Klavier oder Keyboard? – Unterschiede und Ratgeber für Anfänger

Popkultur.de kann ggf. eine Provision erhalten, wenn du über Links auf unserer Seite einkaufst. Mehr Infos.

Musik von Hand gemacht ist ein befriedigendes Hobby, für das regelmäßiges Üben erforderlich ist. Beherrschen wir ein Instrument im Laufe der Zeit, haben wir lange Freude an unseren Fähigkeiten, die uns auch mit anderen Menschen zusammenbringen, wenn wir gemeinsam musizieren. Doch vor dem Erwerb der Fähigkeit steht die grundlegende Entscheidung für ein eigenes Instrument. Unser Ratgeber will dir dabei behilflich sein.

Das Klavier eignet sich nicht nur für virtuoses Musizieren als Solokünstler, sondern wird auch als Begleitinstrument beim Singen oder in einem Orchester oder einer Band genutzt. Das gilt in der Übertragung auch für das Keyboard, wenn auch die begleitende Funktion hier viel häufiger genutzt wird. Wenn deine grundsätzliche Wahl also auf ein Tasteninstrument gefallen ist, stehst du erneut vor einer Wahl. Die Anschaffung beider Instrumente sollte gut überlegt sein, denn die Kosten sind nicht eben gering. Wir helfen dir dabei, die Vorzüge und Nachteile von Klavier und Keyboard gegenüber zu stellen, damit du auch als Anfänger eine gute Wahl treffen kannst. Deshalb nehmen wir dich mit auf einen kleinen Diskurs der sich folgenden Fragen widmet:

  • Vor- und Nachteile der Tastaturen Klavier vs. Keyboard
  • Die Spielweise der Instrumente
  • Technische Möglichkeiten und Wartung
  • Standort und Flexibilität
  • Anschaffungs- und Folgekosten
  • Geräusch-Emissionen im Vergleich
  • Einsatzgebiete

Deine Finger werden dir den Unterschied verraten

Beginnen wir deine Entscheidungsfindung mit dem größten Unterschied, den dir das Klavier bzw. Keyboard bieten: Der Anschlag und die Haptik der Tastatur. Ein Keyboard verfügt, je nach Modell, über 46, 61 oder 76 Tasten, aufgeteilt in schwarze und weiße Tasten, deren grundsätzliche Funktion dem des Klaviers gleichzusetzen ist. Die Tastatur ist leichtgängig und die einzelnen Elemente bestehen aus leichten Kunststoffen. Das führt dazu, dass Keyboards oft einen sehr leichten Anschlag haben. Es erschwert häufig einem Klavierspieler, auf ein transportables Instrument zu wechseln, eben weil die Tasten schneller auf den Anschlag reagieren. Wer übrigens gerne heftig in die Tasten greift, wird sich auch über das mechanische Nebengeräusch ärgern, das dabei entstehen kann.

Ein Klavier oder Konzertflügel hingegen hat 88 Tasten mit der gleichen Funktionsweise, also einer Aufteilung nach dem musikalischen Prinzip der festgelegten Halbtonschritte einer Oktave. Durch die Anzahl der Tasten ist hier die klangliche Bandbreite höher als beim Keyboard. Hergestellt sind die Tasten in der Regel aus Holz oder gefärbtem Acrylglas. Somit erhöht sich das Gewicht der einzelnen Tasten, was den Anschlag eines Klaviers maßgeblich beeinflusst. Auch die Haptik verändert sich durch das eingesetzte Material. Die Berührung einer Kunststoff-Tastatur oder der mit einem pflegeleichten Material überzogenen Holzvariante lässt sich kaum miteinander vergleichen. Besonders für junge Anfänger beider Instrumente lässt sich aber sagen, dass die Tonerzeugung bei einem Keyboard leichter ist, weil der Kraftaufwand geringer ist.

Grundsätzliche Unterschiede in der Spielweise

Das Keyboard bietet dir viele technische Raffinessen, auf die du beim Klavier verzichten musst. Die Klangfarbe verschiedener Instrumente ist frei wählbar, Rhythmen zur Begleitung können frei gewählt werden und erleichtern dir, den Takt deines Übungsstückes zu halten und schon bei den ersten Versuchen klingt dein Instrument wie eine kleine Band, die neben dir im Raum steht. In der Regel wird auf dem Keyboard mit der rechten Hand die Melodie produziert und mit der linken Hand eine Akkordbegleitung. Wer so nahe wie möglich an die Spielweise eines Klaviers herankommen will, benötigt eine Tastatur mit gewichteter Hammermechanik.

