1981 begann in der Musikgeschichte eine neue Zeitrechnung: „MTV – Music Television“ ging in den USA auf Sendung. Das erste Musikvideo, das der amerikanische Sender zeigte, war – vielleicht ein wenig zynisch – „Video Killed the Radio Star“ von „The Buggles“. Von da an gab es eine mächtige dritte Säule, die das Fundament eines jeden Künstlers stützen musste.
Neben Alben und Live-Auftritten wurden nun zunehmend die Videos zu den einzelnen Songs wichtig. Manche Stücke wären ohne ihre herausstechenden Musikvideos niemals zu den Hits geworden als die wir sie heute kennen.
Im Laufe der Jahre wurden Musikvideos zu kleinen Kurzfilmen, zu künstlerischer Untermalung der Lieder und zur Visitenkarte des Künstlers. In den vergangenen 30 Jahren sind sicherlich die besten Musikvideos aller Zeiten entstanden. 100 der besten und beliebtesten stellen wir Euch heute vor.
01. Thriller — Michael Jackson (1983)
Hand aufs Herz – es kann nur einen geben und es kann auch nur ein Video geben. Das beliebteste, beste und bekannteste Video aller Zeiten MUSS vom „King of Pop“ kommen und er hat uns nicht enttäuscht.
Mit “Thriller” wurde der Weg für alle folgenden Videos geebnet, die mehr sein wollten als bloße bildliche Untermalung für die Künstler. Der Regisseur John Landis (Blues Brothers) und Michael Jackson ließen sich von Landis‘ Film „Ein amerikanischer Werwolf in London“ inspirieren. Das Musikvideo durfte wegen dem „gruseligen“ Inhalts erst nach 22 Uhr in den USA gezeigt werden.
14 Minuten lang hält Jacko die Zuschauer mit fantastischer Choreographie, Spezialeffekten und vielen Überraschungsmomenten in Atem. Nie war Video besser.
02. Freedom – George Michael (1990)
Vielleicht kann sich der eine oder andere ja noch daran erinnern: In den späten 80ern kämpften Michael Jackson und George Michael um die Krone des größten Popstars seiner Zeit.
George Michael wollte rebellieren und schuf zusammen mit David Fincher eines der besten Videos aller Zeiten. Anstatt selbst die Hauptrolle zu spielen, schritten die fünf begehrtesten Supermodels der damaligen Epoche durch das Musikvideo. Nun mag das Konzept: „Schöne Frauen in einem Video“ nicht fundamental neu sein, wie humorvoll und ironisch der Popstar es aber umsetzte, war bahnbrechend. Kein Wunder, dass Freedom schnell zu einem der beliebtesten Videos wurde und auf den Musikkanälen auf und ab lief.
George Michael gewann mit seinem aufsehenerregenden Video bei den MTV-Awards in der Kategorie „bestes Video eines männlichen Künstlers“.
03. Firework – Katy Perry (2010)
Sag über Katy Perry, was du willst, aber die Sängerin weiß, wie man einen Popsong schreibt. Das Musikvideo gewann bei den MTV Awards 2011 in der Kategorie „Video of the Year“ und es ist nicht schwer zu verstehen, warum. Tolle Szenen und jede Menge Feuerwerk sorgen für ein spektakuläres Video, dass auf YouTube über eine Milliarde Aufrufe zu verzeichnen hat.
Firework ist ein eingängiger Song, begleitet von einem Video, in denen überwiegend Fans der Sängerin zu sehen sind. Darum ist es nur folgerichtig, dass Firework zu einem der beliebtesten Musikvideos aller Zeiten gehört.
04. Jeremy – Pearl Jam (1991)
Sowohl Video als auch Song der Grunge-Band aus Seattle sorgten für Kontroverse. Man sieht einen entwurzelten Jungen, der von Mobbing getrieben in die Depression stürzt und sich schlussendlich vor seinen Klassenkameraden erschießt.
Von der traurigen Geschichte abgesehen, den vielen Bibel-Anspielungen und dem Schnitt, ist dieses Video auch was die Kreativität angeht, schwer zu toppen. Jeremy ist der einzige Charakter, der sich bewegt, alle anderen sind regungslos, was die Meute für den Zuschauer noch unmenschlicher erscheinen lässt. Obwohl Pearl Jam bereits vor diesem Musikvideo zu den beliebtesten Grunge-Bands gehörten, sicherten sie sich erst mit diesem Meisterwerk einen festen Platz beim weltweiten Publikum.
