Blues: Eine Musikrichtung, die sich aus dem englischen Wort „blue“ ableitet, welches für traurig steht. In den Songtexten geht es um Sehnsucht, Schmerz, Leid und natürlich die Liebe. Alles vorwiegend in melancholischen und wehmütigen Klängen verpackt. Ins Leben gerufen von afroamerikanischen Sklaven, die so ihre monotone Arbeit für sich erträglicher machten, entstand eine Musikrichtung, die großartige Songs hervorbrachte. Die 100 folgenden Titel gehören zu den besten Blues-Songs aller Zeiten.
(Eine Spotify-Playlist findest du am Ende des Artikels.)
1. BB King: „The Thrill Is Gone“
BB King lieferte die vermutlich bekannteste Version des Titels, der auf einem gleichnamigen Broadway Musical basiert. Der Song handelt von einer gescheiterten Liebe, einem Zauber, der endgültig verflogen ist. Für den Hintergrund nutzte King Streicher und landete im Jahr 1969 auf dem 3. Platz der R&B Charts. Zudem wurde er 1970 mit dem Grammy Award in der Kategorie beste männliche R&B-Gesangsdarbietung ausgezeichnet. Die Blues-Version von „The Thrill Is Gone“ wurde in der Folge von weiteren Künstlern wie Little Milton oder Aretha Franklin aufgenommen.
2. Robert Johnson: „Crossroads“ (Cross Road Blues)
Der Song aus dem Jahr 1936 steht im Bezug zu einer Legende um einen Bluesmusiker, der seine Seele an den Teufel verkauft, um Blues zu lernen. Das Lied besteht aus fünf Strophen, in denen der Ich-Erzähler unterschiedlich sein Leid klagt. So bittet er Gott um Gnade oder beklagt, dass er im Elend gestrandet sei. 1986 wurde das Songthema in dem Film „Crossroads – Pakt mit dem Teufel“ verwendet und tauchte später auch in der Mysteryserie „Supernatural“ auf. Als Auszeichnungen konnte der Cross Road Blues unter anderem den Grammy Hall of Fame verzeichnen.
3. Koko Taylor: „Wang Dang Doodle“
Von Musikkritiker Mike Rowe als Partysong im urbanen Stil bezeichnet, kommt „Wang Dand Doodle“ mit aufregendem Beat daher. Der Blues-Song stammt von Willie Dixon und erreichte in der Version von Koko Taylor Platz 13 in den Billboard R&B Charts. Laut Dixon liegt die Bedeutung des Textes darin, eine gute Zeit zu haben, viel zu tanzen und das Lied gehe auf ein altes Liebeslied zurück. Kokos Interpretation schaffte es 1995 sogar in die Hall of Fame der Blues Foundation.
4. T-Bone Walker: „(Call it) Stormy Monday“
„(Call it) Stormy Monday“ ist ein Lied im West Coast Blues–Stil. Walkers unverwechselbare Gitarrenarbeit und seine klagende, sanfte Stimme machten die Nummer zu seinem bekanntesten Blues-Song. 1948 wurde der langsame Zwölftakt-Blues ein Rekordhit und 1961 durch Bobby „Blue“ Bland noch berühmter. Er verwendete allerdings fälschlicherweise den Titel „Stormy Monday“ und so erhielten andere Songwriter als Walker Lizenzgebühren. Viele andere Künstler, die nicht nur aus dem Bluesbereich kamen, interpretierten den Song. Zudem findet er sich unter anderem in der Grammy Hall of Fame wieder. Hierher schaffen es nur Titel, die von dauerhaft historischer oder qualitativer Bedeutung sind.
