Reggae – das klingt erst mal nach Urlaub, guter Laune, Dreadlocks, gutem Dope und Bob Marley. Aber die Musik hat weitaus mehr zu bieten als nur die klassischen Stereotype. Die gegen Ende der 60er Jahre in Jamaika entstandene authentische und eigenständige Musikrichtung mit der ungewöhnlichen Betonung auf dem zweiten und vierten Takt gehört bis heute zu den vielseitigsten und vitalsten Musikrichtungen. Reggae verkörpert, zusammen mit seinem typischen Rhythmus ein einzigartig cooles Lebensgefühl, starke Sozialkritik und eine religiös-soziale Weltanschauung. Hier stellen wir euch die, unserer Meinung nach, 21 besten Künstler und Künstlerinnen der Musik aus Jamaika vor.
Bob Marley
Bob Marley macht die politische Rastafari Bewegung in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts populär und wurde mit seiner Musik weltbekannt. Seine Songs sind politische und sozialkritische Hymnen, die sich einprägsam zu unvergänglichen Evergreens entwickelten und dem Künstler den Status des Nationalhelden von Jamaika einbrachten. Bob Marley brachte den Reggae in die Welt und machte ihn salonfähig. Seine Songs handeln von Kampf und Erlösung, von Liebe und von einem besseren Leben.
„Jammin, Get up, stand up, Could you be loved“ und „No woman no cry“ sind bis heute ebenso präsent wie die Poster des Künstlers mit den typischen Rastafari-Look. Bob Marley ist der erste Superstar aus Jamaika, der mit seiner Musik aus einem Dritte-Welt-Land heraus die Musikszene revolutionierte und maßgeblich bereicherte und prägte. Bob Marley spielte in diversen Bands, seine bekannteste sind die Wailers.
Sein Sohn Ziggy Marley wurde ebenfalls ein bekannter Reggae-Musiker, er reichte aber an seinen Vater nie heran. Bob Marley starb 1981 im Alter von nur 36 Jahren an den Folgen einer Hautkrebserkrankung.
Peter Tosh
Der Jamaikaner Peter Tosh war ursprünglich, wie Bob Marley, ein Mitglied der Gruppe The Wailers (1963-1974) und gilt als Mitbegründer des Musikstils. Aber im Gegensatz zu Bob Marley, der im Kern Liebe statt Kampf in seinen Songs predigte, trat Tosh wesentlich schärfer und kompromissloser auf. Sein Song „Stepping Razor“ ist eines der vielen Zeugnisse von seiner Haltung. Er trat mit seinen politischen und religiösen Songtexten gegen Rassismus und für die Gleichberechtigung der Schwarzen ein und für die Legalisierung von Cannabis. Tosh gilt als sehr talentierter Instrumentalist und Lead-Sänger, der seine härtere, zuweilen sogar militante Gangart im politischen Kampf perfekt im Gesang umsetzt. Die Befreiungshymne „Get up, Stand up“ stammt aus der gemeinsamen Feder von Marley und Tosh und gilt bis heute als einer der stärksten Befreiungssongs aller Zeiten.
Peter Tosh wurde bei einem Raubüberfall in seinem eigenen Haus 1987 erschossen und hinterließ eine schmerzliche Lücke in der Musikwelt.
