Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gilt als das goldene Zeitalter der Oper. Doch auch außerhalb dieser Ära findet sich eine Fülle von unvergesslichen Opernarien, die Zuhörer bis heute in ihren Bann ziehen. Viele berühmte Opernarien sind längst zu einem festen Bestandteil unserer Kultur geworden und erfreuen sich großer Beliebtheit. Wir stellen euch die beliebtesten Opern der Welt vor.
Ombra mai fu, Xerxes
Die Arie aus der Oper „Xerxes“ des Komponisten Georg Friedrich Händel wurde ursprünglich für eine Kastratenstimme geschrieben. Heute wird die Arie von Alt oder Mezzosopran gesungen. In Händels bekanntester Oper geht es um Liebesintrigen, Betrug und Verrat. „Ombra mai fu“ wird von dem Perserkönig Xerxes im ersten Akt gesungen und ist als Loblied auf eine Platane zu verstehen, deren Schönheit sich Xerxes erfreut. Obwohl „Xerxes“ 1738 uraufgeführt wurde, erreichte die Oper erst Anfang des 20. Jahrhunderts Beliebtheit. „Ombra mai fu“ gehört zu den bekanntesten Barockarien und wird oft auf Opernabenden zum Besten gegeben.
Lascia ch’io pianga, Rinaldo
Die Arie aus Georg Friedrich Händels Oper „Rinaldo“ zählt zu den beliebtesten Melodien der klassischen Musik und wird oft im Rahmen von Kammermusikabenden aufgeführt. In der Oper „Rinaldo“ wird die Geschichte eines Kreuzzuges geschildert, bei der die christliche Jungfrau Almirena in sarazenische Gefangenschaft gerät und den König um Freiheit bittet. Zu den bekanntesten Versionen der Arie zählt diejenige aus dem Film „Farinelli“, für die eine Sopran- und eine Countertenorstimme gemischt wurden, um den Eindruck einer Kastratenstimme zu erzeugen.
Voi che sapete, Die Hochzeit des Figaro
Frech und ein klein wenig freizügig gibt sich diese scheinbar unschuldige Arie aus „Die Hochzeit des Figaro“. Gesungen wird sie von Cherubino, einem liebeskranken Hofpagen. Dabei handelt es sich um eine klassische Hosenrolle, denn „Voi che sapete“ wurde für Sopran komponiert. Die leichte und unterhaltsame Arie gehört zu Mozarts meistgesungenen und besticht durch ihre eindringlichen Worte und die einprägsame Melodie. „Die Hochzeit des Figaro“ wurde 1786 am Wiener Burgtheater uraufgeführt und erzählt von den Vorbereitungen zur Hochzeit des Dienerpaares Figaro und Susanna.
Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen, Die Zauberflöte
Ohne sie wäre die Opernwelt unvorstellbar: Die Arie der rachsüchtigen Königin der Nacht aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ ist mitreißend und berauschend zugleich. Die Koloraturarie ist ein Bravourstück, das nur von den besten Sängerinnen in Angriff genommen wird und eine überaus hohe Tessitur erfordert. In seiner letzten Oper widmet sich Mozart den Idealen der Freimaurerei, die er in ein buntes Märchen verpackt. Charakteristisch sind das deutsche Libretto und die üppigen Bühnendekorationen. Wie so oft bedient sich Mozart auch hier der Tonart d-Moll, um die dramatische Bedeutung besonders eindringlich wiederzugeben. Komponiert wurde „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ für Mozarts Schwägerin Josepha Hofer, deren Stimme über ein besonders hohes Register verfügt haben soll.
Il dolce suono, Lucia di Lammermoor
Diese wunderschöne Arie mit ihrem klagenden Rezitativ dürfte den meisten Zuhörern aus dem Film „Das fünfte Element“ bekannt sein. Dabei stammt die Arie aus Gaetano Donizettis Oper „Lucia die Lammermoor“, die von einer großen Liebe und einem noch größeren Missverständnis erzählt. Lucia liebt Edgardo, den Erzfeind ihres Bruders Enrico. Sie wird zur Hochzeit mit einem anderen Mann gedrängt, den sie am Hochzeitstag ersticht. Vom Wahnsinn befallen, stirbt sie. Edgardo folgt ihr in den Tod. „Il docle suono“ wird auch als Wahnsinnsarie bezeichnet und stellt den Höhepunkt der Oper dar. Das Libretto beruht auf Walter Scotts Roman „Die Braut von Lammermoor“ und wurde von Salvatore Cammarano verfasst.
