Ein heißer Sommer 1968 verlangsamte in Jamaika den Ska und erschuf den Reggae. Die Musikrichtung schwappte dann relativ fix nach Europa und begnügte die Welt mit Songs voller Botschaften über Politik, Frieden und Liebe. Wer kennt nicht den berühmten Reggae-Sänger Bob Marley und kennt mindestens einer seiner Songs? Jedoch gibt es noch viele weitere bekannte Reggae-Songs, die man als Reggae-Fan unbedingt kennen sollte.
(Eine Spotify-Playlist findest du am Ende des Artikels.)
1. Israelites – Desmond Dekker & the Aces
Wir steigen ein mit dem ersten Welthit des Reggae. Auch wenn heute bei weitem nicht so bekannt wie manch anderer Tune auf dieser Liste war Israelites von Desmond Dekker 1969 schlichtweg der erste Song seiner Art, der es in den deutschen Singlecharts auf Platz 1 gebracht hat. Der Song handelt von dem leidigen Thema, dass viele kennen: Zum Leben zu viel, zum sterben zu wenig. Man buckelt und buckelt und lebt dann doch wie eine arme Kirchenmaus.
Der Künstler bekam die Idee für das Stück bei einem Spaziergang, als er einem Ehepaar dabei zuhörte wie sie über Geldprobleme sprachen. Insbesondere geht es in seinem Text um die Versklavung von Schwarzen in Amerika. Der Text ist aus der Sicht eines Mannes geschrieben, der von seiner Frau und seinen Kindern verlassen worden ist, da er kaum noch Geld hatte und nicht mehr für sie sorgen konnte. Er wird kriminell und fürchtet sich von nun an stetig davor, von der Polizei gefasst zu werden.
2. One Love/People Get Ready – Bob Marley & the Wailers
An zweiter Stelle folgt dann auch schon der erste Marley-Titel. Bob gehört zu Reggae wie Kurt Cobain zu Grunge.
Kurz nach einem Mordanschlag auf sein eigenes Leben und kurz vor den Parlamentswahlen in Jamaika bringt Bob Marlay 1977 „One Love“ heraus und wirbt dafür in Liebe zusammenzukommen, denn wir sind doch alle Teil eines Herzens. Die mächtige Botschaft dieses Klassikers wird bis heute immer wieder gecovert. Marley hat sich Inspiration von The Impressions und deren Titel „People Get Ready!“ geholt. Um den von Curtis Mayfield geschriebenen Song zu ehren, wurde der Titel später ergänzt.
3. Kingston Town – UB40
Ursprünglich 1970 von Lord Creator aufgenommen erreichte der Song erst 1990 in der Version von UB40 große Bekanntheit. Er blieb 36 Wochen in den deutschen Charts und erreichte mit die Top 5. Kingston ist die Hauptstadt von Jamaika und der Song beschreibt einen Ort voller Frieden und Freiheit, was damals ein eher utopisches Bild der Hauptstadt war. Doch an Visionen hat es im Reggae noch nicht gemangelt.
4. Sweat (Ah la la la long) – Inner Circle
Wir machen einen riesigen Zeitsprung und landen beim Sommerhit des Jahres 1992. Ganze 32 Wochen hielt sich das gute Stück in den deutschen Charts, davon 12 Wochen auf Platz 1. Damit ist es der erfolgreichste Reggae-Song der deutschen Single-Charts aller Zeiten. Textlich bleibt bei dem Titel sicherlich viel Interpretationsspielraum und vor allem viel Platz für Zweideutigkeiten: Ich möchte dich zum schwitzen bringen. Da wollen wir jetzt mal nicht ins Detail gehen.
5. I Can See Clearly Now von Johnny Nash
1972 wurde das Lied herausgebracht und landete auf Platz 1 der Charts in den USA. Kurze Zeit später wurde dieser Song dann von etlichen Künstlern gecovert. Unter anderem auch von Jimmy Cliff, der sogar mit seiner eigenen Version erneut auf die Liste der “Billboard Hot 100” Charts kam. Allerdings diesmal auf Platz 20. Da Johnny Nash schon in seiner Vergangenheit mit Bob Marley zusammengearbeitet hat, erkennt man in seinem Stück den Bob Marley Reggae Style wieder.