Jimmy Cliff
Wenn es eine berührende Erfolgsgeschichte in der jamaikanischen Szene gegeben hat, so ist es ganz bestimmt die von Jimmy Cliff! Viele Reggae-Musiker der 60er und 70er Jahre träumten vom großen Durchbruch als Weltmusiker, geschafft haben es jedoch nur wenige. Das wurde für viele Musiker nicht nur zu einem Problem, sondern sogar zu einem Überlebenskampf. 1972 wurde dies in einem Kinofilm aus Jamaika thematisiert. Drei Dinge an diesem Film sind bemerkenswert: der Film brachte schlagartig nicht nur dem Hauptdarsteller plötzlichen Weltruhm, sondern er war auch der erste auf Jamaika produzierte Film überhaupt. Die Rede ist von „The Harder They Come“, mit dem gerade mal 24-jährigen Musiker und Hauptdarsteller Jimmy Cliff. Wahrscheinlich kam der Film weltweit so gut an, da er zum ersten Mal die Nöte und die Hoffnungen der jungen jamaikanischen Musiker hinter der Gute-Laune-Musik so authentisch spiegelte. Der in den Slums aufgewachsene Jimmy Cliff, der auch den Soundtrack zu dem Film beisteuerte, wurde durch dieses Werk mit einem Schlag weltbekannt und rückte fortan in die Riege um die Reggae-Größen Marley und Tosh auf. Der bekannte Kinofilm gilt als eine der Initialzündungen für den weltweiten Durchbruch des bis dahin noch recht unbekannten jamaikanischen Musikstils.
Toots Hibbert
Toots Hibbert ist eine jamaikanische Volksikone. Der ursprüngliche Gospelsänger Frederick „Toots“ Hibbert ließ in seinen Reggae jamaikanische Gospelelemente einfließen und schuf so einen einmalig authentischen Reggae Stil in den 60er Jahren. Toots Hibbert gilt als einer der Urväter von jamaikanischem Ska und Reggae, wie wir ihn bis heute kennen und lieben. Der Pionier ergänzte seine Musik später um Soulelemente und schuf so eine sehr eingängige und eigene Richtung des immer bekannter werdenden Musikstils. 1966 verschwand Hibbert dann für eine Weile von der Bühne, die er sich so engagiert erobert hatte. Der Grund: Er landete für ein knappes Jahr hinter schwedischen Gardinen, schuld war der Gebrauch von nicht legalem Ganja. Diese Episode bedeutete fast das Ende der aufstrebenden Band The Maytals, aber Hibbert schaffte es, wieder siegreich zurückzukommen und konnte mit den Maytals an die früheren Erfolge anknüpfen. Toots war der Leadsänger des Trios The Maytals, die dann noch bis Ende der 70er Jahre existierte.
Toots ist bis heute musikalisch aktiv und gilt rund um dem Globus als lebende Reggae Legende.
Burning Spear
Winston Rodney gehört zu den ganz klassischen Reggae Künstlern. Seine Songs haben nicht das Potenzial, über die Landesgrenzen hinaus in die Charts zu kommen, aber er punktet mit einem pur jamaikanischen Reggae, der es nicht nötig hat sich anzupassen. Daher verkörpert er den jamaikanischen Reggae in seiner ganzen rauen Schönheit.
Winston Rodney, mit Künstlernamen Burning Spear, gehört daher bis heute zu den Grandseigneurs der authentischen Reggae- und Ska Musik, der seinen Ursprung in den 60er, 70er Jahren auf Jamaika hatte. Seine Musik punktet mit Reinheit und er selber mit einer stolzen Attitüde, die zeigt, dass er sich nie dem Mainstream-Musikgeschmack anpassen muss und man kann ihn mit Fug und Recht Rastafari Botschafter nennen.
Sein Schaffen ist bis heute ungebrochen, er wurde zwölfmal für den Grammy nominiert, den er auch zweimal gewann. Burning Spear – der Name ist Programm. Rodney wählte den Künstlernamen Burning Spear beeinflusst von dem kenianischen Präsidenten Jomo Kenyatta, der für die Unabhängigkeit Kenias und für eine anti-koloniale Haltung steht. Sein Spitzname war brennender Speer. Burning Spear gehört zur Riege der besten und authentischsten Rasta-Künstler von Jamaika. Burning Spear verbindet Roots, Rock und Reggae mit emotionalen Texten und politischem Statement.
