Wie ein Ohrwurm entsteht und du ihn wieder loswirst – 3 Tipps

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Es gibt doch fast nichts Schöneres, als am Morgen auf dem Weg zur seinen beruflichen Verpflichtungen Musik zu hören: Über das Radio im Auto, das Smartphone in Bus und Zug oder über die Menschen, die dich über ihre zu laut eingestellten Kopfhörer einfach mit beschallen. Doch auch das tollste Lied kann einem den Tag geradezu verleiden, wenn es sich zu einem Ohrwurm entwickelt. Insbesondere Kinderlieder haben dieses Potential, man denke etwa an das Titellied der Biene Maja oder der Schlümpfe.

Doch warum wird eigentlich nicht jedes Lied, das du hörst, zu einem Ohrwurm? Warum gibt es Songs, von denen du immer wieder einen Ohrwurm bekommst und welche, an deren Musik du dich kaum erinnern kannst, obwohl du sie schon ein paarmal gehört hast? Kurzum: Wie entstehen Ohrwürmer und wie wirst du die Biene Maja, die jetzt vermutlich in deinem Kopf umhergeistert, wieder los?

Grundvoraussetzung für die Entstehung von Ohrwürmern

Jan Hemming ist Musikforscher an der Universität Kassel und hält fest: Ohrwürmer entstehen meistens in den Leerlaufphasen des Gehirns, sprich wenn du Langeweile empfindest. Sie stellen sich oftmals in Alltagssituation ein, etwa beim Abwasch machen oder Staubsaugen. Hemmings Auffassung nach seien sie sogar eine Reaktion auf Langeweile, stellen sich also immer dann ein, wenn du gerade nichts mit dir anzufangen weißt.

Dass Ohrwürmer in angespannten, konzentrierten Situationen eintraten, sei, so der Musikforscher, eher selten. Denkbar wäre aber, dass du konzentriert arbeitest, vor deinem Haus ein Auto mit lauter Musik vorbeifährt und es dann mit dem konzentrierten Arbeiten vorbei ist. Doch liegt es dann eher am Text oder eher an der Melodie, ob der Song, der aus dem Auto dröhnt, zu deinem persönlichen Ohrwurm wird?

Wo alle hassen, da muss man prüfen; wo alle lieben, da muss man prüfen.“ (Konfuzius)

Die Antwort auf die eben gestellte Frage findet sich andeutungsweise in Konfuzius‘ Ausspruch. Ohrwürmer entstehen nämlich Musikforschern zu urteilen, wenn dir ein Lied besonders gut gefällt oder wenn du es ganz und gar nicht ausstehen kannst. Ob du ein Lied wiederum magst oder es nervig findest, kann mit der Situation zu tun haben, in der du es das erste Mal bewusst gehört hast. Verbindest du diese Situation mit negativen Momenten, ist der Song für dich auch negativ konnotiert.

Das heißt aber nicht, dass du einen Ohrwurm, der dir nicht gefällt, einfach durch einen eintauschen kannst, der dir eher zusagt. Forscher an der University of Reading haben sogar herausgefunden, dass Menschen, die ihren Ohrwurm einfach „in Ruhe ließen“, ihn nach durchschnittlich 22 Minuten wieder losworden, während diejenigen, die ihn auf Biegen und Brechen loswerden wollten, ihn erst nach durchschnittlich 40 Minuten loswerden konnten. Für einen nur 40-minütigen Ohrwurm wäre der ein oder andere wahrscheinlich dankbar, denn es gibt auch Fälle, in denen sich ein Ohrwurm über 3 Wochen hinweg immer wieder in die Köpfe einschlich.

Gibt es eine „Ohrwurmformel“?

