Rapper und Hip-Hop-Stars gibt es inzwischen auf dem gesamten Globus. Wer erfolgreich ist und wer nicht, hat oft mit Faktoren wie Stil, Genre oder Zeitgeist zu tun; selten aber mit der Herkunft. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch in Österreich viele Rapper erfolgreich geworden sind. Seit den 1980er Jahren ist auch hierzulande die Rapmusik nicht unterzukriegen, während sich das Genre stetig weiter entwickelt. In den folgenden Zeilen wird eine kleine Zeitreise unternommen, um 16 der besten Rapper aus Österreich kurz vorzustellen.
RAF Camora
In der Schweiz geboren und in inzwischen in der deutschen Hauptstadt Berlin ansässig ist RAF Camora doch immer noch als österreichischer Rapper zu zählen. Seine ersten Gehversuche am Mikrofon machte RAF Camora in französischer Sprache bei der French Connection sowie bei Assaut Mystik. Bis 2006 gab es dann einige Auftritte mit Family Bizz und dem Balkan Express, bis RAF Camora auf Chakuzas erstem Album Gastauftritte lieferte, die seiner weiteren Karriere gut tun sollten.
2009 war es dann soweit, dass das erste offizielle Album „Nächster Stopp Zukunft“ veröffentlicht wurde. Stand 2020 gibt es sechs Studioalben und der Künstler mit Wahlheimat in der deutschen Hauptstadt ist weder aus den deutschen, den österreichischen, geschweige denn den schweizerischen Albumcharts wegzudenken. Der eingängige aber harte Stil von RAF Camora lässt sich am besten als moderner Gangster Rap bezeichnen. Einflüsse aus Cloud und Latin sind ebenso präsent wie Anleihen an Azzlakk Rap.
Rund 6,3 Millionen Tonträger hat RAF Camora im Laufe seiner Karriere als Live-Musiker verkauft. Viele Singles von RAF Camora, wie beispielsweise „Kokain“ und „500 PS“, schafften es ganz nach oben in die Singlecharts.
Nazar
Ernsten und harten Rap von der Straße präsentiert Nazar aus Wien. Der Künstler nahm im Jahr 2006 erstmal das Mikrofon in die Hand. Schon im Jahr danach veröffentlichte Nazar seine ersten Tracks im Netz und erreichte damit Aufmerksamkeit im kompletten deutschsprachigen Raum. Das 2008er Debüt-Album „Kinder des Himmels“ schlug daraufhin ein wie eine Bombe und der Titeltrack landete nicht nur bei MTV sondern auch auf dem ersten Platz der Single Charts. Ins Rampenlicht geriet der Gangster- und Straßenrapper nach seinem Kollabo Album mit RAF Camora auch durch seine Stiche gegen FPÖ Obmann HC Strache.
Seit 2011 erreichen Nazars Alben in Deutschland wie auch in Österreich hohe Chartplatzierungen. Nebenbei ist der Rapper mit seinem reflektierten und harten Straßenrap aus der Medienlandschaft nicht wegzudenken; sei es beim Eurovision Song Contest, bei Auftritten im Fernsehen oder beim Mitwirken an Filmen.
Falco
Eine Liste der erfolgreichsten Rapper Österreichs ohne Falco ist wohl kaum vorstellbar. Die musikalische Gangart des Wieners begann wahrscheinlich in West Berlin, wo Falco damals Bass in verschiedenen Jazz Bands sowie auf Jam Sessions spielte. In den späten 1970ern befasste er sich dann am Ersten Wiener Musiktheater mit Avant Garde Rock und erzielte seinen ersten Hit mit der Band Drahdiwaberl. Dort wurde er von Markus Spiegel entdeckt und erhielt prompt seinen ersten Plattenvertrag.
Acht Alben erschienen zwischen 1982 und 1998, auf denen der Ausnahmekünstler sein Talent präsentieren konnte. Mit exzentrischen Auftritten, Texten die seiner Zeit voraus waren und einem großartigen Gespür für Musik machte er sich einen Namen auf der ganzen Welt. Nicht nur in seiner direkten Umgebung, den Charts Österreichs, Deutschlands und der Schweiz, sondern auch im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland und sogar in den Vereinigten Staaten waren plötzlich alle im Falco Fieber. Auch posthum wirkt Falco noch immer nach und wird bis heute von Rapfans nicht nur in Österreich aufgegriffen.
