Klavier oder Gitarre – Welches Instrument ist einfacher zu spielen?

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Diese Frage ist trickreich. Sie ist aus verschiedenen Gründen nicht leicht zu beantworten. Denn Fakt ist: Jeder kann sofort etwas auf dem Klavier klimpern, oder ein paar Gitarrensaiten anschlagen und einen simplen Akkord greifen. Doch ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Wer eines dieser Instrumente wirklich spielen lernen möchte, muss sich vermutlich entscheiden.

Nur wenige Menschen werden es schaffen, sich zur gleichen Zeit zwei vollkommen verschiedene Instrumente anzueignen. Der erste wichtige Punkt ist nämlich: Um ein Instrument wirklich zu beherrschen, ist sehr viel Übung notwendig. Das gilt für die Gitarre ebenso, wie für das Klavier.

Vorteilhaft ist, dass beide trotz aller Unterschiede gewisse Gemeinsamkeiten haben. Sie können beispielsweise nur zum Herumklimpern dienen, oder aber den Spieler durch technisches Können und viele Übungsstunden zur musikalischen Meisterschaft führen.

Unterschiede in der Bauart

Auch wenn beide Instrumente auf dem Klang von Saiten beruhen, sind sie grundverschieden angelegt. Bei der Gitarre werden die Saiten direkt mit dem Finger, mit auf die Finger aufgesetzten Picks, oder mit einem Plektrum angeschlagen. Ein sogenannter Bottleneck kann zum Sliden eingesetzt werden. Damit ist der Schritt zur Steel Guitar kleiner geworden. Beim Klavier ertönen die Saiten im Klavierinneren, wenn die Tasten angeschlagen werden. Das setzt kleine Hämmer in Bewegung, die nun ihrerseits eine Saite anschlagen.

Gemeinsam ist beiden Instrumenten, dass sie chromatische Instrumente sind. Sie können für das Spielen chromatischer Skalen eingesetzt werden. Vorkenntnisse im Klavierspielen sind von Vorteil, wenn sich jemand beim Üben komplexerer Läufe auf der Gitarre nicht zurechtfindet.

Die meisten Gitarren haben zwischen sechs und zwölf Saiten, Klaviere haben aber ungefähr 230. Ohne eine Tastatur und die dahinter liegende Mechanik können die Saiten des Klaviers nicht angeschlagen werden. Beim Flügel ist das direkte Anschlagen der Klaviersaiten hingegen möglich, wenn der Deckel geöffnet ist.

Die Gitarre weist zwanzig oder vierundzwanzig Bünde je Saite auf. Das bedeutet, der Spieler kann insgesant 144 Töne produzieren. Auf dem Klavier sind es lediglich 88 Töne. Das klingt, als sei der Gitarrist im Vorteil. So ist es aber nicht. Die Gitarre deckt lediglich vier Oktaven ab, während ein Piano sieben abdeckt. Es sind außerdem noch einige weitere Töne geboten.

Die Suche nach einem A ist auf der Gitarre recht schwierig, weil dieser Ton auf den Bünden der Gitarre an unterschiedlichen Stellen, bzw. auf mehreren Bundhöhen zu finden ist. Auf manchen Saiten findet man das A gleich zweimal. Auf dem Klavier hingegen ist der Anschlag der Note A immer eindeutig. Das A ist in jeder Oktave an exakt derselben Stelle der Tastatur zu finden. Insgesamt kann der Klavierspieler also 8 unterschiedlich hohe oder tiefe A-Noten anschlagen, ohne lange zu suchen.

Welches Instrument ist leichter für Anfänger?

Viele Menschen, die Gitarre und Klavier ausprobiert haben, empfinden es auf dem Klavier als leichter, sich die Noten zu merken. Während alle auf der Klaviatur vorhandenen C-Noten leicht zu finden sind, sind sie auf der Gitarre deutlich schwerer zu finden.

Es ist einfacher, auf dem Klavier musikalische Muster zu verstehen. Alles was man auf einer Oktave spielen kann, kann problemlos auch weiter links, oder weiter rechts in einer anderen Tonlage oder -höhe gespielt werden. Innerhalb eines Monats können die meisten Klavierschüler kleine Etüden vom Blatt spielen. Schwarze Tasten sind Halbtöne, weiße sind ganze Töne.

