Wer erinnert sich nicht gerne an die Zeit der wilden 90er Partys zurück. Als man noch mit Pumphosen und schrillen Trainingsjacken den Dancefloor unsicher machte. Die Rap- und Hip-Hop-Musik schwappte von den USA nach Europa und bescherten uns Partysongs von Rappern wie „Vanilla Ice“, „Snap“, „MC Hammer“ oder auch „Will Smith“. Die frühen 90er Jahre brachten durch den Mauerfall und die darauffolgende Love-and-Peace-Bewegung mithilfe des modernen PCs Techno und elektronische Musik hervor. Computergenerierte und verzerrte Stimmen waren nicht selten in dem ein oder anderen Party-Hit aus den Neunzigern zu hören.
Die 90er Jahre waren auch das goldende Zeitalter der Musikvideos. MTV wurde zur globalen Marke und mit VIVA wurde der erste Musiksender in Deutschland gegründet. Durch den MP3-Player wurde ein neuer Markt erschlossen. Jetzt konnte jeder während er mit seinen Inlineskates und dem Eastpack-Rucksack auf dem Rücken durch die Straßen fährt, Musik hören.
(Am Ende des Artikels haben wir für dich eine Spotify-Playlist mit allen hier aufgeführten Songs erstellt.)
Nachfolgend haben wir eine Liste der besten 90er Party-Hits zusammengetragen:
01. Sir Mix-a-Lot – Baby got Back
Wer miterleben möchte, wie das Publikum einer Party nahezu geschlossenen in einen Song einsteigt, kommt kaum um Sir Mix-a-Lot herum: Mit seinem ungenierten Ausruf „I like big butts and I cannot lie!“ ließ der US-amerikanische Rapper keinerlei Zweifel an seinen körperlichen Vorlieben aufkommen. Die von Rick Rubin produzierte Single war in den Vereinigten Staaten am erfolgreichsten und konnte sich dort fünf Wochen lang auf dem ersten Platz der Billboard Charts behaupten; nur „End of the Road“ von Boyz II Men ging im Jahre 1992 noch häufiger über die Tresen der Plattenhändler.
02. Chumbawamba – Tubthumping
Diese britische Band hatte bereits stolze sieben Alben veröffentlicht, ehe dieser gleichermaßen simple wie effektive Rocksong ihre kommerzielle Sternstunde einläutete. Angeblich diente ihr eine Kneipe im englischen Leeds als Inspiration zu einem aufmunternden und leicht mitzusingenden Party-Hit, der die alltägliche Beständigkeit der Bürgerschicht anpreist. In den heimischen Single-Charts bewies „Tubthumping“ (1997) ähnliches Durchhaltevermögen, erreichte dort den zweiten Platz. Noch besser lief es dagegen in Australien, Kanada, Irland, Italien, Neuseeland oder Schottland, während auch der US-amerikanische Markt durch einen sechsten Rang in den dortigen Billboard-Charts geknackt werden konnte.
03. Scatman John – Scatman (Ski-Ba-Bop-Ba-Dop-Bop)
Wie man ein vermeintliches Makel zum Markenzeichen macht, hat John Paul Larkin Mitte der 1990er äußerst eindrucksvoll demonstriert: Der US-Amerikaner verdingte sich zunächst als Jazz-Musiker in Berlin, ehe er sein Stottern auf Anraten seines Agenten mit den Eurodance-Beats der damaligen Zeit kombiniert hat. Im besten Newcomer-Alter von 53 Jahren gelang ihm gleich mit der ersten, nach seinem neuen Künstlernamen getauften Single der internationale Durchbruch – in Belgien, Kanada, Finnland, Frankreich, Spanien oder Norwegen fand er sich auf Platz 1 der Single-Charts wieder, während ihm auch in vielen weiteren europäischen Ländern und sogar in Japan großer Erfolg beschieden war.
04. Underworld – Born Slippy .NUXX
Die aus Wales stammende Elektro-Kombo Underworld hatte „Born Slippy“ bereits im Frühjahr 1995 als Single veröffentlicht, konnte zu diesem Zeitpunkt jedoch nur moderaten Erfolg in den britischen Charts damit einfahren. Das instrumental gehaltene Stück unterscheidet sich recht stark von der ähnlich betitelten B-Seite „Born Slippy .NUXX“, der erst im Sommer 1996 größere Aufmerksamkeit zuteil wurde: Im Kultstreifen „Trainspotting“ von Danny Boyle ist sie in der abschließenden Szene zu sehen, wodurch sie sich bei Fans des Films – und bald auch darüber hinaus – eingebrannt hat. Top Fünf-Platzierungen in Belgien, Irland, Italien, Schottland oder England waren die logische Konsequenz!