Das Klavier hingegen kennt nur eine Klangfarbe. Alle anderen Interpretationsmöglichkeiten liegen beim Pianisten selbst. Mit dem Pedal kannst du die Dauer des Klangs und dessen Lautstärke beeinflussen, ebenso durch die Heftigkeit deines Anschlags auf der Tastatur. Doch schon für die Regelmäßigkeit im Rhythmus benötigst du mindestens ein Metronom, an dem du dich orientieren kannst. Melodieführung und Begleitung wechseln sich bei Klavierstücken häufig ab. Hier spielt die linke Hand meist Tonabfolgen, in denen sich der Begleitakkord verstecken kann, die jedoch wesentlich anspruchsvoller sind als beim Keyboardspiel.

Als Hybridvariante kann ein E-Piano die Vorteile beider Instrumente in sich vereinen. Hier können Rhythmen eingestellt und Klangfarben und Tonhöhen verändert werden. Der Anschlag der Tasten ähnelt jedoch der einer schwer gängigeren Klaviatur des Klaviers.

Die regelmäßige Wartung

Eine turnusmäßige Wartung ist bei Keyboards und E-Pianos nicht erforderlich. Natürlich empfiehlt es sich, gelegentlich mit einem angefeuchteten Tuch die Tastatur und das Gehäuse zu reinigen.

Das Klavier hingegen ist wesentlich wartungsintensiver. Es muss etwa einmal im Jahr von einem Klavierstimmer überholt und gestimmt werden. Ansonsten reichen zur Pflege auch ein Holzpflegemittel für den Korpus und ein weiches, feuchtes Tuch zur Reinigung der Klaviatur.

Standort und Flexibilität

Ein Keyboard oder auch das E-Piano sollten aufgrund ihrer elektronischen Komponenten möglichst trocken gelagert werden, damit die tongebenden Kontakte und die Elektronik nicht leiden. Die Raumtemperatur ist für diese Instrumente weniger wichtig. Ihr größter Vorteil besteht darin, dass sie sich aufgrund des geringen Gewichts und der Ausmaße leicht transportieren und sogar in einer Ecke des Raumes verstauen lassen, wenn sie nicht genutzt werden. Selbst im ursprünglichen Lieferkarton kann das Keyboard im Regal gelagert werden, bis du es einsetzen möchtest. Auch die Untergestelle sind leicht und flexibel und können einfach an einen anderen Einsatzort gebracht werden.

Ein Klavier oder Konzertflügel besteht zu etwa 70 % aus Holz. Holz ist ein Naturmaterial, das sich je nach Raumtemperatur verändert. Solltest du dich für die Anschaffung eines Klaviers entscheiden, ist das zu bedenken. Die Raumtemperatur sollte sommers wie winters möglichst konstant sein, damit die Saitenbespannung und der Korpus keine Beeinträchtigung erfahren. Nach einem Standortwechsel empfiehlt es sich, eine Stimmung durch den Profi vornehmen zu lassen. Der Platzbedarf für ein Klavier ist wesentlich höher als bei einem Keyboard, da die Länge der Tastatur und die beim Bau eingesetzten Werkstoffe dies bedingen.

Auch ein E-Piano ist nicht viel kleiner als ein Klavier. Hier variiert bestenfalls die Höhe des Instrumentes, da der Klang elektronisch und nicht über den Resonanzkörper erzeugt wird. Für den Klaviertransport gilt übrigens: Ein Klavier, vier Ecken. Das bedeutet, du brauchst mindestens vier starke Männer, die dein Instrument für dich transportieren.

Anschaffungs- und Folgekosten

Mit etwa 1500,- Euro Erwerbskosten musst du mindestens rechnen, wenn du ein gebrauchtes Klavier kaufen willst. Ein Neuerwerb beginnt bei ca. 4000,- Euro. Für ein qualitativ hochwertiges Instrument sind aber bereits Preise von 6.500,- Euro die Regel. Wenn du ein gebrauchtes Instrument erwirbst, solltest du jemanden mitnehmen, der sich mit dem Klavierspiel auskennt und dich beraten lassen.

Eine Klavierstimmung kostet zwischen 80,- und 150,- Euro und sollte einmal jährlich oder nach einem Standortwechsel des Instrumentes erfolgen. Manche Klavierstimmer ermitteln ihren Preis je nach Aufwand – ein besonders verstimmtes Klavier ist also bei ihnen in der Bearbeitung teurer. Auch die Anfahrt ist nicht immer im Preis enthalten und sollte vor der Beauftragung erfragt werden.

Vergiss nicht, dass du für den Gebrauch des Instrumentes einen passenden Klavierhocker benötigst. Dieser ist in der Höhe verstellbar und kann an die Größe des Musikers angeglichen werden. Er kostet ab etwa 80 Euro, je nachdem wie bequem und komfortabel du in Zukunft musizieren möchtest.

Neuwertige E-Pianos liegen bei etwa 900,- bis 2.800 Euro und sind somit für Einsteiger wesentlich günstiger in der Finanzierung. Natürlich gibt es einzelne Komponenten, die einen Defekt haben können. So kann bei E-Pianos der eingebaute Lautsprecher kaputtgehen, der sich aber ersetzen lässt. In der Regel entstehen bei sachgemäßer Nutzung aber keine Folgekosten. Auch beim E-Piano empfiehlt sich der Kauf einer Klavierbank oder eines Hockers.