5. Bessie Smith: „Nobody Knows You When You’re Down and Out“
Im Bluesgenre gehört der Song aus der Feder von Jimmy Cox längst zum Standard. Erstmals aufgenommen wurde die Ballade 1927, große Popularität erlangte sie dann 1929 durch Bessie Smith. Die Version mit Pianist Clarence Williams und dessen Orchester ist auf der B-Seite ihrer Single „Take it Right Back“ zu hören. Durch diese Interpretation mit gestreckter Melodie wurde der Song nicht mehr der Schlagerrichtung zugeordnet, sondern fand sich im Blues wieder. Über 200 Mal wurde das Lied, in dem es um den tiefen Fall im Leben und um falsche Freundschaften geht, gecovert. Darunter auch einmal sehr erfolgreich von Eric Clapton. Die Auskopplung in Argentinien erreichte dort 1992 Platz 8 der Single-Charts und wurde 1994 sogar mit der Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.
6. Freddie King: „I’m Tore Down“
Der Blues-Titel „I’m Tore Down“ wird meistens mit Freddie King in Verbindung gebracht. Er veröffentlichte die Single 1961, als Autor war damals jedoch Sonny Thompson vermerkt. Es geht um große Gefühle und Zerrissenheit. 1994 eroberte der Song Platz 5 der Billboard Mainstream-Rock-Songs-Charts in einer Coverversion von Eric Clapton. Erschienen ist der Song auf dessen Studioalbum „From the Cradle“ und konnte seine Platzierung ganze 13 Wochen halten.
7. Elmore James: „Dust My Broom“
Neben „Sweet Home Chicago zählt „Dust My Broom“ zu den meistgecoverten Blueskompositionen. Die Originalaufnahme stammt von Robert Johnson und wurde im November 1936 gemacht. Ob die Urheberschaft bei Elmore James oder Robert Johnson liegt, wird immer noch diskutiert. Die Version von James erzielte im Jahr 1951 überraschenden Erfolg und stieg in die nationalen Rhythm-and-Blues-Charts ein. „Dust My Broom“ diente Elmore James noch einige Male als Grundlage für weitere Songs. Seine Songversion findet sich beispielsweise in der Grammy Hall of Fame wieder.
8. Big Mama Thornton: „Ball and Chain“
Zwischen der Entstehung des Bluessongs im Jahr 1961 bis zur Veröffentlichung liegen 7 Jahre. Im Liedtext geht es sinnbildlich um einen Gefangenen, der eine Kugel um das Fußgelenk gekettet hat und somit nicht vor widrigen Umständen fliehen kann. Thornton möchte mit „Ball and Chain“ so auf Unterdrückung in der Ehe aufmerksam machen. Sie spielte den Song oft bei Live- oder Studioauftritten und auch, wenn er es nicht in die Recordcharts schaffte, ist er einer der bekanntesten Aufnahmen der Künstlerin. Zum Welterfolg verhalf dem Lied Janis Joplin. Sie spielte den Titel bei allen Auftritten und er wurde ihre Erkennungsmelodie.
9. Guitar Slim: „The Things That I Used to Do“
Einer der Bestseller im Bluesbereich im Jahr 1954: „The Tings That I Usesd to Do“ wurde 1953 veröffentlicht. Er thematisiert das Verlassenwerden und es geht um Dinge, die der Protagonist nie wieder machen wird. Dachte man anfangs noch, das Stück würde höchstens das ländliche Volk im Süden der USA ansprechen, wurde es durch das Senden bei Radiosender im Norden zu einem nationalen Erfolg. Guitar Slim spielte den Titel später sogar an Orten wie dem Apollo Theatre in New York City. Der Song hielt sich 42 Wochen in den Billboradcharts, war mehrere Wochen die Nummer eins und mit über eine Millionen verkauften Tonträgern die meistverkaufte Platte des Jahres im Bereich R&B.
10. John Lee Hooker: „Boom Boom“
Im Mai 1962 veröffentlichte Hooker die Single und stieg schnell in die Billboard Hot 100 ein. Der Text entstand während eines längeren Engagements in einer Bar in Detroit. Nach Hookers eigenen Angaben war er immer zu spät bei den Auftritten und die Barkeeperin sagte dann immer: „Boom, boom“ und machte ihn darauf aufmerksam, dass er wieder einmal zu spät war. Er macht kurzerhand ein Lied aus dieser Anekdote, spielte es noch dort vor Ort und das Publikum war begeistert. Als Werbesong für Lee Jeans taucht er 30 Jahre nach der Veröffentlichung wieder auf und landet erneut Charterfolge.