Money Boy
Mbeezy, YSL Know Plug oder auch Money Boy dürfte im letzten Jahrzehnt einer der am meisten rezipierten Rapper aus Österreich sein. Das hat der Künstler aus Wien nicht nur der Tatsache zu verdanken, dass er seine Magister Arbeit über Rap Musik geschrieben hat. Neun Studioalben sind inzwischen auf den Markt geworfen worden, seitdem Money Boy zum ersten mal davon erzählt hat, dass er gerne „den Swag“ aufdreht. Wenn er gerade mal nicht eines seiner zahlreichen Mixtapes aufnimmt, ist Money Boy meistens in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden oder auch in Deutschland auf vielerlei Bühnen anzutreffen.
Bekannt ist er vor allem durch seinen selbstironischen und humorvollen Rap, der das Potential zum Polarisieren innehat. Seine Rhetorik aus Satire und Gangster Rap gibt Money Boy nicht nur am Mikrofon sondern auch in sozialen Medien zum besten.
Dame
Deutlich ernster geht es zur Sache, wenn Dame seine Stimme erhebt. Der Künstler aus Salzburg begann seine Karriere in der Rap Musik im Jahr 2007. Damals war er Mitbegründer der Crew Sentinels, mit dessen Mitglied Golo er ab 2009 auch noch kollaborierte. Seinen Durchbruch schaffte Dame allerdings im Sommer 2011 mit seinem YouTube Erfolg zum Song „12 Millionen“. Wie damals bezieht Dame die textlichen Einflüsse aus Computer Games wie World of Warcraft oder Call of Duty. Acht Studioalben hat Dame seitdem veröffentlicht, auf denen er neben dem Gaming auch andere Inhalte und Themen mit seiner kräftigen Stimme auf Beats presst. Der aggressive Stil von Dame hat viele Einflüsse aus dem Battle Rap sowie dem Gangster Rap, aber auch ruhigere Töne sind aufzufinden.
Dame hatte bereits drei mal den ersten Platz in den österreichischen Albumcharts mit seinen Veröffentlichungen „Lebendig begraben“, „Straßenmusikant“ und „Zukunftsmusik“ erreicht.
Chakuza
Um die Jahrtausendwende startete Chakuza seine Rap Karriere mit der Crew Verbale Systematik bzw. Beatlefield. Der Durchbruch von Chakuza kam aber durch externen Einfluss, als der Berliner Gangster Rapper Bushido eine Promo-CD des Österreichers in die Hände bekam. Es folgte der Umzug zu den neuen Freunden im Nachbarland und kurz darauf auch das erste Solo Album „City Cobra“.
Im Umfeld der aggressiven Berliner wuchs Chakuza exponentiell und war schon bald ein Begriff im europäischen Hip-Hop durch Auftritte bei MTV sowie auf vielen Bühnen. Die Berliner Episode endete 2010 und Chakuza kehrte zurück nach Linz und zu Four Music. Seither sind neun weitere Studioalben von Chakuza mit erfolgreichen Positionen in den Charts Österreichs, Deutschlands und der Schweiz erschienen. Chakuzas Stil ist im Laufe seiner Entwicklung ruhiger geworden und hat mittlerweile das Gangster Image gänzlich abgelegt.
Yung Hurn
Die Karriere des Donaustädter Schulabbrechers begann im Jahr 2014, als er den Wiener MC Rap4Fikk kennen lernte und diesen am Mikrofon begleitete. Noch im Jahr darauf erschien das erste Mixtape von Yung Hurn mit dem Namen „Wiener Linien“ und das darauf folgende Tape „22“ wurde bereits von der deutschen Hip-Hop Zeitschrift Juice zu einem der besten Erzeugnisse des Jahres gewürdigt. Der Stil des Rappers lässt sich am besten als Trap Rap oder Cloud Rap bezeichnen.
Weitere Einflüsse bezieht Yung Hurn aus der elektronischen Musik und teilweise auch aus Indie Rock. Die beiden 2018 und 2019 erschienenen Studioalben des jungen Künstlers landeten sowohl in Österreich als auch in Deutschland in den Top 10 und kam auch beim Schweizer Publikum gut an.
Hunney Pimp
Ebenfalls aus Wien aber mit ganz anderem Stil begeistert Hunney Pimp. Die junge Künstlerin bewegt sich fern jeglicher Genregrenzen und rappt im Dialekt ihrer Wahlheimat in der österreichischen Hauptstadt. Erste Aufmerksamkeit erregte Hunney Pimp mit ihrem Mixtape „Zum Mond“ im Jahr 2016. Der richtige Hype brach dann mit dem ersten Studioalbum „Schmetterlinge“ aus.
