Was soll man bloß über einen Mann sagen, der seit über 40 Jahren Musikgeschichte schreibt? Nun, eine ganze Menge!
Reginald Kenneth Dwight wurde am 25. März 1947 in England geboren. Im Alter von 11 Jahren nahm er das Klavier-Studium an der London Royal Academy of Music auf und legte so das Fundament für sein gesamtes späteres Leben.
Zusammen mit dem Songwriter Bernie Taupin, mit dem ihn seit 1967 nicht nur beruflich, sondern auch privat eine innige Freundschaft verbindet, schreibt John all seine Lieder. Um diese soll es heute gehen, statt den durchaus möglichen anderen Themen, wie extravagante Bühnenoutfits, Kampf gegen Aids, Drogenmissbrauch, Musicals, Mithilfe beim Erfolg anderer Künstler, Homosexualität, die Ehe mit David Furnish und schließlich das späte Vaterglück durch die Söhne Zachary und Elijah.
Lassen wir stattdessen seine Songs zu uns sprechen.
10. I Guess That’s Why They Call It the Blues
In dieser klagenden Doo-Wop-Power-Ballade ist einer der bekanntesten Refrains aus Elton Johns Repertoire zu Hause – und das bei dieser Konkurrenz. Das Lied erzählt die Geschichte von zwei Liebenden, die vom Krieg schmerzhaft entzweit wurden. Mit beiläufigem Bedauern und trauriger Sehnsucht machte der Sänger aus dem Stück einer der erfolgreichsten Hits der 80er Jahre. Möglicherweise tat der Einsatz von Stevie Wonder an der Mundharmonika dem Erfolg dabei auch keinen Abbruch.
9. Sacrifice
Elton Johns erste Solo Nummer eins Single in Großbritannien (Solo weil er hier ohne seine Band agierte) und zwar im Jahr 1991. Trotz der Tatsache, dass das Lied bereits im Jahr 1989 veröffentlicht wurde und damals mit mäßigem Erfolg in den Charts vor sich her dümpelte. Der Sänger selbst glaubte an den Song und veröffentlichte ihn 1991 nochmals.
Der Erfolg gab ihm Recht. „Sacrifice“ entwickelte sich zu einem absoluten Fan-Favoriten und wurde von Sir Elton John fast 500 Mal live performt. Eine rührselige und tief berührende Ballade, die sich damit beschäftigt, wie schwierig es in einer Langzeitbeziehung ist, treu zu bleiben. Offen und ehrlich singt John darüber, dass in einer modernen Beziehung eben diese „Opfer“ gebracht werden müssen, wenn Treue die Basis bilden soll.
8. Crocodile Rock
Sicherlich eine der denkwürdigsten Singles, die John je veröffentlicht hat und gleichzeitig sein erster Nummer 1 Hit in den USA. Drei Wochen lang krönte das Stück die US-Billboard Hot 100 und verbrachte insgesamt 14 Wochen in den Top 40 – ein phänomenaler Erfolg für den Sänger.
In einem Interview mit dem Rolling Stone Magazin sah er das Lied allerdings sehr kritisch: „In meiner Karriere ging es nicht um Crocodile Rock, es war nur eine einmalige Sache, aber es wurde ein großer Hit, und auf lange Sicht wurde es für mich negativ, weil die Leute sagten: ‚Oh, verdammter Crocodile Rock‘ „. “Ich hatte nicht als Hit-Songwriter angefangen, und ich wusste nicht, was ein Hit ist, und das beweisen meine ersten vier Alben“. Rolling Stone hat dem Album zwei Sterne verliehen, und ich sagte:“ Oh, fuck off. „Es war eine großartige verdammte Pop-Platte. Halt die Klappe.“
7. Don’t Go Breaking My Heart
Dieses Duett mit der Sängerin Kiki Dee ist eine fröhliche Hommage an die Motown-Sounds, die in den 60er Jahren die Charts beherrschten. Der Song war ein großer Erfolg für den Sänger in den 70ern. Das Lied schaffte es auf Platz 1 der britischen Charts und machte es sich dort für anderthalb Monate gemütlich. Bis zum heutigen Tag gibt es einige weitere Versionen des ursprünglichen Duetts, unter anderem mit Miss Piggy, Minnie Mouse und RuPaul.
6. Candle in the Wind
Sein größter Hit, wenn auch erst in späten Jahren. In der Urfassung von 1974 befasst sich das Lied mit dem Leben von Marilyn Monroe. „Goodbye Norma Jean“, so Monroes bürgerlicher Name leitet den Song ein. Zu unfassbarem Weltruhm kam das Lied aber über 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung, nämlich am 6. September 1997, als Elton John den Hit bei der Beerdigung seiner Freundin Diana, Princess of Wales, sang.
Millionenmenschen weltweit verfolgten die Live-Übertragung und kein anderes Lied traf die Menschen so sehr ins Herz wie „Candle in the Wind“. Mit weltweit knapp 37 Millionen verkauften Exemplaren ist das Lied eine der weltweit erfolgreichsten Singles aller Zeiten. Elton John spielt bei Konzerten aber stets die Urfassung, da ihn die Diana gewidmete Version nach eigenen Angaben zu viel Kraft kostet.