Auf der Gitarre finden Anfänger sich meistens schwerer zu Recht, wenn sie eine kleine Melodie in einer anderen Tonlage spielen sollen. Zudem muss eine Gitarre ständig neu gestimmt werden, weil die Saiten sich leichter verziehen. Beim Klavier genügt es, einmal im Jahr, oder bei Bedarf nachstimmen zu lassen. Als Hilfe gibt es heutzutage gute Stimmgeräte für Bass oder Gitarre.

Das Spiel von Piano und Gitarre

Klavieranfänger sollten Noten lernen und Skalen spielen können, bevor sie sich an Melodien oder Akkorde wagen. Skalen vor den Akkorden zu lernen, ist hilfreich. Bei der Gitarre kann einfach ein Kapodaster genutzt werden, um die Tonhöhe zu ändern. Beim Klavier muss transponiert werden.

Auf dem Klavier ist die Begleitung für einen Song etwas schwieriger zu erlernen, als auf der Gitarre. Daher greifen mehr Jugendliche zur Gitarre. Sie lernen ein paar Akkorde und singen dazu. Um die eigene Stimmlage den Akkorden im Songbook anzupassen, ist lediglich ein Kapodaster notwendig.

Bei der Gitarre sind jedoch neben dem einfachen rhythmischen Anschlag auch das Erlernen von Fingerpicking-Techniken oder das Üben von Melodieläufen wichtig. Letztlich kommt es darauf an, ob man klassischer, Flamenco- oder Rockgitarrist werden will, und ob man Rhythmusgitarre oder Leadgitarre spielen will.

Einfaches Fingerpicking kann auf der Gitarre auch mit einem Plektron imitiert werden, komplexe Fingerpicking-Patterns aber nicht. Zudem kann eine Gitarrensaite auf unterschiedliche Weisen angeschlagen, gedehnt oder ins Vibrieren gebracht werden, um den Sound zu erweitern. Viele fortgeschrittene Spieltechniken auf der Gitarre sind komplex. Sie benötigen viel Übung und längere Zeit, um beherrscht zu werden.

Anfänger sollten ein Piano mit 61 Tasten zum Üben wählen. Später können sie Klavier-Modelle mit einer breiteren Tastatur und 88 Tasten spielen. Auf dem Klavier können ebenfalls eigene Klangvorstellungen verwirklicht werden – zum Beispiel, indem die Klaviersaiten abgedämpft, oder die Hämmer verändert werden. Auch hier geht es letztlich um eine gute Spieltechnik, um entspannte Handhaltungen, um unterschiedliche Arten des Anschlags und dergleichen.

Viele Anfänger, die beide Instrumente ausprobiert haben, finden das Klavier etwas befriedigender im Klangergebnis. Hier können keine Saiten schnarren, weil der Akkordgriff nicht sauber gesetzt wurde. Das Klavier verstimmt sich nicht leicht. Der voluminöse Klang eines Klaviers beeindruckt auch bei einfachen Akkorden oder Läufen.

Was am Klavier schwer zu bewältigen ist, sind zwei Hände, die Unterschiedliches spielen sollen. Oft agieren sie rhythmisch und musikalisch sogar gegeneinander. Bei der Gitarre hingegen ist eine Hand die Spielhand, und die andere die Schlag- oder Zupfhand. Das Zusammenspiel und die Koordination beider sind weniger komplex.

Es muss allerdings festgestellt werden, dass viele Menschen sowohl Gitarre, als auch Piano spielen können. Bei den meisten Menschen stellt sich bald heraus, welches Instrument sie favorisieren. Oftmals ist die Begabung für ein Instrument größer, als für das andere. Es kann auch sein, dass der Musikstil, der angestrebt wird, eines der beiden Instrumente als geeigneter erscheinen lässt.