05. Scream – Michael Jackson, Janet Jackson (1995)
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, deswegen setzen wir diesen Maßstab mal nicht an (kein sehr schönes Video, falls es doch jemand wissen will), aber: Das Musikvideo zu „Scream“ gilt mit 7 Millionen US-Dollar Kosten bis zum heutigen Tag als das teuerste Video aller Zeiten. Das war selbst dem „Guinness Book of World Records“ einen Eintrag wert. Spannend war es aber alleine schon dadurch, dass die Geschwister Michael und Janet erstmals (und auch zum letzten Mal, wie sich herausstellen sollte) in einem Song und einem Video vereint waren.
06. Everybody Hurts – REM (1992)
2012 wurde “Everybody Hurts” zum traurigsten Song aller Zeiten gewählt.
Gut, dass der Regisseur Jake Scott (der Sohn des berühmten Alien-Regisseurs Ridley Scott) das wohl schon vorherahnen konnte. Das Musikvideo besticht nicht durch seine Feel-Good-Eigenschaften. Das Video ist perfekt dafür geeignet sein Liebeskummer zu bekämpfen.
Zu Beginn sieht man die Band in ihrem Wagen im Stau. Die Kamera fängt immer mehr Menschen ein, die genervt oder resigniert im Stau stehen, während mithilfe von Untertiteln ihre Gedanken zu sehen sind. Am Ende steigen die Menschen aus ihren Autos aus, gehen und verschwinden schließlich komplett. Das Video wurde stark von der Eröffnungs-Traumsequenz aus Fellinis Film “8 1/2” inspiriert.
07. Cryin’ – Aerosmith (1989)
„Cryin‘“ bildet den Auftakt zu einer Video-Trilogie, in der Alicia Silverstone die Hauptrolle spielt. In diesem Video, das zweifelsohne zu den beliebtesten aller Zeiten gehört, spielt Silverstone eine Teenagerin, die sich, nach der Trennung von ihrem Freund, einer sehr rebellischen Phase hingibt, um am Ende des Videos voller Selbstbewusstsein, neuem Glück und frisch gestochenem Bauchnabelpiercing zu erstrahlen.
Viele sind sich sicher, dass die Piercing-Szene dem Trend des Bauchnabelpiercings genauso auf die Sprünge half wie das Video Silverstones Karriere. Kurze Zeit später übernahm sie eine der Hauptrollen in dem lustigen Film „Clueless – Was sonst!“.
08. Walk This Way – RUN-D.M.C. (1986)
Heute kann man wahrscheinlich nicht mehr nachvollziehen, welche Grenzen dieses Musikvideo damals durchbrach, aber zu seiner Zeit war es wegweißend.
Aerosmith, zu der Zeit so ungefähr die beliebteste Rockband und RUN-D.M.C., zur gleichen Zeit die wahrscheinlich beliebteste Hip-Hop-Gruppe, kämpften gemeinsam für die gute Sache.
Das Musikvideo beginnt damit, dass die beiden musikalischen Kontrahenten durch eine physische Wand getrennt sind. 1986 gab es diesen Kampf zwischen Rock und Hip-Hop wirklich und man wusste nicht so recht, was man aus dem anderen Lager gut finden durfte, ohne als unloyal der eigenen Musikrichtung gegenüber dazustehen.
Nach einigen „Kampfszenen“ fällt die Mauer und die beiden Bands spielen am Ende nicht nur gemeinsam, sondern scheinen nun auch Fans der Musik des anderen zu sein. Die Botschaft kam an. Seit Erscheinen dieses Videos sind Kollaborationen der beiden Musikwelten keine Seltenheit mehr und Musikliebhaber dürfen sowohl Rock als auch Hip-Hop mögen.
09. Hurt – Johnny Cash (2002)
Johnny Cash war 71 Jahre alt und schwer krank, als er sich für dieses unfassbar ergreifende Video vor die Kamera stellte. Sein Zustand war offen für jeden zu sehen und wurde noch verdeutlicht, indem man Cash als jungen Mann immer wieder im Musikvideo zeigte. Die Vergänglichkeit des Lebens wird hier auf wunderschöne Art und Weise porträtiert.