Photo by Seth Doyle on Unsplash
Christoph Reuter, Professor an der Universität Wien, verneint diese Frage. Natürlich könne ein Song durch bestimmte musikalische Elemente, etwa musikalische Intervalle und lange Noten, den Wiedererkennungswert steigern und sich damit „positiv“ auf die Entstehung eines Ohrwurms auswirken, das sei aber nur eine hinreichende Bedingung und keine Zauberformel.

Kurzum: Es gibt keine goldene Regel, wie Songwriter oder die Komponisten selbst ihre Lieder erschaffen müssen, damit sie das Potential haben, Ohrwürmer zu werden. Das hilft dir also bei der Frage danach, wie du einen loswerden kannst, nicht weiter, denn einfaches Umgehen bestimmter Lieder scheint damit ausgeschlossen. Es gibt allerdings die einen oder anderen Tipps, wie du deinen Ohrwurm dennoch loswerden kannst.

Tipps um einen Ohrwurm loszuwerden

Konfrontationstherapie

Wenn du einen Ohrwurm hast, ist dieser in deinem Halbbewusstsein unterwegs, das heißt, du denkst nicht explizit an ihn, er schleicht sich aber immer wieder kurz hervor, um sich dir ins volle Bewusstsein zu rücken. Was dagegen helfen kann, ist, das Lied zu hören. Das klingt auf den ersten Blick paradox, ist es aber nicht, denn durch das einmalige, bewusste (!) vollständige Durchhören des Liedes besteht die Möglichkeit, es aus dem Halbbewusstsein hervor in das Bewusstsein zu holen – und der nun sichtbare „Feind“ kann so eher bekämpft werden als ein unsichtbarer.

Bewegungen entgegen des Musikrhythmus‘

Mit dieser Maßnahme kannst du Ohrwürmer loswerden, gleichzeitig sind sie aber auch eine Präventionsmaßnahme. Bist du zum Beispiel unterwegs und hörst über Kopfhörer ein Lied, von dem du weißt, dass das der Ohrwurm des Tages für dich wird, laufe nicht im selben Takt der Musik. In anderen Worten: Hörst du einen schnellen Song, laufe gemächlich und hörst du einen langsamen Song, leg einen Zahn zu!

Dasselbe gilt aber auch, wenn du gerade bequem auf der heimischen Couch liegst und Musikvideos schaust. Hier kann, wie Hemming weiß, schon das Kauen eines Kaugummis helfen – ebenfalls in einem anderen Takt als der Musik –, um sich erst gar keine Ohrwürmer einzufangen.

Ablenkung

Wenn du dich abzulenken weißt, entziehst du dem Ohrwurm seinen Nährboden, denn wie du eingangs gelesen hast, stellen sich Ohrwürmer häufig in Phasen der Langeweile ein. Eine wunderschöne Ablenkung ist übrigens Essen. Studien haben herausgefunden, dass der Genuss von Zimtschnecken dazu beitragen kann, Ohrwürmer loszuwerden, denn das Gehirn ist so sehr mit dem Zimtaroma beschäftigt, dass die Musik schnell zur Nebensache wird.

Fazit

Es gibt keine Zauberformel für die Entstehung eines Ohrwurms, wohl aber viele Strategien, ihn wieder loszuwerden. Zusammenfassend helfen dir diese Tipps dabei:

  • Den Song einmal komplett und bewusst hören
  • Bewegungen entgegen des Rhythmus‘ des Ohrwurms
  • Ablenkung

Keine der Tipps ist besser als die andere. Probiere sie am besten alle aus und verhindere damit, dass du dich demnächst „Atemlos durch die Nacht“ kämpfen musst, weil du Helene Fischer nicht aus deinem Kopf vertreiben kannst.

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Lisa Borch entdeckte früh ihre Leidenschaft für Musik und Filme und studierte Kommunikationswissenschaften und Medienkultur. Seit 2016 ist sie als Musik- und Filmredakteurin bei popkultur.de tätig und teilt gerne ihre Meinungen und Empfehlungen mit ihren Lesern.

E-Mail: lisa.borch@popkultur.de