6. Sunshine Reggae – Laid Back
Ein weiterer Nummer 1 Hit der deutschen Charts war der Sunshine Reggae des dänischen Duos Tim Stahl und John Guldberg. Der Song hielt sich ganze sechs Wochen an der Spitze und prägte den Namen eines Subgenres des Reggae, dass ausschließlich positive Botschaften verbreitet. Es war der Sommerhit des Jahres 1983 und für die Band der bisher einzige Nummer-1-Charterfolg. Das Duo ist auch heute noch aktiv und veröffentlichte 2019 ihr letztes Album.
7. No Woman, No Cry – Bob Marley & the Wailers
In Deutschland schaffte es dieser Song zwar nur in den Versionen von Londonbeat und den Fugees in die Charts und auch sonst landete er weltweit nie auf Platz 1, doch es ist und bleibt einer der besten und bekanntesten Songs von Bob Marley. Daher darf er in dieser Liste natürlich nicht fehlen. An dieser Stelle soll noch einmal mit dem großen Missverständnis des Titels aufgeräumt werden: No Woman, No Cry bedeutet nicht, dass man ohne Frauen keinen Ärger hat, sondern will sagen, dass die liebe Gattin doch bitte nicht weinen soll.
8. Two Sevens Clash von Culture
Bei Two Sevens Clash, handelt es sich um das Debütalbum von Clutrue, welches 1976 mit dem Produzenten Joe Gibbs aufgenommen wurde. Ein Jahr später wurde das Album veröffentlicht. Der Titel des Liedes bezieht sich auf das Datum des 7. Juli 1977, denn Marcus Garvey machte eine Vorhersage in der er behauptete, dass es am 7. Juli zu einem Chaos kommen würde, wenn die “sieben” sich treffen (siebter Tag, siebter Monat, siebenundsiebzigstes Jahr). Durch diese apokalyptische Aussage, bekam das Lied große Aufmerksamkeit in der karibischen Heimat und sogar Schulen und Unternehmen schlossen für diesen Tag ihre Gebäude.
9. 54-46 That’s My Number – Toots & the Maytals
Das Rolling Stone Magazine nannte den Sänger der Band Toots Hibbert einen der 100 großartigsten Sänger aller Zeiten. Man sagt Toots & the Maytals nach, sie hätten das Genre Reggae mit ihrem Song „Do the Reggay“ von 1968 benannt. In dem Song „54-46 That’s My Number“ geht es um Hibberts Zeit im Knast, wo er 18 Monate wegen Marihuana-Besitzes absaß.
10. Pressure Drop – Toots & the Maytals
Um die Geschichte einer der ersten Reggae Bands gleich fortzuführen, nennen wir hier einen Titel aus dem Soundtrack des Films „The Harder They Come“ von 1972, der Reggae der Welt vorstellte. Der Soundtrack gilt laut Vanity Fair als einer der 10 besten Soundtracks aller Zeiten. Toots & the Maytals landeten nie in den deutschen Charts, sie steuerten jedoch maßgeblich zur Entstehung des Genres bei und gehören deswegen natürlich unter die 20 besten Reggae Songs aller Zeiten.
11. The Harder They Come – Jimmy Cliff
Und da wir schon bei diesem filmischen Highlight sind, darf auch Jimmy Cliff nicht fehlen. Der Hauptdarsteller sang den titelgebenden Song des Soundtracks zum Film. In diesem Film spielt Jimmy Cliff die Rolle eines jungen Mannes, der unbedingt ein Sänger werden möchte. Heute gilt der Film als einer der Wegbereiter für die Reggae-Musik. Jimmy Cliff hat es einige Male in die deutschen Charts geschafft, zuletzt 1994 mit Hakuna Matata aus Disneys König der Löwen. Sonst kennt man ihn von „Your Love keeps lifting me up (higher and higher)“, „I can see clearly now“ oder „Reggae Night“.
12. Stir It Up – Bob Marley & the Wailers
Zeit für den nächsten Song von Bob Marley. 1973 erschienen, war dies der erste Marley-Song, der außerhalb von Jamaika bekannt wurde, allerdings in der Version von Johnny Nash. Marley selbst blieb der Ruhm für seine Songs bis „No Woman, No Cry“ verwehrt. In Deutschland hat es nur die Version der Black Sorrows 1994 mal auf Platz 53 geschafft. Inhaltlich könnte man es als Lovesong verstehen. Die zweite Strophe beginnt mit „I puste das Holz, um dein Flamme zum lodern zu bringen“ – eben eine ganz bestimmte Art der Liebe.