Preis, Platzbedarf und Spielbarkeit

Auch der Preis kann eine Entscheidungshilfe sein. Klaviere kosten eine ganze Stange Geld. Im Schnitt müssen für eine hochwertige Neuanschaffung etwa zweieinhalbtausend Euro investiert werden. Klaviere benötigen außerdem einen festen Standplatz. Sie sind nur schwer an einen Konzertort zu transportieren.

In einer Mietwohnung können Klaviere zum Problem werden, wenn jemand täglich üben möchte. Die Lösung des Problems kann in einem E-Piano liegen. Dieses kann wegen geringeren Platzbedarf und Gewichts leichter transportiert werden. Außerdem kann der Übende sein E-Piano mittels angeschlossenem Kopfhörer im Flüstermodus nutzen. Er stört dann niemand anderen beim Spielen.

Gitarren sind hingegen relativ preiswert. Einfache Anfänger-Gitarren sind schon ab 200 Euro zu haben. Konzert- und E-Gitarren können wesentlich teurer werden. Gitarren sind mit einer Hülle oder einem Koffer zudem transportabel. Sie können an jedem beliebigen Ort gespielt werden.

Elektrisch verstärkte Gitarren können mit Kopfhörern gespielt werden, sodass die Lautstärke des Verstärkers niemandem zur Last fällt. Zudem können diverse Effektgeräte angeschlossen werden, um den Sound zu modifizieren. Konzertgitarren mit Darmsaiten stören beim Üben kaum jemanden. Westerngitarren sind trotz einer Stahlsaiten-Bespannung ebenfalls vergleichsweise leise.

Wichtig ist für beide Instrumente, dass vor dem Kauf mehrere Instrumente probegespielt werden sollten. Der Klang jedes Instruments ist etwas anders. Beim Klavier unterscheidet sich auch der Anschlag von Instrument zu Instrument. Er kann härter oder weicher ausfallen.

Bei der Gitarre können sich die Bundbreite oder die Saitenlage unterscheiden, bei E-Gitarren außerdem Zahl und Qualität der Humbucker und Regler. Mehr Geld zu investieren, erbringt meistens auch ein sehr viel besseres Instrument. Fortgeschrittene Spieler wissen genau, was sie von ihrem Instrument erwarten.

Welche Art von Musik soll gespielt werden?

Entscheidend für die Art des gewählten Instruments kann auch die Art der Musik sein, die jemand damit spielen möchte. Wer ein Hardrocker werden möchte, wird es als Klavierspieler schwer haben. Er wird früh zum Keyboard wechseln müssen, das zwar eine ähnliche Tastatur hat, aber bei manchen Musikstilen ganz anders gespielt werden muss. Das Genre, in dem man sich später bewegen möchte, bestimmt zu einem großen Teil darüber, welche Instrumente genutzt werden, und wie sie gespielt werden.

Falls keine andere Entscheidungsgrundlage gegeben ist, sollte der Musikstil den Ausschlag für die Wahl des Instruments geben. Nicht wenige Musiker haben sich im Laufe des Lebens vom Pianoplayer zum Bassmann oder Gitarristen weiterentwickelt. Doch die meisten bleiben bei ihrem Instrument. Sie wechseln bestenfalls von Etüden zu Popmusik.

Auf dem Klavier sind Stile wie Ragtime und Oldtime Jazz, gelegentlich auch Blues oder Pop spielbar. Eine große Rolle spielt das Klavier in der klassischen Musik. In der Rockmusik hat das Klavier hingegen nur selten einen Platz. Hier dominieren die Gitarren. Diese Instrumente sind auch die Favoriten, wenn jemand Free Jazz, Blues, Country, Pop, Flamenco oder sämtliche Spielarten der Rockmusik spielen möchte. Für die Wahl des Instrumentes spielt letztlich auch eine Rolle, ob man es nur Zuhause, oder auch konzertant spielen möchte.

Was ist denn nun einfacher zu spielen?

Es ist schwer zu sagen, welches Instrument anhand aufgelisteten Vorteile und Nachteile leichter zu erlernen, und leichter zu spielen ist. Die Wahl zwischen Klavier und Gitarre hängt von vielen Faktoren ab, die genauer beleuchtet werden sollten. Für beide Instrumente stehen heutzutage gut aufbereitete Songbooks, Play-along-CDs und Noten in Hülle und Fülle zur Verfügung.