Bunny Wailer
Für jamaikanische Musiker gibt es einen Orden, der ihnen von ihrem Land für ihre außerordentlichen Verdienste für ihr Land und ihre Kultur verliehen wird. Von ihm träumen viele, aber nur wenige erhalten ihn. Die Rede ist von dem Orden „Order Of Jamaica“, der vom jeweiligen Premierminister oder der Premierministerin an die Künstler verliehen wird. Bunny Wailer ist einer von diesen Ausnahmekünstlern, der im Besitz der begehrten Auszeichnung ist. Er erhielt den Orden 2012 im Rahmen des jamaikanischen Nationalfeiertages am 6. August von der Premierministerin Portia Simpson Miller.
Neville Livingston, mit Künstlernamen Bunny Wailer, gehörte von Anfang an zu der legendären Band um Bob Marley. 1973 verließ er zusammen mit Peter Tosh die Band und widmete sich seiner eigenen Karriere. 1976 veröffentlichte er das Album „Blackheart Man“, das zu den besten Reggae Alben der 70er Jahre gehört. Bis heute prägt die Musikerlegende die Reggae Szene. Dabei bleibt er nicht stehen, sondern passt seine Musik an die Zeit an. Elemente von Elektro und Rap bereichern heute seine Musik, deren Essenz dennoch unverkennbar Reggae bleibt.
Bunny Wailer erhielt 3 Grammy Auszeichnungen und gehört zu den besten und ausgezeichnetsten Reggae Musikern Jamaikas.
Dawn Penn
Frauen sind in der Reggae-Musik nicht so bekannt wie Männer. Zu Unrecht, denn es gibt einige Reggae-Musikerinnen, die sich zu Recht neben ihren männlichen Kollegen behauptet haben. Die Jamaikanerin Dawn Penn gehört als Rocksteady und Reggae-Sängerin zweifelsfrei dazu. Dawn Penns Karriere begann schon im Teenageralter. Sie verblüffte in den 60er Jahren mit einer sehr gefühlvollen jugendlichen Stimme. Aber Dawn Penn war schon als Kind musikalisch außerordentlich begabt. Sie lernte Geige, Gesang und Klavier. Mit 17 Jahren nahm sie dann an einem Talentwettbewerb teil und gewann ihn. 1966 landete sie mit dem Reggae Klassiker „You Don’t Love Me (No, No, No, No)“ von Willie Cobbs ihren größten Hit in dieser Zeit, der in den 90er Jahren erfolgreich neu aufgelegt wurde.
Jesse Royal
Der junge Musiker Jesse Royal und das Reggae Revival Movement sind eng miteinander verknüpft. Jesse Royal lässt die Wurzeln des Reggae auch heute wieder aufleben und gehört damit zu einer Gruppe vielversprechender Musiker, die den Reggae wieder aufleben lassen. Aber nicht nur das: Jesse Royal kehrt mit seiner Musik auch wieder zu den politischen und sozialkritischen Wurzeln des Root-Reggae zurück. Der junge Jamaikaner wurde mit seinem sozialkritischen Song „Modern Day Judas“ bekannt. Für seine Verdienste wird er damit ausgezeichnet, dass er in einer Reihe mit den ganz großen Musik-Legenden genannt wird: mit Bob Marley, Peter Tosh, Bunny Wailer und Burning Spear.
Desmond Dekker
Desmond Dekker ist der erste große Reggae Künstler, der in den 60er und 70er Jahren internationale Chart-Hits in den USA und in Großbritannien landete. Er sang in Dialekt Stücke aus dem Kampf des jamaikanischen Lebens und der Kultur Jamaikas. Verstehen konnten seine Texte aufgrund des Dialektes nur die wenigsten. Dennoch verkauften sich seine Songs weltweit sehr erfolgreich. Desmond Dekkers Song „The Israelites“ erreichte 1969 in England und Deutschland Platz eins der Charts und in den USA landete der Song immerhin unter den Top Ten. In Jamaika hatten schon 20 Songs von ihm die Chartspitzen erreicht.
