Obwohl Kanada flächenmäßig das zweitgrößte Land dieser Erde ist, beherbergt es kaum 40 Millionen Einwohner. Dass gut 70 Prozent der Nation von Tundra- und Bergregionen bedeckt sind, dürfte als Erklärung dienen! Unter Berücksichtigung der Gegebenheiten ist es umso beeindruckender, wie viele international erfolgreiche Sänger und Sängerinnen dem nördlichen Nachbarn der USA nichtsdestotrotz bereits entsprungen sind: Folk-Ikonen, Rock-Legenden, Pop-Sensationen und aktuelle Megastars haben das Licht der Welt in Kanada erblickt. Wir versammeln 20 von ihnen und verweisen darauf, dass wir „Erfolg“ nicht einzig und allein über gesammelte Juno-Awards, verkaufte Tonträger, Streams oder YouTube-Views definieren – wer die Musikwelt durch sein Schaffen nachhaltig geprägt und bereichert hat, muss schließlich nicht zwangsläufig auch ständiger Chartstürmer gewesen sein.
Inhaltsverzeichnis
Alanis Morissette
Geboren am 01. Juni 1974 in Ottawa, Ontario
Gekrönt wurde der frühe kommerzielle Höhepunkt von Morissettes Karriere (16-fach Platin allein in den Staaten) durch vier Grammy-Trophäen, unter anderem für die Beste Performance einer Sängerin. Neben weiteren erfolgreichen Platten trat die engagierte Umweltaktivistin darüber hinaus als Schauspielerin in Erscheinung, wobei besonders ihre Auftritte als Gott an der Seite von Jay und Silent Bob für Aufsehen sorgten. Als die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver ausgetragen wurden, ließ sich Alanis Morissette einen Auftritt auf der Abschlussfeier außerdem nicht nehmen!
Shania Twain
Geboren am 28. August 1965 in Windsor, Ontario
Entscheidende Zutat von Shania Twains Erfolgsrezept ist ihre stilistische Zweigleisigkeit: Zuverlässig bedient sie sowohl die vor allem in Nordamerika populäre Country-Szene als auch den Pop-orientierten internationalen Markt; diverse Hits sind in jeweils passend zugeschnittenen Fassungen zu hören. Dem Verband der amerikanischen Musikindustrie zufolge ist sie ferner die einzige Künstlerin, die drei Diamant-Auszeichnungen (mehr als zehn Millionen verkaufte Tonträger) in Reihe einheimsen konnte!
Drake
Geboren am 24. Oktober 1986 in Toronto, Ontario
Drake trägt neben der kanadischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Gerade für sein Geburtsland stellt er neben einem kulturellen Exportschlager offenbar auch eine nennenswerte Einnahmequelle dar: Glaubt man einem Bericht von Vice News, ist der einstige On-Off-Boyfriend von Rihanna im Jahre 2018 für stolze fünf Prozent des Tourismus in seiner Heimat Toronto verantwortlich gewesen.
Justin Bieber
Geboren am 01. März 1994 in London, Ontario
Singles von „Baby“ (2010) über „What do you mean?“ und „Love yourself“ (beide 2015) bis hin zu „10,000 Hours“ (2019) dokumentieren einen menschlichen wie musikalischen Reifeprozess, der stets vor dem kritischen Auge der versammelten Popwelt stattgefunden hat. Umso bemerkenswerter ist, dass der merkliche Imagewandel – vom pausbäckigen Teenieschwarm zum großflächig tätowierten Mann mit gelegentlichem Hang zur Eskapade – ohne Konsequenzen für Biebers kommerziellen Erfolg blieb: Seine Verkäufe rangieren längst in dreistelliger Millionenhöhe.
Neil Young
Geboren am 12. November 1945 in Toronto, Ontario
Nachdem er andererseits zunächst mit Buffalo Springfield und als Teil von Crosby, Stills, Nash & Young bereits in den frühen Tagen des Rock eine prägende Rolle bekleidete, verhalf ihm das politisch aufgeladene „Rockin‘ in the Free World“ (1989) seinerzeit zum zweiten Frühling: Die Verehrung entsprechender Bands brachte ihm den Ehrentitel des „Godfather of Grunge“ ein; mit Genre-Größe Pearl Jam als Begleitband nahm er 1995 das Album „Mirror Ball“ auf.