5. I’m Still Standing
Dieses schnelle und einprägsame Lied, das sicherlich zu seinen besten Songs gehört, wurde von Elton John einmal als seine „Reaktion darauf, in den frühen 1980ern noch relevant und erfolgreich zu sein“ bezeichnet. Nachdem er den Post-Punk und die New-Romantics Hits, die die Charts blockiert hatten, erfolgreich überstanden hatte, wirkte „I’m Still Standing“ wie eine Kampfansage an all jene Kritiker, die bereits über das Ende seiner Karriere spekuliert hatten. Vorbei? Ganz im Gegenteil. Das Lied war zwar zahlenmäßig nicht sein größter Hit, eine Umfrage von USA Today aus dem Jahre 1991 zufolge, ist „I’m Still Standing“ das Lieblingslied der amerikanischen Marinepiloten.
4. Don’t Let the Sun Go Down on Me
Das Lied war für den Briten schwierig und frustrierend aufzunehmen. Der Perfektionist Elton John war mit keinem seiner Vocal-Takes zufrieden, und Produzent Gus Dudgeon hatte große Mühe, die Stimmen und Instrumente so zu mischen, dass sie die Genehmigung des Sängers bekamen. Bei manchen Aufnahmen schrie Elton den Text, bei anderen murmelte er und manchmal stand er auch einfach nur da und starrte in den Kontrollraum.
Als Elton das fertige Stück dann zum ersten Mal hörte, hasste er es und sagte: „Das ist totaler Mist. Du kannst es Engelbert Humperdinck schicken„.
Sechs Jahre später sang George Michael das Lied jeden Abend im Rahmen seiner Cover-to-Cover-Tour und für die letzte Show in der Wembley Arena am 23. März 1991 brachte er Elton John als Überraschungsgast heraus, um es mit ihm zu singen. Die Live-Aufnahme dieses Songs wurde später in dem Jahr als Single veröffentlicht und war sowohl in Großbritannien als auch in den USA ein Nummer-1-Hit.
3. Rocket Man
„Rocket Man“ vereint alle Elemente, die Elton John in den 70er Jahren zu einem so einzigartigen Talent gemacht haben: Einen rasanten Refrain, ein klagendes Piano-Riff und eine atemberaubende Berg-und-Tal-Fahrt im Gesang. Daher ist es kein Wunder, dass dieser Hit für viele sein bester Song ist. Leicht, aber strukturiert, trotzig akustisch, aber mit emotionalem Gewicht, so nimmt dieses Lied einen Platz in der Hall of Fame der besten Songs aller Zeiten ein.
Inspiriert wurde der Song von Ray Bradburys Kurzgeschichte „The Rocket Man“ aus dem Jahr 1951, in der die Geschichte eines Astronauten erzählt wird, der zwischen dem Aufbruch in den Weltraum und dem Aufenthalt auf der Erde mit seiner Familie hin- und hergerissen wurde. Elton Johns Lied entstand zu einer Zeit, als die Aufregung um die Erforschung des Weltraums gerade den Siedepunkt erreicht hatte und die Popkultur und Medienlandschaft dominierte.
2. Your Song
„Your Song“ ist zweifelsohne das wichtigste Lied in Elton Johns Karriere. Bevor die Single 1970 zum ersten Mal im Radio gespielt wurde, war Elton John ein ums Überleben kämpfender britischer Songwriter, für den sich die jahrelange harte Arbeit noch nicht im Geringsten ausgezahlt hatte.
Nach der Veröffentlichung von „Your Song“ war er plötzlich einer der größten Namen im Bereich Rock & Roll. Der Song kletterte Ende 1970 weltweit auf die ersten Plätze der Charts und war der Startschuss für eine unglaubliche Reihe von Hits für den charismatischen Sänger.
Die ursprünglichen Lyriks wurden sehr schnell am Küchentisch in der Wohnung von Elton Johns Mutter in der Londoner Vorstadt geschrieben, noch dazu auf einem besonders schmuddeligen Stück Papier. Elton hat seit „Your Song“ noch viele Hits geschrieben, manche davon zählen zu den besten Songs aller Zeiten, aber wenn er live spielt und die Worte: „It’s a little bit funny“ singt, dann jubelt das Publikum immer noch lauter als bei allen anderen Liedern des Konzerts.
1. Tiny Dancer
Diese zarte Ballade, die bis heute Gänsehaut hervorruft, hat in ihrem Veröffentlichungsjahr 1972 die Charts nicht wirklich beeindrucken können. Nichtsdestotrotz ist „Tiny Dancer“ zu einem der wichtigsten Songs von Elton John geworden. Das Klavier-Einlage zählt zu den bekanntesten der Musikgeschichte und gibt der Leichtigkeit des Songs ein wunderschönes Zuhause. Im Jahr 2000 erlebte „Tiny Dancer“ seinen zweiten Frühling, nachdem das Lied in Cameron Crowes Film „Almost Famous“ in einer Schlüsselszene eindrucksvoll a-Capella gesungen wurde.
Über die genaue Platzierung der einzelnen Songs kann man streiten, was unstreitbar sicher ist hingegen: Elton John schrieb einige der schönsten und größten Hits aller Zeiten und seine Lieder sind wunderschöne, zeitlose Kunstwerke.