La ci darem la mano, Don Giovanni
Das berühmte Duett aus Mozarts Oper „Don Giovanni“ wird von Don Giovanni und Zerlina gesungen. Don Giovanni versucht, Zerlina für sich zu gewinnen, doch Elvira durchkreuzt seine Pläne. Die Uraufführung von „Don Giovanni“ fand 1787 statt. Die Oper gehört zu den bedeutendsten von Mozarts Werken. Im Gegensatz zu früheren Opern nehmen die Arien eine zentrale Rolle ein und steuern die Handlung. Eine besondere Stellung wurde zudem der Ouvertüre zugestanden, die Mozart angeblich in der Nacht vor der Uraufführung komponiert haben soll. Sie führt meisterhaft in das dramatische Geschehen der Oper ein, wird aber häufig auch als alleinstehendes Werk aufgeführt.
Casta diva, Norma
Die Rolle der Norma aus Vincenzo Bellinis gleichnamiger Oper gehört zu den anspruchsvollsten Frauenrollen überhaupt. Das Libretto erzählt die Geschichte der Druiden-Priesterin Norma, die eine Liebesbeziehung zu dem römischen Prokonsul Pollione unterhält, mit dem sie zwei Kinder hat. Nach Liebeswirren finden Norma und Pollione wider zueinander. „Casta diva“ wurde für die Primadonna Giuditta Pasta konzipiert und vereint Bravour mit der Innigkeit und Wärme des Belcanto-Gesangs.
Sempre libera, La Traviata
Unbeschwert und leicht wie ein schäumender Wein gibt sich dieses zauberhafte Duett aus Giuseppe Verdis Meisterwerk „La Traviata“. Die Kurtisane Violetta Valéry verliebt sich in Alfredo Germont, zeigt sich jedoch auf Verlangen von Alfredos Vater dazu bereit, das Liebesverhältnis zu Alfredo zu beenden. Mit „Sempre libera“ stimmt Violetta einen Lobgesang auf ein freies, ungebundenes Leben an. „La Traviata“ basiert auf Alexandre Dumas´ Roman „Die Kameliendame“ und berührt mit ihrer tragischen Liebesgeschichte das Opernpublikum auf der ganzen Welt.
La donna è mobile, Rigoletto
„Launisch ist die Frau“: Dieses von Franz I. geäußerte und später von Victor Hugo übernommene Bonmot machte sich auch Giuseppe Verdi in seiner Oper „Rigoletto“ zunutze – und schuf eine der berühmtesten Arien aller Zeiten. Gesungen wird sie von dem Herzog von Mantua im dritten Akt. Ihre leicht komödienhafte Melodie hat „La donna è mobile“ zu einer der beliebtesten Arien aller Zeiten gemacht.
Largo al factotum, Der Barbier von Sevilla
Giacomo Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“ aus dem Jahre 1816 gilt noch heute als eines der besten Werke der Opera buffa, der komischen italienischen Oper. Teile der Arie „Largo al factotum“ sind sogar in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen. Gesungen wird die Arie von dem Titelhelden, der die Hochzeit zwischen seinem Freund, dem Grafen Almaviva, und dessen Angebeteter Rosina einfädelt. Rossini komponierte den „Barbier“ in nur drei Wochen, was ihn jedoch nicht davon abhielt, ein Meisterwerk zu kreieren, das sich auch 200 Jahre später immer noch großer Beliebtheit erfreut.
Un bel dì, vedremo, Madama Butterfly
Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ basiert auf dem Theaterstück „Madame Butterfly. A Tragedy of Japan“ des US-amerikanischen Dramaturgen David Belasco. Die junge Butterfly (Cio-Cio San) verliebt sich in den amerikanischen Marineoffizier Pinkerton, der sie kurz nach der Heirat verlässt. Mit „Un bel dì, vedremo“ gibt Butterfly ihrer Trauer Ausdruck und hofft, Pinkerton möge eines Tages zurückkehren. Die Arie ist der Höhepunkt des zweiten Aktes und gehört zum Repertoire eines jeden Soprans. Die Uraufführung im Februar 1904 war ein Fiasko. Puccini überarbeitete die Oper – die nächste Aufführung fand bereits im Mai desselben Jahres statt.
Nessun dorma, Turandot
Die von Luciano Pavarotti so meisterhaft interpretierte Arie gehört zu den wichtigsten Musikstücken für Tenorstimmen. Giacomo Puccinis letzte Oper handelt von der unerbittlichen Prinzessin Turandot, die jeden Freier köpfen lässt, der ihre Rätsel nicht lösen kann. Als Prinz Kalaf Turandots Rätsel löst, ordnet die Prinzessin an, niemand dürfe schlafen, bis der Name des Unbekannten herausgefunden würde. „Turandot“ wurde 1936 an der Mailänder Scala uraufgeführt. „Nessun dorma“ hat dank zahlreicher Interpretationen Weltruhm erlangt und wurde zudem mehrfach als Filmmusik eingesetzt.