Die Themen seiner Songs sind politisch, gesellschafts- und sozialkritisch. Sie handeln von rivalisierenden Gangsterbanden in den Slums von Kingston, die Armut der meisten Jamaikaner und die brodelnde Gewalt, die sich immer wieder aufgrund der sozialen Probleme entlädt. Mit dem Umzug Dekkers nach Großbritannien verlegte er auch sein Schaffenszentrum auf die europäische Insel. Er vertonte den Jimmy Cliff Hit „You Can Get It If You Really Want“, den Titelsong des Kinofilms „The Harder They Come“ neu, und schaffte es mit diesem Cover auf Platz zwei der britischen Charts. Seine Hommage an Afrika „Pretty Africa“ kann als einer der ersten Songs der Rastafari Bewegung Back to Africa thematisierte. Die Bewegung romantisierte die afrikanischen Wurzeln der Jamaikaner sehnsüchtig, aber auch unkritisch.
Trotz seiner großen Popularität und seiner beeindruckenden Erfolge konnte Desmond Dekker ab den frühen 80ern nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen. 1984 musste er sogar Bankrott erklären, von dem er sich aber wieder erholte. 2006 starb Desmond Dekker überraschend an einem Herzinfarkt.
William „Bunny Rugs” Clarke
In den 70er und 80er Jahren erlangte Reggae mit Crossover-Produktionen weltweite Erfolge. Die Band, die sich hiermit am besten etablierte, war „Third World“, die mit ihren kraftvollen Neuinterpretationen von alten Reggae Klassikern auf den Markt kamen. Third World mit ihrem Frontmann Bunny Rugs Clarke mischt Roots, Disco-Funk und in die Beine gehenden Dub zu einer tanzbaren Neuauflage des klassischen Reggaes. Leadsänger William Bunny Rugs galt als einer der besten Reggae Sänger, die es gab. Sein Markenzeichen war seine heisere und eingängige Stimme. Bunny Rugs Clarke arbeitete auch mit dem jamaikanischen Produzenten Lee „Scratch“ Perry zusammen. Er verstarb 2014 im Alter von 65 Jahren an einer Leukämie-Erkrankung.
Frankie Paul
Elektro und Dancehall lösten den Reggae der 60er und 70er Jahre langsam ab und wer weiter guten Reggae veröffentlichen wollte, musste sich an diese Entwicklung anpassen. Viele versuchten es und scheiterten. Einer, der den Spagat von klassischem Reggae und moderner elektronischer Musik schaffte, ist Frankie Paul, mit richtigem Namen eigentlich Paul Blake. Frankie Paul ließ Elemente von Stevie Wonder in seiner Musik anklingen, was ihm den Beinamen Stevie Wonder von Jamaika einbrachte und schaffte es so einigen US-Produzenten zu gefallen, die mit ihm ein paar Hits produzierten.
Die Beziehung zu der Musik Stevie Wonders hat eine berührende Geschichte. Paul Blake, alias Frankie Paul wurde blind geboren. Erst eine Operation, die er im Alter von 8 Jahren durchlief, brachte ihm das Augenlicht auf einem Auge zum Teil wieder. Der Junge Paul begeisterte schon im Alter von 3 Jahren mit seinem Gesang. Familie und Freunde unterstützten ihn dabei und gaben ihm den Mut zu singen, da er eine außergewöhnlich gute Stimme hatte. Frankie Paul befand sich zu der Zeit auf einer Schule für Sehbehinderte, als seine Lehrer einen besonderen Gast ankündigten. Dieser besondere Gast war kein geringerer als der damals schon weltbekannte junge blinde Stevie Wonder. Stevie Wonder war zudem eines der Musiker-Idole des jungen Frankie Paul. Später sagt Frankie Paul, dass diese Begegnung mit dem Star Stevie Wonder ein bahnbrechend inspirierender Moment für sein ganzes Leben war.