11. Booker T. & the M.G.’s: „Green Onions“
Ein Instrumentalstück aus der Soul-Musik, welches ein Millionenseller wurde. 1962 war die Instrumentalband Booker T. & reh M.G.’s eigentlich als Studioband für den Sänger Billy Lee Riley engagiert. Als dieser nicht erschien, nutzten die Musiker die Zeit für eine eigene Aufnahme. Es wurde ein Riff entwickelt und verfeinert. Am Ende kam der heute als „Green Onions“ bekannte Song heraus. Der Titel wird von einem eher ungewöhnlichen 2/4 Takt dominiert und findet oft Verwendung im TV, bei Filmen und im Radio. Das Musikmagazin „Rolling Stone“ nahm den Titel in die Liste der 500 besten Songs aller Zeiten auf und 1999 gab es den Grammy Hall of Fame Award.
12. Bobby „Blue“ Bland: „Farther Up the Road“
Das Gitarrenspiel von „Farther Up the Road“ stellt den Übergang vom Blues-Stil aus den 1940er-Jahren zum Blues-Rock der 1960er-Jahre dar. Bland machte den Song mit seiner tiefen Stimme und dem melodischen Gesang zu einem seiner großen Erfolge. So gab es einen Nummer eins Erfolg und Platz 43 in den Billboard Hot 100.
13. Muddy Waters: „Mannish Boy“
Fünf Wochen war der Song in den Billboard-R&B-Charts vertreten. „Mannish Boy“ ist ein Bluesstandard und wurde 1955 veröffentlicht. Er ist die Antwort auf Bo Diddleys „I’m a Man“. Im Laufe seiner Karriere nahm Muddy Waters diverse Versionen des Titels auf, in dem es um das „Mann sein“ geht. 1986 folgte die Aufnahme in die Blues Hall of Fame und 2004 schaffte es „Mannish Boy“ auf Platz 229 der 500 größten Hits aller Zeiten des Rolling-Stone-Magazins. Paul Butterfield sowie Jimmi Hendrix nahmen zudem Coverversionen auf. Auch als Filmsoundtrack von „Good Fellas“ und „Risky Business“ ist der Song zu hören.
14. BB King: „Everyday I Have the Blues“
Ursprünglich stammt der Titel von den Sparks Brothers und wurde 1935 veröffentlicht. Doch erst BB King machte ihn mit seiner Version von 1954 zum Bluesklassiker. Bei der Veröffentlichung im Dezember 1954 stieg der Song über Sorgen, Ärger und fehlender Liebe bis auf Platz 8 der Rhythm & Blues-Hitparade. Direkt wurde ein hoher Plattenumsatz verbucht, der im Laufe der Zeit auf mehr als 4 Millionen verkaufte Exemplare anstieg. „Every Day I Have the Blues“ ist damit der meistverkaufte Bluessong aller Zeiten.
15. Howlin’ Wolf: „Evil“
Nicht zuletzt durch eine große Anzahl von Coverversionen avancierte „Evil“ zu einem Blues-Standard. Willie Dixon schrieb den Text, in dem es um böse Dinge geht, die sich im Haus abspielen, wenn der Mann auf Reisen ist. Gemeint ist damit vermutlich das Thema Ehebruch. 1954 veröffentlichte Howlin’ Wolf die Single und packte den Song zudem auf sein Album „Moanin’ in the Moonlight“, welches 1959 erschien. 1969 verhalf „Evil“ ihm zu einem weiteren Erfolg. Wolf nahm eine weitere Version für das Album „The Howlin’ Wolf Album“ auf. Es war seine letzte Single in den Charts.