Céline Dion
Geboren am 30. März 1968 in Charlemagne, Québec
Einen nennenswerten Anteil daran tragen neben jeweils mehr als 30 Millionen verkauften Exemplaren der Alben „Falling into you“ und „Let’s talk about Love“ auch diverse langjährige Auftritte in Las Vegas. Die Heimat zeigt sich verständlicherweise stolz: Dion ist Trägerin des Ordre du Canada, der höchsten Auszeichnung für Zivilpersonen.
Shawn Mendes
Geboren am 08. August 1998 in Toronto, Ontario
Seit der Veröffentlichung des Debütalbums „Handwritten“ (2015) und der Durchbruch-Single „Stitches“ hat Shawn Peter Raul Mendes vorderste Chartränge quasi abonniert und liefert Welthit nach Welthit ab: „Treat you better“, „There’s nothing holding me back“ oder “Señorita” an der Seite von Camila Cabello prägen den Pop der späten 2010er, weshalb ihn das Time Magazin im Jahre 2018 sogar zu den 100 einflussreichsten Personen der Erde zählt!
Leonard Cohen
Geboren am 21. September 1934 in Montreal, Québec
Neben dem eingangs erwähnten Hit gehören „Suzanne“, „Bird on the Wire“, „So Long, Marianne“ oder „First we take Manhattan“ zu seinen populärsten Nummern. Geehrt wurde der 2016 verstorbene Cohen allein in seinem Geburtsland unter anderem mit neun Juno-Awards und dem Ordre du Canada!
Michael Bublé
Geboren am 09. September 1975 in Burnaby, British Columbia
Klassiker aus Jazz und Swing werden seitdem mit anhaltender Beliebtheit neu arrangiert, wobei sich Bublé besonders mit dem selbsterklärenden Konzeptalbum „Christmas“ (2011) reich beschenken konnte: Über zehn Millionen Mal klingelte die Kasse bereits. Genug Einnahmen für den Doppelstaatsbürger (kanadisch und italienisch), um nebenbei Mitbesitzer des Eishockeyteams Vancouver Giants zu sein!
Chad Kroeger (Nickelback)
Geboren am 15. November 1974 in Hanna, Alberta
Kern der Band sind die Kroeger-Halbbrüder Mike und Chad, wobei letzterer als Frontmann fungiert. Abseits der Hauptband gelingt ihm mit seiner Beteiligung am Titelsong („Hero“) zum Comic-Blockbuster „Spider-Man“ (2002) ein weiterer weltweiter Erfolg, während er durch seine kurzlebige Ehe mit Avril Lavigne vermehrt ins Visier der Klatschpresse gerät.
Feist
Geboren am 13. Februar 1976 in Amherst, Nova Scotia
Durchatmen, langer Satz: Leslie Feist ist bei den Olympischen Winterspielen aufgetreten, hat für diverse Rock- und Punk-Bands in die Saiten gegriffen, wohnte und musizierte gemeinsam mit Elektropop-Provokateurin Peaches und sang als Teil der Broken Social Scene auf einem mit dem prestigeträchtigen Juno-Award ausgezeichneten Album – und all das wohlgemerkt, ehe ihre Solokarriere endgültig in Schwung geraten ist! Fairerweise sollte es nur noch zwei weitere Jahre dauern, bis sie den Musikpreis aus alleiniger Kraft und in doppelter Ausführung gewann: Für ihr Zweitwerk „Let it die“ (2004) bescheinigte man ihr, Kanadas „Best New Artist“ mit dem „Best Alternative Rock Album“ zu sein.