05. Corona – The Rhythm of the Night
Keine Party, die die Musik der 1990er feiert, kommt ohne diesen Eurodance-Meilenstein aus! Im heimischen Italien schwärmte Corona bereits Ende 1993 vom Rhythmus der Nacht, ehe die Single aufgrund des dortigen Erfolgs den Weg in die weite Welt gefunden hat. In nahezu allen europäischen Nationen konnten die Top Ten der jeweiligen Charts daraufhin erobert werden; in den USA wurde diese Marke mit einem elften Platz nur knapp verfehlt. Viele Songs dieser Epoche haben auf simple Tanzbarkeit gesetzt, doch „The Rhythm of the Night“ verkörpert das Lebensgefühl auf den Dancefloors der damaligen Zeit wie kaum ein zweiter Hit!
06. Peter Andre – Mysterious Girl
Im Nachhinein lässt sich schwer beurteilen, welchen prozentualen Anteil Peter Andres ausgeprägte Bauchmuskulatur nun am durchschlagenden Erfolg seiner Single „Mysterious Girl“ hatte – fest steht lediglich, dass die Reggae-beeinflusste Pop-Nummer einer der entspanntesten Sommerhits des Jahres 1996 war. Der in Australien aufgewachsene Brite wurde dabei vom jamaikanischen Rapper Bubbler Ranx unterstützt, der ihm auch im hüfthohen Wasser des in Thailand gedrehten Musikvideos zur Seite stand. Den Hörern in Neuseeland war all das den ersten Platz in den dortigen Charts wert, während es im Vereinigten Königreich „nur“ für den zweiten Rang gereicht hat.
07. Spice Girls – Wannabe
Im Falle der Spice Girls von einem geglückten Debüt zu reden, wäre wohl die Untertreibung des Jahrzehnts: Die Veröffentlichung ihrer allerersten Single „Wannabe“ im Sommer 1996 hat aus dem Stand einen handfesten Hype um die fünfköpfige Girlgroup ausgelöst. Sieben Wochen an der Spitze der heimischen Charts in England und immerhin vier in den Vereinigten Staaten unterstreichen eindrucksvoll, dass die halbe Welt der poppig verpackten Empowerment-Message von Scary, Ginger, Baby, Posh und Sporty Spice erlegen war. Bis heute reichen die ersten Takte aus, um nicht nur die weiblichen Gäste auf der Tanzfläche in Begeisterung zu versetzen!
08. Blur – Song 2
Der rockigste Eintrag dieser Liste stammt von Blur und stellt für die Britpop-Größe selbst ein eher untypisches Stück dar – nichtsdestotrotz dürfte es bis heute gleichzeitig ihr bekanntestes sein. Das an „Smells like Teen Spirit“ erinnernde Intro kommt dabei womöglich nicht von ungefähr: Dem nie über seinen Arbeitstitel hinausgekommenen Lied wird nachgesagt, als kleiner Seitenhieb auf Grunge gemeint gewesen zu sein. Insbesondere durch das maximal eingängige „Who-Hoo!“ konnte sich die Nummer mit Leichtigkeit als 9er Party-Hit etablieren; auch die häufige Nutzung auf Soundtracks oder in Werbespots hält sie seit dem Erscheinen im Jahre 1997 im Gedächtnis.
09. Haddaway – What is Love?
Es dürfte keine andere Frage geben, die sich insbesondere europäische Nachtschwärmer der 1990er so häufig auf dem Dancefloor gestellt haben! Unvergessen ist das mit einer Extraportion Echo überzogene Klagen von Haddaway, dessen in diesem Lied geschilderte Liebe einfach nicht erwidert wird – seine Bitte, dass man ihm nicht länger wehtun möge, klingt da nur nachvollziehbar. Während die in Deutschland produzierte Single dort auf einem zweiten Platz der Charts landete, war dem heutigen Eurodance-Standardwerk die Spitze unter anderem in Belgien, Frankreich, Italien, der Schweiz oder auch Norwegen vergönnt.
10. MC Hammer – U can’t touch this
Stop! Hammertime! Kein Break bereichert eine Party so sehr wie jener aus „U can’t touch this“; erstmals im Januar 1990 als Single veröffentlicht. Die Feiertauglichkeit des Songs ist durch den auf Rick James‘ „Super Freak“ basierenden Beat wie von selbst gegeben, während MC Hammer für „magic on the mic“ sorgt. Mit seiner extravaganten Hosenwahl hat er darüber hinaus definitiv das erste modische Ausrufezeichen des damals noch jungen Jahrzehnts gesetzt! Dem dazugehörigen Album „Please Hammer, Don’t Hurt ‚Em“ verhalf der Hit zudem zu bahnbrechenden 21 Wochen an der Spitze der Billboard-Charts.