June Carter, Cashs Ehefrau, ist ebenfalls im Video zu sehen, das drei Monate vor ihrem Tod entstand. Der Sänger selbst folgte ihr weitere vier Monate später. Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist es unmöglich, das Video ohne Gänsehaut zu überstehen, wenn er singt: „Everyone I know goes away in the end“.
10. Sabotage – Beastie Boys (1994)
Ein alter Bekannter, der Oscar-Preisträger Spike Jonze hat hier wieder zugeschlagen und man möchte, dass das Video ewig dauert. Die Beastie Boys schlüpfen in dieser Polizei-Serien-der-70er-Jahre-Parodie in die Rollen schnauzbärtiger Cops, die nicht ungewollt an „Starsky und Hutch“ erinnern. Mit viel Liebe zum Detail und noch mehr Humor wurde hier eines der besten Videos gedreht.
11. One – Metallica (1988)
„One“ ist tatsächlich das erste Video, das die Band je gemacht hat und wurde direkt eines der besten aller Zeiten. Das schwarz-weiß-Video zu diesem Anti-Kriegs-Lied vermittelt eine düstere Stimmung und wurde vielleicht deswegen zu seiner Zeit stark unterschätzt. In dem Video werden die Ängste und Schmerzen eines schwer verletzten Soldaten in traumatisierender Weise erzählt.
Im Rückblick sind die Kritiker sich aber einig, dass das Musikvideo zu „One“ aufgrund seiner künstlerischen Umsetzung zu den besten seiner Art gehört.
12. November Rain – Guns N’ Roses (1991)
Man schrieb das Jahr 1992 und Guns N‘ Roses galt als die beste und beliebteste Band der Welt.
Es hieß klotzen statt kleckern, weswegen man sich ein Video-Budget von einer Million Dollar gestattete. Das Musikvideo war damals das teuerste aller Zeiten. Junge, hat sich das gelohnt! Wer in den 90er Jahren lebendig war, dem erscheinen die mittlerweile ikonischen Bilder sofort vor den Augen: Stephanie Seymour (zur Zeit des Musikvideos war sie die Freundin von Axl Rose) im Vokuhila-Brautkleid, Slashs Gitarrensolo vor der Kirche in New Mexiko, die umgeworfene Hochzeitstorte und zum Schluss ein durchnässter Axl am Sarg seiner Liebsten. Wer vorher noch kein Gunners-Fan war, wurde es spätestens durch dieses Meisterwerk.
13. Under the Bridge – Red Hot Chili Peppers (1991)
Eine weitere Band, deren ganz großer Durchbruch unlöschbar an den Erfolg eines Musikvideos gekoppelt ist, sind die Red Hot Chili Peppers. Die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Regisseur Gus van Sant (Good Will Hunting) für das Video zu „Under the Bridge“ katapultierte die Chilis in die Riege der Superstars. Wenn der Sänger Anthony Kiedis mit freiem Oberkörper und über Drogensucht singend durch sein LA läuft, gibt es nur wenige, die er nicht in seinen Bann ziehen kann.
14. Praise You – Fatboy Slim (1998)
Musikvideo-Regie-Legende Spike Jonze filmte das Video zu “Praise You” in Guerrilla-Stil und verewigte sich sogar selbst darin in der Rolle des Leiters der “Torrance Community Dance Group”. Die Produktionskosten des Videos, das eher an die frühen Werke eines Youtubers erinnert, betrugen gerade einmal 800 Dollar. Ein guter Beweis dafür, dass gute Videos nicht teuer sein müssen. Herz, Hirn und Humor sind ohnehin unbezahlbar.
15. Black Hole Sun – Soundgarden (1994)
Wenn wir mal die klassischen Maßstäbe für die beliebtesten Videos alternativer Bands anlegen wie:
„Seltsam? Check.
Bleibt in Erinnerung? Check.
Außergewöhnlich? Na, sowas von!“
dann ist “Black Hole Sun” einfach ein Paradebeispiel für perfekte Alternativ-Videos der 1990er Jahre. Die Frage, die der Regisseur Howard Greenhalgh in diesem Stück Musikgeschichte beantworten wollte, war: Wie sähe es wohl aus, wenn die komplette Dekade der 50er Jahre auf einem schlechten Acid-Trip hängen geblieben wäre? Diese Antwort bleibt in Erinnerung!