Noch besser kommt „The Reminder“ (2006) an, das bis dato Feists erfolgreichstes Werk darstellt. Den Juno-Award gibt’s diesmal genreübergreifend für das Album des Jahres, während Apple Schützenhilfe leistet: Für einen Werbespot zum inzwischen ausgedienten iPod nano findet „1234“ Verwendung, wodurch der Song zum Hit wird und der Poprockerin unter anderem einen Auftritt in der Sesamstraße ermöglicht.
Bryan Adams
Geboren am 05. November 1959 in Kingston, Ontario
Neben schmissigen Rockern der Marke „Run to you“ wird der auch als Fotograf mehrfach ausgezeichnete Sänger und Gitarrist besonders für seine balladeske Seite geschätzt: Gefühlvolles Material wie „(Everything I do) I do it for you“ oder „Have you ever really loved a Woman?“ untermalt die Kino-Abenteuer von Robin Hood und Don Juan DeMarco in den Neunzigern stilecht. Dabei verbringt erstgenanntes Stück starke 16 Wochen an der Spitze der britischen Charts und gehört bei Listenerstellung zu den 15 erfolgreichsten Singles aller Zeiten!
Grimes
Geboren am 17. März 1988 in Vancouver, British Columbia
Dem „Lern‘ erstmal etwas Vernünftiges“-Mantra entsprechend schreibt sich die junge Claire Boucher zunächst in der McGill University von Montreal ein, um Russisch und Neurowissenschaften zu studieren. Musikfans dürfen sich glücklich schätzen, dass sich ihr Fokus schon bald auf die Kunst verschiebt: Spätestens mit dem experimentellen Elektro-Pop ihres dritten Albums „Visions“ (2012) singt, produziert und gestaltet sich Grimes aus ihrem Apartment heraus in die Herzen der Kritiker. Einen Juno-Award gibts in der Heimat, während das Branchenmagazin Pitchfork „Oblivion“ als zweitbesten Song der 2010er würdigt!
Einer wirklich breiten Öffentlichkeit dürfte Grimes trotz ihrer unverkennbaren musikalischen Leistung als Partnerin von Tech-Enigma Elon Musk bekannt geworden sein. Im Frühling 2020 sorgt das erste gemeinsame Kind des kreativen Power-Pärchens für Schlagzeilen, was insbesondere dem eigenwilligen Namen des Nachwuchses geschuldet ist: Unter anderem von einem Lockheed-Aufklärungsflugzeug und einer eigenen Elfensprache inspiriert fällt die Wahl auf X Æ A-Xii Musk.
The Weeknd
Geboren am 16. Februar 1990 in Toronto, Ontario
Für seinen nicht selten mit düster-melancholischer Note versehenen R&B durfte The Weeknd dementsprechend schon in jungen Karrierejahren zahlreiche Ehrungen entgegennehmen. Neben diversen weiteren Juno-Awards, Grammys oder einer Oscar-Nominierung (für „Earned it“ vom „Fifty Shades of Grey“-Soundtrack) wurde Tesfaye so zum Beispiel längst mit einem Ahornblatt auf Canada’s Walk of Fame, zu finden in seiner Geburtsstadt, gewürdigt.
Nelly Furtado
Geboren am 02. Dezember 1978 in Victoria, British Columbia
Stilistisch stößt Furtados Bubblegum-freier Pop-Ansatz auf Anklang, weshalb sie Einflüsse verschiedener Kulturen und Spielarten auf dem Nachfolger „Folklore“ umso selbstbewusster einbindet. Im Herkunftsland ihrer Eltern singt sie 2004 ihre Fußball-Hymne „Força“ vor dem EM-Finale, ehe sie mit dem größtenteils von Timbaland produzierten „Loose“ ihr bislang erfolgreichstes Album (2006; mehr als acht Millionen verkaufte Exemplare) veröffentlicht. In Kanada wird die humanitär engagierte Sängerin mit einer zweistelligen Anzahl an Juno-Awards geehrt!