Dennis Brown
Wenn es nach dem King of Reggae Bob Marley einen Kronprinzen gibt, dann ist es wohl Dennis Brown. Marley bezeichnete ihn sogar als seinen Lieblingssänger. Seine Songs wurden 2018 mit Vertretern der neuen Generation von Roots-Reggae-Künstlern in die Neuzeit katapultiert und hören sich in diesen Neuversionen einfach nur gut und teilweise besser an als in der Originalversion. Dennis Brown ist schon im Alter von 12 Jahren aufgetreten und man kann sicher zu Recht behaupten, dass er der Michael Jackson von Jamaika wurde: jung, dynamisch und nicht aufzuhalten. Aber Dennis blieb nicht bei dem Mainstream-Reggae seiner frühen Jugend, sondern er entwickelte sich weiter und ließ authentische Wurzeln in seine Musik einfließen. Seine Coverversion des Fleetwood Mac Songs „Black Magic Woman“ gilt bis heute als großartige Version des Hits, der auch von Santana interpretiert wurde.
Perry starb 1999 an einer Lungenentzündung und hinterließ eine schmerzliche Lücke in der Reggae Welt.
Steel Pulse
Mit der britischen Band Steel Pulse aus Birmingham etablierte sich jenseits von Jamaika, auch in Europa, der Reggae als Protestmusik. 1978 performte eine Reggae Band mit schwarzen Musikern, aber gekleidet in Ku-Klux-Klan Gewänder, einen eindrucksvollen Reggae, den besten, der damals in Großbritannien zu finden war. Steel Pulse bekannte sich zu der politisch aktiven Musikerbewegung „Rock Against Racism“. Die Band widmete der Bewegung sogar einen Song: „Jah Pickney – R.A.R“ von der LP „Tribute To The Martyrs“. Ihr Reggae mischte sich mit hartem Punk, mächtig und kraftvoll.
Die Musikveteranen sind heute auch aktiv und beeindrucken immer noch mit einer Musik, die authentisch, spirituell, hochpolitisch und gesellschaftskritisch daherkommt. 1987 erhielt die britische Band Steel Pulse mit dem Song „Babylon The Bandit“ den begehrten Grammy für die Kategorie „Bester Reggae Song“.
Rita Marley
Die gebürtige Kubanerin Alpharita Constantia Marley, später bekannt als Rita Marley, teilte mit ihrem Ehemann Bob Marley auch die Liebe zum Reggae. Sie galt auf Jamaika, wo sie aufwuchs, bereits als erfolgreiche Jung-Künstlerin, als sie Bob kennenlernte. Die beiden heirateten 1966. Rita gab ihre Karriere mit der Ehe nicht auf, sondern sie setzte sie als Solokarriere fort und lieh ihre beeindruckende Stimme als Background-Sängerin der Bands ihres Mannes Bob Marley and The Wailers. Sie ist bis heute eine der Stimmen des Background-Trios „I-Threes“. Bob Marley wird als König des Reggae bezeichnet, Rita zu Recht als die Königin. Es lohnt sich, in ihre zeitlosen Alben hineinzuhören.
Etana
Shauna McKenzie, mit Künstlernamen Etana wurde in Jamaika geboren, wo sie auch die ersten Jahre ihres Lebens lebte. Im Alter von neun Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Florida.
Ursprünglich hatte Shauna McKenzie nicht vor, Musikerin zu werden. Sie wurde sehr früh Mutter eines kleinen Sohnes und ihr Berufswunsch war Krankenschwester. 2002 stieß sie zu der Girlgroup Gift, blieb aber auch dort nicht lange, da sie sich in der Art der Musik und in den Vermarktungsstrategien nicht wiederfand. Das sollte an sich das Ende ihrer Musikkarriere werden, denn Shauna McKenzie wollte sich aus dem Musikgeschäft verabschieden.
Sie kehrte mit dem Ziel nach Jamaika zurück, ein Internetcafé zu eröffnen. Zufällig sprang sie aber dann 2015 als Background-Sängerin für Richie Spice ein. Was dann folgte, ist ein wahrhaft märchenhafter Aufstieg der jungen Künstlerin: aus nur einem Konzert wurde eine 15-monatige internationale Tournee, auf der sie als Background-Sängerin arbeitet, gefolgt von einer Solodebüt Single, die Etana auf Jamaika sofort in den Hit-Himmel katapultierte und sie als beeindruckende Newcomerin mit einem Schlag bekannt machte.