11. Rednex – Cotton Eye Joe
Country und Dance sind keine Genres, die allzu häufig im selben Atemzug genannt werden – und gerade dieser Umstand dürfte dem schwedischen Musikprojekt Rednex im Spätsommer 1994 derartigen Erfolg ermöglicht haben. Ihre eigenwillige Interpretation von „Cotton-Eyed Joe“, einem traditionellen Volksliedes aus den Vereinigten Staaten, brachte europaweit die Scheunen zum Beben: Allein in Deutschland wurden mehr als eine Million Einheiten der Single verkauft, zehn Wochen lang besetzten Rednex die Spitze der Charts. Kein Wunder, dass speziell Zeitzeugen schnell wieder zu leidenschaftlichen Cowboys und Cowgirls werden, wenn das Feuerwasser fließt und dieser erprobte Party-Song erklingt!
12. Lou Bega – Mambo No. 5 (A little bit of…)
Ladies and gentlemen, this is einer der erfolgreichsten musikalischen Exportschlager aller Zeiten: Ganze 50 Jahre, nachdem der „King of Mambo“ Pérez Prado die musikalische Grundlage geliefert hat, gelang Lou Bega und seinem Produzenten-Team mit einer modernisierten Neuauflage ein weltweiter Hit. Zunächst wurde die in Deutschland produzierte Single ebenda im April 1999 veröffentlicht, ehe sie ihren internationalen Siegeszug im Sommer fortsetzen und letztlich die begehrte Top-Position der Charts in mehr als 20 Ländern einheimsen konnte. Selbst die Hörer in den Vereinigten Staaten erlagen der charmanten Performance von Bega und belohnten sie mit dem dritten Platz der Billboard Top 100.
13. Will Smith – Men in Black
Die Science Fiction-Komödie „Men in Black“ war der dritterfolgreichste Kinofilm des Jahres 1997. Begeistert hat er Zuschauer ganz offensichtlich nicht nur auf visueller Ebene, denn der von Will Smith performte Titelsong erfreute sich mindestens genauso großer Beliebtheit und konnte sich in Australien, Belgien, Frankreich, Deutschland, Ungarn oder im Vereinigten Königreich die Chartspitze sichern. Ausgerechnet in den USA platzierte er sich nicht – allerdings nur, weil er dort nie offiziell als Single erschienen ist. Im Radio lief der Song, in dem Smith aus der Sicht seines Filmcharakters rappt, dennoch rauf und runter!
14. Aqua – Barbie Girl
Kaum ein anderer Song spiegelt die quietschig-bunte und abgedreht schrille Seite der 1990er so sehr wider, wie es der dritten Single dieser dänisch-norwegischen Dance-Gruppe gelingt. Insofern verwundert es nicht, dass Bandmitglied Søren Rasted (einst Ehemann von Frontfrau Lene Nystrøm) nach dem Besuch einer Kitsch-Ausstellung zur Nummer inspiriert worden ist! Ebenfalls nicht sonderlich überraschend: Spielzeughersteller Mattel war angesichts der ungenierten Verwendung von Barbie und Ken gar nicht begeistert und zog vor Gericht. Prächtige Charterfolge konnten dennoch rund um den Erdball verzeichnet werden; inklusive der prestigeträchtigen Nummer Eins-Platzierung in England, Australien, Frankreich, Deutschland oder Neuseeland.
15. Gala – Freed from Desire
Diese 1996 veröffentlichte, unglaublich eingängige Eurodance-Nummer hat der in New York ansässigen, eigentlich aber aus Italien stammenden Sängerin Gala ihren größten Erfolg beschert: In Belgien und Frankreich hat es für die Spitzenposition der jeweiligen Single-Charts gereicht, während sie diese in Irland, Italien oder England nur knapp verfehlt hat. Einen zweiten Frühling erlebte der Song mehr als 20 Jahre nach seinem eigentlichen Erscheinen, da eine auf den nordirischen Stürmer Will Grigg umgedichtete Version zunächst viral ging und kurz darauf auch in den Stadien der Fußballeuropameisterschaft in Frankreich lautstark angestimmt worden ist.
