hilfe von Eminem, dem Großmeister der verletzten Gefühle und unterdrückter Aggression, schildert Pink in „Revenge“ ihren Racheplan am untreuen Ex. Der gefällige Refrain macht den Song absolut tanzbar, das Crossover zweier Stilrichtungen funktioniert hier einwandfrei. Veröffentlicht wurde die musikalische Rachefantasie 2017 auf dem siebten Studioalbum „Beautiful Trauma“.
10. My Name is not Susan – Whitney Houston
Glück mit den Männern hatte Jahrhundertstimme Whitney Houston weder im echten Leben noch in ihrer Musik. Letzteres sorgte immerhin für einige Top Ten Hits. „My Name is not Susan“ gilt als die Hymne aller betrogenen Frauen, deren Männer sich peinlicherweise verraten, indem sie die Vornamen der Damen verwechseln. Die Single war die vierte Auskoppelung aus Whitneys drittem Album „I’m your Baby tonight“ aus dem Jahr 1990. Grund zur Eifersucht hat die Protagonistin hier wegen der offensichtlichen Unfähigkeit ihres Mannes, über seine Ex Susan hinwegzukommen. Sie stellt ihm ein Ultimatum: Show some respect! Ein Ratschlag, den Whitney im wahren Leben besser selbst auch beherzigen hätte sollen.
11. Girl with one Eye – Florence + The Machine
Gerade Frauen scheuen keinen Kampf, wenn es um den eigenen Mann geht. Florence Welsh würde ihrer Widersacherin ohne zu zögern ein Auge ausstechen, wenn diese nicht ihre schmutzigen Finger von ihrem Kuchen lässt. Angst vor Klischees hat die charismatische Engländerin mit den feuerroten Haaren tatsächlich nicht. Und warum sollen im 21. Jahrhundert nur Frauen mit dem Törtchen-Vergleich abgespeist werden? Der Song ist dennoch absolut hörenswert und bringt die Stimme der Frontfrau zur Geltung wie kaum ein anderer. Nachahmung der geschilderten Handlung sei jedoch nicht empfohlen! „Girl with one Eye“ erschien 2009 auf dem Debutalbum „Lungs“, welches Nummer eins in den UK Albums Charts und Platz 14 in den US Billboard 200 erreichen konnte. Auch kommerziell war „Lungs“ ausgesprochen erfolgreich, Florence Welsh bescherte es schmeichelhafte Vergleiche mit Fiona Apple und Kate Bush, was gerade im Bereich des anspruchsvollen Brit-Pop einem wahren Ritterschlag gleichkommt.
12. Bring me some Water – Melissa Etheridge
Etwas mehr als einen Schluck Wasser kann Frau schon vertragen, wenn sie ihrer/ihrem Liebsten auf Zweigleisigkeiten draufkommt. So geschehen 1988 bei Melissa Etheridge, die in „Bring me some Water“ das Gefühl der Eifersucht mit jenem, lebendig zu verbrennen, gleichsetzt. Der Song wurde weltweit ein Hit, die Single stürmte die Top 20 u. a. in den USA, Australien und Neuseeland.
13. Jealous – Labirinth
R&B vom Feinsten lieferte die britische Elektro-Pop Performance „Labirinth“ mit dem im Jahr 2014 erschienenen, gleichnamigen Album. Der Titel des Songs ist Programm, samt allen unschönen Nebengeräuschen, die Eifersucht in eine Beziehung mit ein streuen kann. Sogar auf den Regen ist der Ich-Erzähler neidisch, der die Haut seiner Liebsten berühren darf. Die schwermütige Ballade ist nichts für schwache (= gebrochene) Herzen. Wer jedoch keine Angst vor großen Gefühlen hat, wird hier ausnehmend gut bedient.
14. Jealous Bone – Patty Loveless
Das Thema rund um die eifersüchtige Liebe lässt auch Vertreterinnen der Country-Szene – wie Patty Loveless – nicht unberührt. „Jealous Bone“ porträtiert den Archetypen des eifersüchtigen Kerls, der alles in Frage stellt, was das Kopfkino ihm verdächtig erscheinen lässt. Der Song erschien 1992 auf dem Album „Up Against My Heart“ und hielt sich 20 Wochen lang in den Billboard Hot Country Singles.
15. Every Breath you take – The Police
Hart an der Grenze zu Stalking bewegen sich „The Police“ mit diesem Super Hit aus dem Jahr 1983, erschienen auf dem Album „Synchronicity“. Die von Frontman und Mastermind Sting komponierte Gedankenschleife eines eifersüchtigen Liebhabers, der seine Angebetete auf Schritt und Tritt beobachtet und verfolgt, avancierte zum Super Hit: Acht Wochen in den Billboard Hot 100 Single Charts und vier Wochen in den Top 10 der UK Singles Charts waren der Lohn der finsteren Mühen.