Noch günstiger ist erfahrungsgemäß ein Keyboard. Schon für 300,- Euro kann man erste Einsteigermodelle erwerben. Hier gilt: Je mehr Funktionsweisen ein Keyboard bietet, desto teurer ist das Modell. Da Keyboards aber wartungsfrei betrieben werden können, liegen bei einwandfreier Funktion die Folgekosten gegen Null. Da die Gestelle der Keyboards auch in der Höhe verstellbar sind, kann das Instrument im Sitzen oder Stehen gespielt oder an die Höhe des Sitzmöbels angepasst werden.

„Musik wird störend oft empfunden…

…weil stets sie mit Geräusch verbunden“, sagte einst Wilhelm Busch.

Die Tonübertragung geschieht über den mächtigen hölzernen Resonanzkörper und den Metallrahmen im Innern des Klaviers. Das bedeutet, auch deine Mitbewohner und Nachbarn hören dein Klavierspiel und deine Übungseinheiten. Selbst wenn es dir nichts ausmacht, die Melodie so lange zu üben, bis du sie fehlerfrei beherrschst, gilt das nicht unbedingt auch für dein Umfeld. Klavierspieler müssen sich also in Rücksicht üben und können nicht zu jeder Tages-und Nachtzeit üben, wie es ihnen in den Sinn kommt.

Hier sind das Keyboard oder das E-Piano eindeutig im Vorteil. Beide können auch über einen Kopfhörer vom Spieler gehört werden, während im gleichen Raum jemand völlig unbeeinträchtigt fernsehen kann. Auch die Lautstärke ist bei beiden Instrumenten über elektronische Regler frei wählbar. Darüber hinaus lassen sich Keyboards und E-Pianos mit der nötigen Software mit einem Computer verbinden und verfügen über einen zusätzlichen Nutzen. Eingespielte Musik kann dort aufgenommen und sogar in Notenbildern dargestellt werden.

Zusammengefasste Übersicht:

Keyboard:E-Piano:Piano:
Ton:GutSehr gutAusgezeichnet
Gefühl (Tasten): AusreichendGutAusgezeichnet
Dynamikbereich:Niedrig - hoch, hängt von der Tonart ab.Hocham Höchsten
Preis:Günstigstes (ab 90 €)Mittelklasse (450-3600 €)Teuer (ab 3600 €)
Andere Töne:Eine Reihe von InstrumentenEinige TastaturoptionenKeine
Größe:KleinGroßSehr Groß
Mobilität:EinfachSchwerSehr schwer
Wartung:KeinePraktisch keineRegelmäßig erforderlich
Lärmbelästigung:Lautlos (mit Kopfhörern)Lautlos (mit Kopfhörern)Laut

Und nun kommt dein Einsatz
Hast du dich schon entschieden, welches Instrument am besten zu dir passt? Überleg dir gut, ob du beim Musizieren häufiger den Standort wechseln oder wofür du es einsetzen willst. Das Klavier ist und bleibt an einen Raum gebunden, selbst wenn du es mit Rollen versiehst und es so auch mal zuhause von A nach B schieben kannst. Ohne die Hilfe anderer wirst du es jedenfalls nicht aus deiner Wohnung bekommen. Das Keyboard klemmst du dir einfach unter den Arm oder transportierst es in einer speziell dafür vorgesehenen Tasche zu deinem nächsten Auftritt. Es passt in fast jedes Auto und ist so auch anderswo direkt einsatzbereit, vorausgesetzt du hast Strom. Je nach Größe lässt sich selbst ein E-Piano andernorts einsetzen, ohne dass das Instrument darunter leidet. Zwei Leute benötigt man aber auch hier, um es von der Stelle zu bringen.

Übrigens gibt es auch noch die Variante des Flügels, die aber für Anfänger ungeeignet ist. Hier sind die Klaviaturen meist schwer gelagert und Einsteiger haben nicht die nötige Fingerkraft, um die Tasten gleichmäßig und nuanciert zu spielen. Aber wer weiß: Vielleicht bist du bald ein Tastenprofi und benötigst eine neue musikalische Herausforderung? Wir hoffen, dir mit diesem Ratgeber einige nötige Hinweise gegeben zu haben.

War dieser Artikel hilfreich?
JaNein

Lisa Borch entdeckte früh ihre Leidenschaft für Musik und Filme und studierte Kommunikationswissenschaften und Medienkultur. Seit 2016 ist sie als Musik- und Filmredakteurin bei popkultur.de tätig und teilt gerne ihre Meinungen und Empfehlungen mit ihren Lesern.

E-Mail: lisa.borch@popkultur.de