13. The Tide Is High – The Paragons
Auch wenn man bei dem Song eher an Atomic Kitten oder Blondie denkt so ist die Originalversion doch ursprünglich im Jamaika der 1960er Jahre aufgenommen worden. Und das von einem sehr talentierten Gesangstrio. Blondie hörte es auf einer Kassette, nahm es mit ihrer Band auf und verhalf dem Titel 13 Jahre nach seiner Entstehung zu weltweiter Bekanntheit. Im Original singen sie übrigens „I’m not the kind of man who gives up just like that“ (zu deutsch: ich bin nicht die Art von Mann, die so einfach aufgibt). Blondie machte daraus „I’m not the kind of girl“ (zu deutsch: ich bin nicht die Art von Frau).
14. Satta Massagana – The Abyssinians
Eine wahre Hymne des Reggae, die dem Schicksal vieler Ursprungswerke folgte: Erst wurde es aufgenommen, dann nicht veröffentlicht. Aber das Label hatte weiterhin die Rechte. Irgendwann kaufte die Band die Rechte an ihrer Musik für 50 Dollar zurück und veröffentlichte den Titel. Doch da es zu Zeiten entstand bevor der Reggae groß war, ist es natürlich auch in keinen Charts erschienen. Wenn man es hört, kommt einem der Sound dank zahlreicher Coverversionen und Re-Releases sehr sehr bekannt vor. Der Titel heißt aus dem äthiopischen Amharic übersetzt: „Er hat uns gesegnet“ und ist im Grunde ein gesungener Vers aus der Bibel der Rastafari. Die Band erlangte letzten Endes doch noch Ruhm und kooperierte sogar mit Sade im Laufe der Jahre.
15. Everything I Own – Ken Boothe
Und wieder ein Reggae-Song, bei dem erst die Coverversion Weltruhm erreichte. 1987 schaffte es Boy George für 13 Wochen in die deutschen Single-Charts und rangelte sich mit „Everything I Own“ bis auf Platz 8. In Großbritannien, Irland und Norwegen war es auf Platz 1. Das war rund 13 Jahre nachdem Ken Boothe das Original aufgenommen hatte. Der Song handelt von Trauer. Der Refrain bedeutet grob übersetzt: „Ich würde alles dafür geben dich noch einmal zu sehen.“ Es ist dieses tiefe Gefühl, dass man hat, wenn jemand den man liebt verstorben ist.
16. Montego Bay – Freddie Notes & The Rudies
1970 von Trojan Records veröffentlicht schaffte es der Song bis auf Platz 3 der britischen Single-Charts, Platz 5 in Kanada und Platz 7 in Australien. Geschrieben wurde der Song unter anderem von Bobby Bloom. Die Coverversion von John Stevens schaffte es 1980 auf Platz 1 in Neuseeland. Inhaltlich geht es um die Stadt Montego Bay in Jamaika. The Rudies benannten sich später in Greyhound um und landeten noch viele Reggae-Pop-Charthits, unter anderem mit einer Reggae-lastigen Coverversion von „Moonriver“, im Original von Henry Mancini für den Film „Frühstück bei Tiffanys“ geschrieben.
17. I Shot the Sheriff – Bob Marley & the Wailers
„I Shot the Sheriff“ ist zwar ein beliebter Marley-Song, doch schaffte es lediglich die Version von Eric Claption 1974 für 16 Wochen in die deutschen Charts. Die Version von Clapton hat es sogar in die Grammy Hall of Fame geschafft. Übrigens kam der Song nur ein Jahr nach dem Original heraus. Es ist bis heute wohl der bekannteste Titel über Polizeigewalt. Marley singt: „Ich hab den Sheriff erschossen, aber es war in Notwehr.“
18. Legalize It – Peter Tosh
Marihuana ist ein großes Thema im Reggae-Genre. Peter Tosh bewirbt in seinem Song die medizinischen und heilenden Eigenschaften des Krauts. Kein Wunder also, dass das gleichnamige Album in Deutschland zwischen 1980 und 2005 auf dem Index stand. Aufgrund der vielen illegalen Verkäufe des Albums zu dieser Zeit ist der wahre Erfolg schwer einzuschätzen. Doch es ist bis heute die Hymne der Bewegung für die Legalisierung von Cannabis. Peter Tosh selbst gilt als begnadeter Musiker, der Gitarrespielen allein durchs zusehen lernte. Er war zudem eines der Gründungsmitglieder der Wailers zusammen mit Bob Marley.