16. 2 Unlimited – No Limit
Ein antreibender, für den Mainstream beinahe schon aggressiver Techno-Beat und die unmissverständliche Ansage, dass es keine Grenzen gibt: Es ist im Grunde ganz einfache Tanzflächen-Mathematik, dass sich die insgesamt fünfte Single dieses belgisch-niederländischen Musikprojekts als legendärer Party-Song der 1990er hervorgetan hat. Im Jahr des Erscheinens (1993) war „No Limit“ eine der erfolgreichsten Singles in ganz Europa und konnte sich darüber hinaus von Australien bis Zimbabwe in den Hitlisten verewigen. Zwar gelang dem durch Rapper Ray Slijngaard und Sängerin Anita Doth repräsentierten Duo in den Vereinigten Staaten kein kommerzieller Durchbruch, durch Sportevents findet ihr größter Hit aber bis heute auch dort Gehör.
17. Culture Beat – Mr. Vain
Auch Culture Beat setzten auf die in den 1990ern äußerst populäre Kombination aus einem Rapper und einer Sängerin; in diesem Fall waren das Jay Supreme und Tania Evans. Produziert wurde der größte Hit des Duos von Torsten Fenslau, der sich in der Frankfurter Musikszene zu diesem Zeitpunkt bereits einen Namen gemacht hatte. Leider konnte er sich am Erfolg seiner Schützlinge nicht mehr sehr lange erfreuen – nur ein halbes Jahr nach der Erstveröffentlichenung von „Mr. Vain“ im April 1993 verstarb er infolge eines Autounfalls. Bis dahin durfte er jedoch miterleben, wie Culture Beat neben der deutschen noch elf weitere Spitzenpositionen in Europa einnehmen konnte!
18. Eiffel 65 – Blue (Da Ba Dee)
Schon zum Release im Oktober 1998 wusste dieser Song des damals noch als Trio agierenden Dance-Acts Eiffel 65 gehörig zu polarisieren: Während die einen beim Ertönen von „Yo listen up, here’s the story…“ augenblicklich genervt abgedreht sind, haben sich die anderen der Geschichte eines kleinen Kerlchens in einer blauen Welt nur allzu gern hingegeben – und letztgenannte Fraktion war immerhin groß genug, um den Turinern die mit Abstand besten Chartplatzierungen ihrer Karriere zu ermöglichen. Neben etlichen Einsen in ganz Europa gabs auch einen sechsten Rang in den USA.
19. CeCe Peniston – Finally
Nachdem die gerade einmal 21-jährige CeCe Peniston im Herbst 1991 bereits die Dance Charts ihrer US-amerikanischen Heimat aufmischen konnte, war es im folgenden Frühjahr auch um die breite Masse geschehen: Mit ihrer Debüt-Single gelang der Sängerin gleichzeitig der beachtlichste Triumph ihrer Laufbahn, was Kritiker insbesondere auf die ansteckend positive Wirkung der dargebotenen Musik zurückführen. Die ausgewogene Mischung aus House, Hip-Hop und Pop rekrutierte Fans aus den verschiedensten Lagern und verhalf Peniston bis auf den fünften Platz der Billboard Top 100. Damals wie heute eine narrensichere Bank im Club!
20. 2Pac featuring Dr. Dre & Roger Troutman – California Love
Selbst in den 1990ern musste es nicht um jeden Preis der angesagte Eurodance sein, um eine volle Tanzfläche zu gewährleisten. Den wohl lässigsten Beweis mit Mainstream-Appeal legte Tupac Shakur an der Seite seines Produzenten Dr. Dre im Dezember 1995 in Form von „California Love“ vor! Mit zusätzlicher Unterstützung von Roger Troutman in der Hook konnte sich die Comeback-Nummer nach Shakurs Gefängnisaufenthalt nicht nur in den heimischen USA, sondern auch in Italien, Neuseeland und Schweden zeitweise vor allen anderen Singles platzieren. Unter bis heute unaufgeklärten Umständen ist 2Pac, der oft zu den besten Rappern aller Zeiten gezählt wird, nur neun Monate nach dem Release von „California Love“ erschossen worden.
Die Plätze 21-106 der besten Party-Hits aus den 1990er Jahren:
Jedes Lied ist über den Titel mit dem dazugehörigen Musikvideo verlinkt.
90er Party-Hits Spotify-Playlist:
Wer in dieser denkwürdigen Dekade feiern wollte, hat definitiv die passende Musik dazu gefunden. Besonders leicht hatte man es dabei zweifelsohne mit einer Vorliebe für antreibenden Eurodance, doch auch darüber hinaus boten die 1990er zahlreiche liebenswerte Ohrwürmer, denen der Zahn der Zeit herzlich wenig anhaben kann!