Kuda, kuda vi udalilis, Eugen Onegin
Tschaikowskis berühmte Oper „Eugen Onegin“ basiert auf dem gleichnamigen Versroman des russischen Dichters Alexander Puschkin. Die Uraufführung fand 1879 am Moskauer Maly-Theater statt. Die Arie „Kuda, kuda vi udalilis“ („Wohin seid ihr verschwunden“) wird im zweiten Akt von Lenski gesungen und gehört zu den Klassikern der russischen Opernmelodien. Die Oper handelt von dem jungen Adeligen Eugen Onegin, der sich auf ein geerbtes Landgut zurückzieht. Dort lernt er Wladimir Lenski und dessen Verlobte Olga kennen. Olgas Schwester Tatjana verliebt sich in Onegin, dieser jedoch weist sie zurück. Lenski fordert Onegin zum Duell heraus und wird von seinem Gegner erschossen. Jahre später begegnet Onegin Tatjana, allerdings wird er von ihr zurückgewiesen.
Habanera, Carmen
Unvergessen bleibt die Habanera der Operndiva Maria Callas: Die auch als „L’amour est un oiseau rebelle („Die Liebe ist ein wilder Vogel“)bekannte Arie aus Gerges Bizets „Carmen“ zählt zu den am häufigsten gesungenen Opernmelodien. Die Uraufführung von „Carmen“ fand im Jahr 1875 an der Opéra-Comique in Paris statt. Die Oper basiert auf einer Novelle des französischen Schriftstellers Prosper Mérimée. Sie handelt von einem Liebesdreieck zwischen der Titelfigur, dem Soldaten Don José und dem Stierkämpfer Escamillo.
Komm Hoffnung, Fidelio
Ludwig van Beethovens einzige Oper „Fidelio“ wurde als Nummernoper konzipiert, bei der die einzelnen Arien durch lose Rezitativpassagen verbunden sind. Als Vorlage diente die Oper „Léonore, ou L’amour conjugal“ von Pierre Gaveaux aus dem Jahr 1798. Die Uraufführung fand am 20. November 1805 in Wien statt. Florestan ist seit zwei Jahren verschwunden, seine Frau Leonore vermutet, dass er wegen eines Zerwürfnisses mit dem Gouverneur Don Pizarro eingekerkert worden ist. Leonore verkleidet sich als Mann, nennt sich fortan Fidelio und lässt sich als Gehilfe beim Kerkermeister Rocco einstellen. Dessen Tochter Marzelline verliebt sich in den vermeintlichen Jüngling. Im Kerker findet Leonore tatsächlich ihren Ehegatten vor, der bereits vor dem Hungertod steht. Als Pizarro Florestan umbringen will, wirft sich Leonore dazwischen – die Liebe siegt. Bei der Uraufführung heilt sich die Begeisterung in Grenzen, erst ab der dritten Fassung wurde Fidelio zum Erfolg. „Komm Hoffnung“ wird im ersten Akt von Leonore gesungen. In der Arie drückt sie ihre Verzweiflung über das Verschwinden ihres Ehemannes aus.
Belle nuit, ô nuit d’amour, Hoffmanns Erzählungen
Drei Erzählungen des deutschen Schriftstellers E.T.A. Hoffmann liegen Jacques Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ zugrunde. In seiner letzten Oper vereinte der Komponist Geschichtsstränge aus „Der Sandmann“, „Rat Krespel“ und „Die Geschichte vom verlorenen Spiegelbild“. Die Arie „Belle nuit, ô nuit d’amour“ ist als klassische Barkarole konzipiert – ein ursprünglich venezianisches Schifferlied. Eigentlich wurde die Arie zuerst in Offenbachs Oper „Die Rheinnixen“ eingegliedert, bevor sie in leicht abgeänderter Form in „Hoffmanns Erzählungen“ Einzug fand.
Podrugi milie, Pique Dame
Die verträumte Arie „Podrugi milie“ („Liebe Freundinnen“) stammt aus Tschaikowskis Oper „Pique Dame“, die ihre Uraufführung 1890 in St. Petersburg erlebte. Das Libretto wurde von Tschaikowskis jüngerem Bruder Modest geschrieben und basiert auf der gleichnamigen Erzählung des russischen Dichters Alexander Puschkin. Die Oper entstand zu einer Zeit, als der Komponist steife Schicksalsschläge einstecken musste. Daraus lässt sich auch die Abwandlung des Erzählstoffes ableiten: In Tschaikowskis düsterer Version ertrinkt die gekränkte Protagonistin Lisa in der Newa.