Bis heute bezaubert die preisgekrönte Sängerin Etana mit ihrer Schönheit und ihrer starken Musik. Sie verarbeitet zeitkritische und gesellschaftskritische Texte in emotionaler Musik, mit der sie die Menschen bewegen möchte. Zweifelsohne tut sie das auch, denn es ist nicht möglich von Etanas Reggae unberührt zu bleiben.
Marcia Griffiths
Um in der Reggae Musikszene als Frau zu überleben, muss man verdammt gut sein. Bis heute ist Reggae ein von Männern dominiertes Musikgenre. Dennoch gibt es einige Frauen, die sich den Markt zu Recht erobert haben. Marcia Griffiths ist eine dieser beeindruckenden Künstlerinnen, die schon in den 70er Jahren erfolgreich wurden und es bis heute noch sind. Marcia sang in der Band I Three von Bob Marley, veröffentlichte aber parallel ihre eigenen Produktionen.
1990 erreichte sie mit „Electric Boogie“, das von Bunny Wailer produziert wurde, einen Hit in den USA. Bis heute ist die Reggae Künstlerin aktiv und mit ihren Tourneen erfolgreich.
John Holt
John Holt gilt als ein Meister aller Reggae-Stile der frühen 70er Jahre. Er startete in seine Musikerkarriere in der Ska-Ära und verschaffte seiner Musik mit einem legendären Auftritt in der Londoner Royal Albert Hall vierzig Jahre später bleibenden Ruhm. Holt schrieb Welthits, die von Künstlern wie Blondie und Atomic Kitten später auf die ersten Plätze der britischen Charts gebracht wurden.
1983 schloss er sich mit dem Dancehall-Produzenten Junjo zusammen und brachte mit „Police In Helicopter“ einen Song heraus, der den ewigen Kampf zwischen Behörden und Marihuana Bauern zum Thema hatte und der zu einem großen Hit unter Anhängern der Legalisierungsbewegung und darüber hinaus wurde.
John Holt gehört zweifelsfrei zu den Musikern der großen Ära in den 70ern, der Zeit, in der die Charts mit Crossover Hits voll waren. Einen sensationellen Erfolg feierte John Holt Weihnachten 1974, als seine Cover-Version des bekannten Kris Kristofferson Songs „Help Me Make It Through The Night“ sich für ganze 14 Wochen unter den Top Chart Platzierungen in Großbritannien hielt. Holt konnte noch ein paarmal an diese Erfolge anknüpfen, sein letztes Solo Album „Peacemaker“ erschien dann aber schon 1993. Dennoch blieb John Holt ein bekannter und beliebter Live-Musiker.
Black Uhuru
Das muss erstmal nachgemacht werden: 50 Jahre zu den bekanntesten und beliebtesten Bands in einem Land zu gehören! Wer das auf Jamaika geschafft hat, ist niemand geringeres als die Band Black Uhuru. Die schon fast als lebende Legenden zu bezeichnenden Musiker können große Erfolge nachweisen, unter anderem den allerersten Grammy Award für die jamaikanische Musikrichtung.
Black Uhuru gelten als Botschafter des jamaikanischen Musikstils. Wie die meisten großen Vertreter des Reggae stammte auch die 1974 gegründete Band Black Uhuru ursprünglich aus Jamaika. Sie zählt heute zu den bekanntesten Vertretern des reinen Rootreggae aus der Generation nach Bob Marley.
Der Begriff Uhuru ist ein Swaheli Begriff für Freiheit und symbolisiert das Herz der Musikrichtung. Dass die Band Black Uhuru als Musik-Botschafter für Jamaika gelten, haben sie absolut zu Recht verdient und sie beweisen es bis in die jüngste Vergangenheit: Das 2018 erschienene Album „As The World Turns“ wurde als das beste Reggae Album für die Grammy Awards nominiert.