Markant sind bei der Künstlerin die teils gesungenen und teils gerappten Texte auf einer vielschichtigen musikalischen Landschaft. Die Einflüsse der Samples reichen von klassischem Boom Bap über Jazz zu Cloud sowie eher poppige Richtungen wie Chanson oder Rhythm and Blues.
Crack Ignaz
Ganz anders präsentiert sich der Salzburger Rapper Crack Ignaz. Im Jahr 2013 erschien der Künstler zum ersten Mal auf der Bildfläche der Hip-Hop-Szene in und außerhalb Österreichs. Seitdem erschienen bereits fünf Studioalben, teilweise in Kollaboration mit LGoony, Wandl und Young Krillin. Bereits davor erlangte Crack Ignaz nationales Aufsehen durch seinen Auftritt im Song „Der Riese im Glashaus“ von Skero.
Der Sender FM4 zeichnete ihn ebenfalls 2015 zum „Soundpark Act Act des Jahres“ aus, bevor Crack Ignaz im Jahr 2016 mit seinem zweiten Album „Geld Leben“ endlich in den österreichischen Charts ankam. Der Stil mit dem er arbeitet, bedient sich an amerikanischem Rap präsentiert in Salzburger Dialekt.
Left Boy
Multitalent Left Boy arbeitet als Rapper, Musikproduzent und Sänger. Bereits mit 16 schrieb er seinen ersten Song. Left Boy versuchte sich lange als DJ und Beatboxer, bevor sein Tontechnikstudium in New York ihn enger mit der ostamerikanischen Rap Szene zusammen wachs ließ. Sein erstes Studioalbum „Permanent Midnight“ veröffentlichte Left Boy im Jahr 2014 in Deutschland und Österreich. Drei Jahre zuvor wurde er bereits durch sein kostenloses Mixtape „The Second Coming“ international beachtet.
Anders als viele andere österreichische Künstler rappt und singt Left Boy ausschließlich auf englisch mit einer Note Wiener Akzent. Sein sehr eigener Stil mit dem er sich präsentiert ist grob zwischen Indietronic, Elektro und Cloud einzuordnen.
Mavi Phoenix
Auch der Linzer Künstler Mavi Phoenix rappt und singt nur in englischer Sprache. Mit seiner Mischung aus Rap und Pop Musik erhielt der Künstler im Jahr 2019 den FM4 Award bei der Amadeus Verleihung als bisherigen Höhepunkt nach diversen Nominierungen in vorhergehenden Jahren. In seiner Wahlheimat Wien studiert, komponiert und wirkt Mavi Phoenix seither erfolgreich an seiner Musik.
Seit 2014 erscheinen am laufenden Band Singles und EPs, auf denen sich Mavi Phoenix in englischer Sprache und modernem Stil präsentiert. Das Genre von Mavi Phoenix‘ kann als Lo Fi, Trap, Electro Rap, Cloud oder auch moderner Rhythm and Blues bezeichnet werden. Fans von modernem Rap und Pop werden die Musik von Mavi Phoenix zwischen Drake und Lady Gaga einordnen.
Skero
Wer in Wien aufmerksam die Straßenzüge betrachtet, hat sicherlich schon Graffiti von Skero One entdeckt. Der Künstler veranstaltet selber öfter Veranstaltungen für Sprayer, Maler und andere Straßenkünstler. Bekannt geworden ist Skero als Gründungsmitglied der Linzer Rap Crew Texta. Als Solo Künstler startete er im Jahr 2005 durch, als er bei der Aktion Austria for Asia mit dem Song „Deine Hilfe wird gebraucht“ teilnahm. Das erste Soloalbum „Memoiren eines Riesen“ ließ darauf nochmal vier Jahre auf sich warten. Der 2015er Nachfolger „Der Riese im Glashaus“ erreichte dann eine 59. Platzierung in den österreichischen Albumcharts. Der Inhaber einer Platin Schallplatte für seine Single „Kabinenparty“ ist weder als aktiver Künstler noch als wichtige Person im Hintergrund aus der österreichischen Rap Szene wegzudenken. Skero ist vor allem durch seinen funkigen Stil bekannt, der gerne mit Reggae oder auch Wienerlied vermengt wird.
Gerard
Creative Content Company Futuresfutures Gründer und Geschäftsführer Gerard fährt eine komplett andere Schiene. Der oberösterreichische Künstler hatte seinen ersten musikalischen Auftritt auf dem „HipHopConnection Tape Vol. 3“ im Jahr 2003. Zwei Jahre später wurde schon die Maxi „druck/jede Nacht“ veröffentlicht. Auf dem Weg zum ersten Langzeitalbum verschlug es Gerard noch nach Wien, wo er der Rooftop Clique beitrat. Das Debüt „Rising Sun“ verschaffte Gerard eine Vielzahl von Auftritten; unter anderem die FM4 Bühne als auch das ostdeutsche Festival Splash! dienten als wichtige Sprossen auf seiner Karriereleiter.