Joni Mitchell
Geboren am 07. November 1943 in Fort Macleod, Alberta
Manchmal lernt man etwas erst zu schätzen, wenn es nicht mehr da ist. Auf das inspirierende Schaffen von Joni Mitchell wird diese alte Weisheit allerdings niemals zutreffen – schließlich lässt sich schon heute unmöglich über die bedeutendsten Songwriterinnen aller Zeiten sprechen, ohne die Folk-Ikone würdigend zu erwähnen. Müssten wir Mitchells Musik unter Zwang in einem einzigen Wort beschreiben, würde die Wahl wohl auf „bittersüß“ fallen: Zeitlose Nummern wie der Umwelt-Appel „Big Yellow Taxi“ oder das resümierende „Both Sides, now“ verpacken nachdenkliche Zeilen in wunderschöne Melodien, die an gewissen Tagen auch nach dem x-ten Durchlauf unter die Haut gehen.
Die mit insgesamt neun Grammys (unter anderem für das Erfolgsalbum „Court and Spark“, 1974) ausgezeichnete Vorreiterin wird häufig als erste Frau gehandelt, die in der modernen Musikwelt unbestritten als „vollwertige“ Künstlerin respektiert wurde. So wundert es kaum, dass ihren teils schonungslos offenen Verarbeitungs-Songs die Beziehungen zu ähnlich geschätzten Kreativen wie Leonard Cohen oder Graham Nash als Inspiration dienten!
Avril Lavigne
Geboren am 27. September 1984 in Belleville, Ontario
Das Sprungbrett für eine anhaltende Karriere: Auch erwachsen und ohne rebellisches Image landet Lavigne mit „Girlfriend“, „When you’re gone“, „Here’s to never growing up“ oder „Head above Water“ zuverlässig weitere Hits. Schlagzeilen generiert sie zudem mit ihren Ehen zu zwei weiteren, auf dieser Liste vertretenen Herrschaften…
Deryck Whibley (Sum 41)
Geboren am 21. März 1980 in Toronto, Ontario
In weiser Voraussicht haben sich Whibley und seine Mitstreiter anschließend nicht auf den anhaltenden Erfolg des damals brandheißen Trends verlassen: Im Rahmen der energischen Gitarrenmusik bedient die Gruppe eine erfrischende Bandbreite, die sie auch zwei Jahrzehnte nach dem kommerziellen Durchbruch zum gern gesehenen Gast auf den größten Rock-Festivals der Erde macht.
Geddy Lee (Rush)
Geboren am 29. Juli 1953 in Toronto, Ontario
Dabei geht Bassist und Sänger Lee keinesfalls als klassisches Goldkehlchen durch: Seine eigentümlich hohe und nicht unbedingt vor Kraft strotzende Stimme verlangt Einsteigern ins reichhaltige Rush-Gesamtwerk häufig eine gewisse Eingewöhnungszeit ab. Dem bahnbrechenden Erfolg seiner Band stand sie offensichtlich nie nennenswert im Weg, denn neben abgesetzten Platten in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe durften sich die 2018 aufgelösten Rock-Visionäre im Laufe ihrer Karriere zudem über neun Juno-Awards freuen. Unter anderem wurden Lee und seine beiden Mitstreiter mit Bezug auf die glorreichen Achtziger zum „Artist of the Decade“ gekürt!
Paul Anka
Geboren am 30. Juli 1941 in Ottawa, Ontario
Nicht verschwiegen werden darf zudem Ankas mitunter extrem erfolgreiche Arbeit für andere Künstler: Das Mitglied der kanadischen Music Hall of Fame unterstützte Landsmann Michael Bublé als Produzent, texte die englische Fassung des legendären „My Way“ für Frank Sinatra oder schrieb „Tiger“ Tom Jones dessen Klassiker „She’s a Lady“ auf den Leib.
Schlusssatz
Kanada kann eine Menge mehr als Ahornsirup und Eishockey, wie unsere Zusammenstellung der erfolgreichsten Sänger und Sängerinnen Kanadas spielend belegen sollte! Am Ende des Tages ist generell natürlich zweitrangig, woher Musiker stammen – letztlich zählt lediglich, dass sie Millionen auf der gesamten Welt mit einer herrlich universellen Sprache erreichen konnten.