16. Cab Calloway: „Minnie the Moocher“
Bekannt wurde der Song besonders durch seine Scat-Refrains, bei denen Calloway sein Publikum einbezog. Teilweise wurden sie so temporeich und komplex, dass die Menschen sie nicht wiederholen konnten, sondern zu lachen anfingen. Dabei geht es im Text vorwiegend um das ernste Thema Drogen. 1929 wurde der Song das erste Mal aufgenommen. Das Catchword „Minnie“ taucht in mehreren Folgestücken wie beispielsweise „Minnie the Moocher’s Wedding Day“ auf. Verwendung fand der Song auch in TV-Serien und Filmen. So spielte Calloway das Stück 1980 noch einmal für „Blues Brothers“ ein. Mittlerweile gibt es unendlich viele Coverversionen von „Minnie the Moocher“ unter denen sich auch namhafte Interpretationen von Roy Fox und seiner Swingerband oder Götz Alsmann finden.
17. Solomon Burke: „Everybody Needs Somebody to Love“
Die Originalfassung, die 1964 von Solomon Burke aufgenommen wurde, brachte eher bescheidene Erfolge. Burke brachte den Titel im Stile eines Predigers rüber, der nach Menschen ruft, die die Macht der Liebe bezeugen. Nur 8 Wochen konnte sich das Lied in den Charts halten und erreichte nicht einmal die Top 50. Wilson Pickett war mit seiner Version und Platz 19 in den R&B-Charts schon erfolgreicher. Es folgten Cover von Dusty Springfield und den Rolling Stones. 1980 wurde „Everybody Needs Somebody to Love“ noch einmal durch die Zugehörigkeit zum Soundtrack von „Blues Brothers“ gepusht. Letztlich zählt das Rolling-Stone-Magazin den Titel zu den 500 größten Songs aller Zeiten.
18. The Allmann Brothers Band: „Statesboro Blues“
Dieser Piedmont Blues entsprang der Feder von Blind Willie McTell, der den Song im Januar 1929 veröffentlichte. Der Titel des Liedes steht in Bezug auf die Stadt Statesboro, Georgia. Erzählt wird von einem Mann, der eine Frau anfleht, ihn in ihr Haus zu lassen und von einem unerklärlichen Gefühlszustand. 1971 nahm The Allmann Brothers Band das Stück als Coverversion neu auf und sicherten sich damit Platz 9 in der 100 Greatest Guitar Songs of All Time-Liste, die vom Rolling Stone Magazin herausgegeben wird.
19. Little Walter: „Juke“
Little Walters Mundharmonikastück wird gerne als Nationalhymne der Bluesharmonika bezeichnet. Veröffentlicht wurde der Titel unter dem Bandnamen Little Walter & His Night Cats. Der große Erfolg veranlasste Walter die Band noch während einer Tournee zu verlassen und eine eigene Band zu gründen. „Juke“ blieb 8 von insgesamt 20 Wochen auf Platz 1 der Rhythm and Blues Hitparade. Noch heute gehört er zu den Bluesharmonikastandards. Angeblich muss jeder Bluesharpspieler in Chicago das Stück in seiner eigenen Version als Reifeprüfung vorspielen. 2008 erfolgte die Aufnahme in die Grammy Hall of Fame.
20. Bo Diddley: „You Can’t Judge a Book by the Cover“
Bo Diddley sang die erste Version des Bluessongs von Willie Dixon. Sie ist zugleich die bekannteste Aufnahme und stammt aus dem Jahr 1962. Die Veröffentlichung brachte Diddley einen seiner letzten Charterfolge. Der Text basiert auf der englischen Redewendung „don’t judge a book by its cover“, was bedeutet, dass man nicht vorschnell nur anhand von Äußerlichkeiten urteilen sollte. Im Lied wird die Redewendung mit verschiedenen Dingen in Verbindung gebracht. Zum Beispiel heißt es, dass man nicht über den Honig urteilen kann, weil man die Biene angeschaut hat. Letztlich geht es darum, dass der Protagonist wie ein Bauer aussieht, sich aber als Liebhaber sieht.
Die Plätze 21-100 der besten Blues-Songs aller Zeiten:
Blues Spotify-Playlist:
In dieser Top 100 Liste haben Bluesfans sicher den einen oder anderen Song entdeckt, der zu ihren Favoriten zählt. Vielleicht war aber auch ein Titel dabei, der erst jetzt zu einem der Lieblingslieder wird.