Joseph Hill
Der Leadsänger von Culture, Joseph Hill, war eine der zentralen Schlüsselfiguren um den Jamaika-Reggae und er ist mitverantwortlich für den globalen Siegeszug der Musikrichtung. Seine Musik beeinflusste, prägte und begeisterte die Musikbegeisterten von den Punks, über Hippies und bis hin zu Root-Reggae Liebhabern. Seine 3 Mann-Band Culture schaffte 1977 mit dem Album „Two Sevens Clash“ den internationalen Durchbruch. „Natty Dread Taking Over“ wurde sogar zu einer der bekanntesten Hymnen der goldenen Ära der Reggae und Ska Musik. Die Band hatte ihren Zulauf eindeutig dem Leadsänger Joseph Hills zu verdanken. Seine Stimme, seine Energie und seine Seele flossen ein in die starken Songs. Der unbeugsame Wille, auch harte Zeiten zu überstehen und für eine bessere Welt zu sorgen, trug zu einem großen Teil zu dem Erfolg der Band bei.
Lee ‚Scratch‘ Perry
Lee Perry ist nicht nur einer der buntesten Reggae-Väter, er gilt auch als einer der wichtigsten Produzenten für die Musik aus Jamaika. Es heißt sogar, dass er eine Schlüsselfigur in der Karriere von Reggae-Legende Bob Marley war. Lee Perry ist bekannt für seine ausgefallene Musik und er trieb die Entwicklung des Dub entscheidend voran. Der Musiker ist auch mit knapp 80 Jahren nicht müde, live aufzutreten. Er erfreut seine Fans bis heute mit seinen skurrilen Texten unter der Begleitung von jungen Musikern der Electronica-Szene. Er setzt sich aber nicht nur in seinen Texten und mit seinem sehr eigenen Sprechgesang über Tabus hinweg, sondern auch mit seiner Paradiesvogeln ähnlichen Selbstinszenierung.
Sizzla
Sizzla Kalonji stammt aus den Straßen von St. Mary und wuchs inmitten der Kämpfe von August Town auf. Seine Musik und seine Texte sind von der Not in seiner Heimatgemeinde geprägt.
Während er seine musikalischen Fähigkeiten förderte, machte er sich gleichzeitig die Prinzipien des Rastafarianismus zu eigen und nutzte seine Musik als Medium, um soziale Gleichheit, Gerechtigkeit und spirituelles Bewusstsein zu fördern.
Während seiner Jugendzeit begann er seine musikalische Reise und etablierte sich als bekannte Persönlichkeit. In der Übergangszeit von den späten 90er bis zu den frühen 2000er Jahren stand Sizzla dank seiner Hits wie „I’m Living“ und „Just One Of Those Days“ im internationalen Rampenlicht. Seine weltweiten Tourneen an der Seite des Reggae-Künstlers Luciano festigten seinen Ruf und brachten ihm viel Lob ein.
Fazit:
Jamaika ist sicher bekannt für Sonne, Karibikflair und … ja auch für Ganja. Was die Insel jedoch wirklich auszeichnet und wertvoll macht, ist ihre kraftvoll-eigenständige Musik, die die Kultur der Rastafari weltweit bekannt machte. Der Reggae ist nicht nur eine der eingängigsten, sondern vor allem auch eine der bedeutendsten Stilrichtungen der modernen Populärmusik. Die Musikrichtung, entstand in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts und verbreitete sich, ausgehend von Großbritannien, die sie als erstes europäisches Land für sich entdeckte, bald weltweit. Seit 2018 gilt der jamaikanische Musikstil als immaterielles Weltkulturerbe. Der Rhythmus verbindet sich mit dem Pulsschlag und führt in eine Welt voller Liebe, Frieden und zur Überwindung der schlimmsten Probleme. Das ist es, was die Musik so einzigartig macht, dass sie eine ganze Ära prägte und so viele moderne Musikrichtungen maßgeblich beeinflusste. Reggae – das ist ein kulturelles, religiöses und politisches Manifest, das zudem noch verdammt viel Spaß macht und dabei zeitlos bleibt.