19. Aufstehn! – Seeed
Die Herren von Seed sind wohl die bekannteste und vielleicht sogar beste deutsche Reggae-Kombo. Die höchste Platzierung in den Single-Charts ist zwar lediglich die 5. Doch das schafften sie gleich zwei Mal – 2006 mit „Ding“ und ein Jahr zuvor mit „Aufstehn!“. Der Song über einen gemütlichen Start in den Tag bzw. einem Schub zurück ins aktive Leben nach einer faulen Zeit vereint die gechillten Beats des Reggae mit einer erfüllenden Message. Niemand geringer als Cee-Lo Green griff den Berlinern bei dem Kunststück unter die Arme. Cee-Lo selbst erlangte allerdings erst fünf Jahre später seinen ersten Charterfolg.
20. Night Nurse – Gregory Isaacs
Gregory Isaac zählt zu den besten Stimmen des Reggae. Der Vokalist konnte ebenso gefühlvoll Liebeslieder trällern wie motivierend zu Protesten in seinen Songs aufrufen . Im Laufe seiner Karriere hat er über 50 Alben aufgenommen. Für viele gilt „Night Nurse“ bis heute als das beste seiner Lieder. Doch auch dieser Reggae-Klassiker war nur in der Coverversion in Deutschland ein Charterfolg. Sly And Robbie feat. Simply Red schafften es mit „Night Nurse“ 1997 für 6 Wochen in die Charts.
21. Here I Come – Dennis Brown
Wenn Bob Marley einen Lieblingssänger hatte, dann war es Dennis Brown. Der Junge wuchs quasi auf der Orange Street auf – dem Musikviertel von Kingston in Jamaika. Als Kind gaben die Nachbarn ihm ein paar Pfennige damit er bei ihnen im Garten singt und bereits mit zarten elf Jahren performte der „Boy Wonder“ mit bekannten US-Künstlern. „Here I Come“ gilt bis heute als sein Meisterwerk. In dem Song geht es um Liebe, Vergebung und Gutmenschentum. Schon die starke Eröffungszeile „Liebe und Hass können niemals Freunde sein“ zeigt die tiefe poetische Gabe, die Brown bereits in jungen Jahren besaß. Er schrieb den Titel im Alter von 20. Neben 75 Alben produzierte er in seinem kurzen Leben von nur 42 Jahren auch 13 Kinder.
22. Redemption Song von Bob Marley
Übersetzt bedeutet Redemption Song “Erlösungslied”. 1979 hat er dieses Stück geschrieben, nicht lange nach dem ihm Krebs diagnostiziert wurde. Auf dem 9. Album von Bob Marley thematisiert er vor allem seine Sterblichkeit. Jedoch ist es besonders auf dem letzten Stück, also Redemption Song, zu erkennen. Eine Besonderheit des Stücks ist, dass Bob Marley es damals als Solo aufgenommen hat. Er begleitet sich selbst mit einer akustischen Gitarre. In seinem Lied fordert er dazu auf, dass man seine selbst auferlegten Zwänge ablegen sollte.
23. Get Up, Stand Up – Bob Marley & the Wailers
Wir schließen die hier näher vorgestellten Songs standesgemäß mit einem Song von Bob Marley. Und an dieser Stelle steht nicht durch Zufall irgendein Lied. Es ist der Titel mit dem Marley fast alle seine Konzerte beendete. Es ist auch der letzte Song, den er jemals auf einer Bühne sang. Das war am 23. September 1980 in Pittsburgh. „Get up, Stand up“ steht auf Platz 296 der 500 besten Songs aller Zeiten laut der Liste des Rolling Stones Magazins. Bis heute dient das Lied als Symbol für Widerstandsbewegungen und Freiheitskämpfer. 2005 wurde es auf den weltweiten Live8-Konzerten von Bobs Frau Rita Marley, dem gemeinsamen Sohn Stephen Marley sowie den Black Eyed Peas in Philadelphia aufgeführt.
Die Plätze 24-100 der besten Reggae-Songs:
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