Der Stil von Gerard wird von der internationalen Presse gelobt, da er sich vom durchschnittlichen Cloud Rap abhebt und neue sowie innovative Einflüsse wirken lässt. Seit dem Album „AAA“ im Jahr 2017 hat sich Gerard aus dem aktiven Musik Business zurück gezogen und arbeitet vorrangig im Hintergrund als Autor und Produzent weiter.
Yugo
Wien ist nach wie vor ein Hotspot für neue Rap-Talente, und YUGO ist einer, den du nicht verpassen darfst. 2016 stellte sich Yugo mit seiner EP „Ajde“ (was so viel wie „Lass uns gehen“ bedeutet) vor. In den Tracks schwärmt er von „Schwarzem Gold“ (Cola) bis hin zu seiner österreichischen Staatsbürgerschaft, die er sehr schätzt. Der gebürtige Skopjeer wohnt in Wien, seit er sieben Jahre alt ist.
Im Jahr 2018 erschien sein Debütalbum „YUGO“ unter Gerards Label „Futuresfuture“. Der Titelsong ist eine Hommage an den kultigen Kleinwagen Zastava. Der Track „Vater“, der seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt, geht in die Tiefe und thematisiert die Trennung seiner Eltern, die Dynamik mit seinem Stiefvater und einen Wunsch an seinen biologischen Vater.
In seinen Songs verarbeitet er humorvoll seine Erfahrungen als Einwanderer in Österreich. Anders als viele in der deutschen Rap-Community vermeidet er Themen wie Gewalt, Waffen oder Geld, da er selbst nie mit diesen Themen in Berührung gekommen ist.
Texta
Es war 1995 als die Linzer Combo Texta sich mit ihrer ersten EP „Geschmeidig“ zum ersten Mal offiziell zu Wort meldeten. Funkiger Oldschool Hip Hop mit oberöstereichischem Dialekt heißt seither das Motto der Crew. Es wurde sich schnell nach möglichen Weggefährten umgeschaut und so wurde in der Anfangsphase Kontakt zu deutschen Künstlern wie Massive Töne oder Fettes Brot geknüpft. In den folgenden Jahren sollten den gut gelaunten und ironisch nett rappenden Linzern viele Live Auftritte in Deutschland, Österreich und der Schweiz bevorstehen. Sehr wichtige Gefährten waren zu jeder Zeit die Münchner Conscious Rap Crew Blumentopf, mit denen es nicht nur einige Touren sondern auch eine gemeinsame Split gab. Auch nach Skeros Ausscheiden aus der Crew und dem viel zu frühen Tod Huckeys existieren Texta noch weiter und haben die Liebe für Conscious Rap auf Linzer Dialekt nicht verloren.
Schönheitsfehler
Gegründet 1992 in Wien waren Schönheitsfehler eine der Pionier Crews im österreichischen Rap. Die Combo, die spätere Künstler wie Texta oder Total Chaos stark beeinflusst hat, debütierte 1993 mit ihrer EP „Broj Jedan“. Ab diesem Zeitpunkt folgten in regelmäßigem Abstand neue Veröffentlichungen, bis dann im Jahr 2005 die vorerst letzte Tour angekündigt wurde. Ihre größten Erfolge feierten die Wiener Rapper im Jahr 2000 mit ihrem Album „SexDrugsAndHipHop“ sowie der dazu gehörigen Single „Fuck You“. Passend zum Stil der deutschsprachigen Rap Musik produzierten die Schönheitsfehler eine selbstironische und selbstbewusste Musik in lässiger Gangart mit viel Wortwitz und in Wiener Dialekt. Externe Einflüsse kamen vor allem aus Wiener Lied und Kraut Rock.
Die Liste lässt es eindeutig erkennen: in den letzten vierzig Jahren hat sich im Rap Bereich einiges getan. Wo vor der Jahrtausendwende Rap Musik noch eine absolute Randerscheinung in Europa war, ist heute ein fruchtbarer Boden für vielerlei unterschiedliche Subgenres und neuer Stile. Erfolgreiche Rapper aus Österreich gibt es inzwischen en masse und es ist zu erwarten, dass die Szene sich stetig weiter entwickelt. Heutzutage sind Rapper aus Österreich auch dauerhaft im Ausland erfolgreich.