In vielen Kindheiten wird seitens der Eltern zunächst die obligatorische Klavierstunde favorisiert. Das kann nicht schaden, obwohl sie so manchem Kind den Spaß an der Musik verhagelt. Wer jedoch die Techniken des Klavierspielens, etwas Musiktheorie und das Notenlesen auf dem Klavier erlernt, ist im Vorteil, wenn er später ein zweites Instrument erlernt – zum Beispiel Gitarre.

Beide Instrumente sind für einen Anfänger gut zu bewältigen. Sie bieten den Vorteil, mit vielen Musikstilen kompatibel zu sein. Klavier und Gitarre lassen auch Fortgeschrittenen genügend Spielraum für die persönliche Entwicklung. So mancher findet die Gitarre für Einsteiger das leichtere Instrument. Sie ist zugänglicher, bezahlbarer, transportabel, und in fast jedem Musikstil einsetzbar.

Die Gitarre bietet wesentlich mehr Spielweisen und Klangvariationen, als ein Klavier. Schon nach einer Woche und dem Erlernen von sieben Akkorden ist der Spieler in der Lage, Hunderte von Songs rhythmisch zu begleiten. Er kann außerdem diverse Gitarrenarten bespielen, und seine Klangmöglichkeiten durch Technik erweitern. Gegebenenfalls kauft man sich ein Gitarrenmodell, mit dem man durch eingebaute elektronische Mittel seine eigene Band simulieren kann.

Für komplexere Spielweisen oder Musikstile ist jedoch das Klavier übersichtlicher. Es ist jedoch stilistisch und im Klangbild nicht so variabel. Dafür ist der Umstieg auf ein E-Piano, einen Flügel oder die Hammond-Orgel kein größerer Schritt.

Für beide Instrumente gilt gleichermaßen, dass ein Spieler sich viele Techniken aneignen muss, um auf seinem Instrument wirklich ein Könner zu werden. Beide Instrumente erfordern viel Übung, und noch mehr Spielpraxis. Das bedeutet im Regelfall, dass man sich einem von beiden intensiv widmet.

Entscheidungshilfen kompakt

Folgende Kriterien sollten geprüft werden, bevor sich jemand für ein Klavier oder eine Gitarre entscheidet:

  • Soll nur Zuhause gespielt werden, oder auch konzertant?
  • Welche Preisvorstellung ist realisierbar?
  • Wie viel Platz steht in den Wohnräumen zur Verfügung?
  • Mit welcher Lärmbelästigung müssen die Nachbarn rechnen?
  • Welche Art von Musik soll damit gespielt werden?
  • Wie groß ist das persönliche Interesse an entsprechender Musik?
  • Wie viel Zeit steht zum Üben zur Verfügung?
  • Welche musikalischen Vorbilder liegen vor?
  • Wie steht es mit der Handbreite, die die Wahl des Instruments entscheidend beeinflussen kann?
  • Welcher Level des Könnens soll erreicht werden?
  • Wie viel Hingabe oder Talent bringt jemand mit, um das Instrument zu erlernen?

Fazit

Jeder muss die Frage selbst beantworten, was für ihn leichter zu erlernen und zu spielen ist. Wichtig ist ein großes Interesse für Musik im Allgemeinen. Außerdem der innere Drang, ein Instrument zu erlernen, das einen begeistert. Begeisterung und Interesse für ein Instrument sind – jenseits aller anderen Kriterien – beim Kauf oft der ausschlaggebende Faktor. Ein starkes musikalisches Vorbild kann alle technischen Hindernisse überwinden helfen. Video-Tutorials im Internet erschließen oft technische Tricks, die Anfänger sonst nicht ohne weiteres erlernen würden.

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Lisa Borch entdeckte früh ihre Leidenschaft für Musik und Filme und studierte Kommunikationswissenschaften und Medienkultur. Seit 2016 ist sie als Musik- und Filmredakteurin bei popkultur.de tätig und teilt gerne ihre Meinungen und Empfehlungen mit ihren Lesern.

E-Mail: lisa.borch@popkultur.de