Siegmund heiß ich und Siegmund bin ich, Die Walküre
Zusammen mit den Opern „Das Rheingold“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ bildet „Die Walküre“ den „Ring des Nibelungen“. Richard Wagners Tetralogie gehört zu den anspruchsvollsten Werken der klassischen Musik und wird alljährlich im Rahmen der Bayreuther Festspiele aufgeführt. Die Uraufführung der Walküre belief sich auf den 26. Juni 1870. In dieser psychologisch tiefschürfenden Oper werden Themen wie Liebe, Tod und Ehre aufgegriffen. Ein Highlight ist Siegmunds Arie, die die inzestuöse Liebesbeziehung zu seiner Zwillingsschwester Sieglinde musikalisch zum Ausdruck bringt.
Wiegenlied, Wozzeck
Alban Berg gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein Werk ist von der Spätromantik ebenso wie von dem Prinzip der Atonalität beeinflusst. Bergs Oper „Wozzeck“, die auf dem Dramenfragment Woyzeck des deutschen Schriftstellers Georg Büchner beruht, bedient sich einer Fülle von musikalischen Mitteln, um der tragischen Handlung gerecht zu werden. „Wozzeck“ gilt als Meilenstein der Operngeschichte. Allerdings erreichte das Werk erst nach 1945 dank der Bemühungen berühmter Dirigenten wie Karl Böhm und Pierre Boulez weltweiten Ruhm. „Wozzeck“ erzählt die Geschichte des gleichnamigen Protagonisten, der aus Eifersucht seine Geliebte Marie umbringt. Zu den Highlights der Oper gehört das Wiegenlied aus dem ersten Akt, das von Marie gesungen wird.
Summertime, Porgy and Bess
George Gershwins Oper „Porgy and Bess“ brach mit Konventionen und stellte das Leben in einem Wohnviertel für Afroamerikaner in den Südstaaten dar. Die Uraufführung fand 1935 in New York statt, das Werk wurde sofort begeistert aufgenommen. Die Arie „Summertime“ ist inzwischen zu einem der am häufigsten gesungenen Lieder aller Zeiten geworden. Sie kommt in allen drei Akten der Oper vor. 1936 nahm Billie Holiday die Arie auf und landete einen weltweiten Hit. „Porgy and Bess“ basiert auf dem Roman „Porgy“ des US-amerikanischen Schriftstellers DuBose Heyward, der auch das Libretto verfasste.
La bohème, Puccini
Der Rosenkavalier, Richard Strauss
Otello, Verdi
Eugene Onegin, Tchaikovsky
Falstaff, Verdi
Tosca, Puccini
Don Carlos, Verdi
L’Orfeo, Monteverdi
Wozzeck, Berg
Giulio Cesare, Handel
Dido and Aeneas, Henry Purcell
Tristan und Isolde, Wagner
Orfeo ed Euridice (Orpheus and Eurydice), Christoph Willibald Gluck
Jenůfa, Janáček
Peter Grimes, ritten
Die Meistersinger von Nürnberg, Wagner
Pelléas et Mélisande, Debussy
L’incoronazione di Poppea, Monteverdi
Idomeneo, Mozart
Don Giovanni, Mozart
Le Nozze di Figaro (The Marriage of Figaro), Mozart
La traviata, Verdi
Il Barbiere di Siviglia (The Barber of Seville), Gioachino Rossini
Der Freischütz, Carl Maria von Webe
Der Ring des Nibelungen, Richard Wagner
Carmen, Georges Bizet
Salome, Richard Strauss
Boris Godunov, Modest Mussorgsky
L’Elisir d’Amore (The Elixir of Love), Gaetano Donizetti
Pelléas et Mélisande, Claude Debussy
Lohengrin, Richard Wagner
The Bartered Bride, Bedrich Smetana
Guillaume Tell (William Tell), Gioachino Rossini
Manon, Jules Massenet
Die Lustige Witwe (The Merry Widow), Franz Lehár
The Queen of Spades, Pyotr Ilyich Tchaikovsky
Pagliacci, Ruggero Leoncavallo
War and Peace, Sergei Prokofiev
Les Troyens, Hector Berlioz
The Rake’s Progress, Igor Stravinsky
Die wichtigsten Arien aller Zeiten geben einen guten Überblick über die Entwicklung der Oper im Laufe der verschiedenen musikalischen Epochen. Von den Arien des Barock über die Glanzzeit des Belcanto bis hin zu Gershwins jazzigen Klängen finden sich hier Vertreter jeden Stils. Viele der beliebtesten Opernarien wurden schon mehrfach für Film und Fernsehen eingesetzt oder von Künstlern anderer Musikrichtungen als Cover-Version aufgenommen.