16. Nothing Compares 2 You – Sinéad O’Connor (1990)
Geschrieben von Altmeister Prince, wunderbar interpretiert von Sinéad O’Connor. Das Video zeigt hauptsächlich das Gesicht der Sängerin in Nahaufnahme. O`Connor, ohne Haare, blass und eindringlich schauend, erschüttert den Zuschauer bis ins Mark.
Die Sängerin sagt, sie habe in der Performance zu diesem Video den Tod ihrer Mutter verarbeitet, die Tränen am Ende seien echt – das kann und will man ihr gerne glauben. Die Sängerin konnte mit dem Song ihren Trennungsschmerz musikalisch zu verarbeiten.
Der Clip gehört du den beliebtesten Musikvideos der 1990er Jahre.
17. Single Ladies (Put a Ring on It) – Beyoncé (2008)
Wie diese Auswahl hier beweist, muss eine fantastische Idee weder besonders aufwändig noch teuer in der Umsetzung sein. Um als Vorlage für tausende von Memes zu fungieren und Bilder für die Ewigkeit zu liefern, reicht es, wenn Beyoncé und zwei Tänzerinnen sich in schwarze Bodys schmeißen und ihre Bodys perfekt choreographiert vor weißem Hintergrund bewegen.
Die Sängerin gab an, dass keines ihrer Videos schneller gedreht, weniger gekostet und mehr Spaß gemacht hat.
18. Like a Prayer – Madonna (1989)
Rassismus, Religion und (wen nicht bei ihr, bei wem dann?) Sexualität treffen in einem der besten Musikvideos der 1980er Jahre aufeinander. Diese kontroverse Idee wurde nicht nur von vielen Zuschauern verurteilt und boykottiert, sie rief sogar den Vatikan auf den Plan, der sich über die blasphemische Darstellung in diesem Madonna-Video beschwerte. Unnötig zu erwähnen, dass das Video dadurch bei den jungen Leuten noch beliebter wurde und in seinem Entstehungsjahr 1989 auch den „Viewer‘s Choice Award“ erhielt.
19. Wicked Game – Chris Isaak (1989)
Man kann sich darüber streiten, ob das Video zu „Wicked Game“ das beste seiner Art ist. Woran aber kein Zweifel besteht, ist, dass es zu den romantischsten und verführerischsten Videos aller Zeiten gehört.
Traummann Isaac wälzt sich in diesem nur so vor Ästhetik strotzenden schwarz-weiß-Video mit Supermodel Helena Christensen am Strand. Ihre makellosen Körper nehmen den Puderzuckersand genau in dem Maß auf, das sie verwegen und sexy aussehen lässt. Zwischendurch bedeutungsschwangere, ernste Blicke in die Kamera, untermalt von einem der melancholischsten Songs der 90er Jahre – ein Traum! Dieses Musikvideo hat die Ästhetikvorstellungen von Generationen geprägt.
20. Sledgehammer – Peter Gabriel (1986)
Der Award für den gelungensten Einsatz von Stop-Motion in einem Musikvideo geht an: Peter Gabriel! Für dieses Musikvideo musste der ehemalige Genesis-Sänger 16 Stunden lang unter einer Glasdecke liegen, um die Idee filmisch umsetzen zu können. So viel Einsatz wurde belohnt, „Sledgehammer“ genießt einen der allerhöchsten Bekanntheitsgrade unter den Musikvideos.
1987 war das Video in zehn Kategorien der „MTV Video Music Awards“ nominiert und räumte in sensationellen neun davon ab – Rekord!
21. Somebody That I Used To Know — Gotye (feat. Kimbra) (2011)
Das Video folgt einem ganz simplen Konzept. Die beiden Protagonisten Gotye und Kimbra singen nackt, vor farbigen Leinwänden und werden im Laufe der Geschichte selbst Teil dieser Wände. Der Clip nimmt den Zuschauer gefangen und erinnert dabei an die Videos aus den 80er Jahren als sie noch reine Bebilderung des Liedes waren.
Plätze: 22 – 100
Die Musikvideos sind über den Song bzw. Interpreten verlinkt.