16. Ring the Alarm – Beyoncé
Keine erfolgreich vertonte Facette der zwischenmenschlichen Liebe ohne Beyoncé. Auch Zweifel und Eifersucht nähren die Queen des R&B, was sie geschickt verpackt in eine Mischung aus Rap und Dancefloor. Die Single erschien 2006 auf ihrem zweiten Studioalbum „B’Day“ und erreichte Platz 1 in den Billboard’s Dance Club Charts. Pikantes Detail am Rande: Die Frau, die in diesem Song der schönen Beyoncé den Mann abspenstig machen will, soll frappierende Ähnlichkeiten mit Rihanna aufweisen. Diese soll Jay-Z – Beyoncés Ehemann und Sparringspartner – im echten Leben ein wenig zu nahe gekommen sein. Fazit: Die besten Hits schreibt immer noch das Leben selbst.
17. Mr. Brightside – The Killers
„It started out with a kiss – how did it end up like this?“ fragen sich “The Killers” in diesem Song aus dem Jahr 2004 immer wieder. Erzählt wird das stumme vor sich hin Leiden eines Mannes, der heimlich verliebt in die Frau eines anderen ist. Jeder Blick schmerzt, die Gedanken rasen in seinem Kopf, doch er lässt sich nichts anmerken, denn er ist „Mr. Brightside“. Wer gerne Männer auf hohem Niveau leiden hört, auf Gitarrenpop vom Feinsten steht und einem solide gereimten, aber dennoch poetischen Text nicht abgeneigt ist, wird mit dieser musikalischen Gefühlskonfusion sehr gut bedient. Auch das offizielle Musikvideo stellt in Optik und Ästhetik auch anspruchsvolle Geister zufrieden. Doch auch in Zahlen gemessen kann sich der Ohrenschmaus durchaus sehen lassen: „Mr. Brightside“ gilt bis heute als jene Single, die sich am längsten in den UK Single Charts halten konnte, nämlich ganze 242 Wochen. Kein schlechter Start für ein Debütalbum mit dem Titel „Hot Fuss“.
18. Where do you think you’re going? – Dire Straits
Besonders eindrucksvoll leidet Frontman Mark Knopfler in diesem ruhigen, sehr gefühlvollen Song der Dire Straits, welcher 1979 auf dem zweiten Studioalbum „Communiqué“ erschien. Das Album erhielt durchschnittlich sehr verhaltene Rezensionen, da es im Vergleich zum Debut „Dire Straits“ keine spontanen Garanten für Charterfolge vorweisen konnte. Der Erzähler will die Frau mit allen möglichen (fadenscheinigen) Argumenten davon abzuhalten, ihn zu verlassen. Die irrationalen Gedanken und das Misstrauen auf beiden Seiten wird von stimmungsvollen Gitarrenriffs begleitet, dem typischen Mark Knopfler-Sound eben. Gegen Schluss hin steigert sich die ruhige Ballade zum gefälligen Rocksong, ein Outro in typischer Dire Straits-Manier zeigt eindrucksvoll das ganze Können des Meisters der Gitarren-Soli.
19. That’s him over there – Nina Simone
Auch Ikonen des Soul & Blues wie Nina Simone sind vor Enttäuschungen an der Liebesfront nicht gefeit. Die sanfte Ballade erzählt eine spontane Begegnung der Künstlerin mit dem Mann ihres Herzens samt neuer Frau an seiner Seite. Der Song wurde 1959 auf ihrem zweiten Studioalbum „The Amazing Nina Simone“ veröffentlicht.
20. The Jealous Kind – Joe Cocker
Die groovige Ballade aus einer Mischung aus Reggae und Blues stammt aus dem Jahr 1976 und wurde auf dem Album „Stingray“ veröffentlicht. Sie transportiert das gesamte Gefühlsspektrum von Zweifel, Angst und Minderwertigkeitsgefühlen, welches Eifersucht in eine Künstlerseele zu pflanzen vermag. Komponiert wurde der Song von keinem geringeren als Bobby Charles, der unter anderem schon für den Jahrhunderthit „See you later Alligator“ verantwortlich zeichnete.
Die Plätze 21-100 Lieder über Eifersucht:
Eifersucht Spotify-Playlist:
Eifersucht als Quelle der Inspiration
Wie alle großen Gefühle eignet sich auch die Eifersucht hervorragend, um große Taten anzustoßen und letztendlich auch zu vollbringen. Auch die Verletzungen, die sie Herz und Seele zuzufügen vermag, können künstlerisch hervorragend verarbeitet werden. Meistens geht die Sache für alle Beteiligten gut aus, manchmal endet sie sogar mit einem Jahrhunderthit.