Instrument lernen: Wie lange und wie oft sollte man üben?

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Klavier, Gitarre, Schlagzeug oder Trompete – Gründe gibt es viele, um sich an ein Instrument zu wagen. Dabei entspringt die Motivation aus musikalischer Begabung, Neugierde, Interesse oder Experimentierfreudigkeit. Nicht selten probiert sich der Lernende zunächst an unterschiedlichen Instrumenten aus, bevor er sich schließlich für das Musikinstrument seiner Wahl entscheidet. Die Freude am Probieren spielt dabei eine wichtige Rolle. Nur so kann der Musikbegabte herausfinden, welches Instrument zu ihm passt.

Nicht selten hegen Menschen, die ihre Körperbewegung in ein Musikinstrument fließen lassen wollen, den Wunsch, einfach die Tasten eines Klaviers auszuprobieren oder auf einer Gitarre die Saiten klingen zu lassen. Hemmschwelle mag dabei oft das fortgeschrittene Alter sein oder ein Beruf, der die Zeit für das Erlernen eines Instrumentes beschränkt. Hier darf der Musikinteressierte nicht gleich den Kopf hängen lassen. Es gibt nämlich eine gute Nachricht: Auch Menschen, die mitten im Beruf stehen und schon älter sind, können ein Instrument erlernen. Es ist nicht ein ganzer Tag notwendig, um effektiv zu üben.

Kinder dagegen haben es oft nicht einfacher. Tagsüber ist die Schule angesagt, danach die Hausarbeiten, und auch dann steht häufig nur noch der Nachmittag, der Abend oder das Wochenende zur Verfügung. Letztlich bestimmt die verfügbare Zeit über die Länge und die Häufigkeit der Übungen, die dann tatsächlich in die Tat umgesetzt werden können. Aber auch mit begrenzter Zeit lässt sich ein Instrument lernen.

Aber wie lange und wie oft sollte der Spielende am Tag üben? Wie sieht das Minimum aus, wenn die Zeit knapp wird? Ist es auch möglich ein Musikinstrument zu erlernen, wenn nur der Abend für Übungseinheiten bereit steht? Ist Unterricht unbedingt notwendig? Wie erlernen Kinder das Spielen eines Instrumentes? Kann ein Erwachsener noch ein Profi werden?

Dieser Ratgeber hilft Dir, Dich nicht mehr mit tausenden von Fragen zu plagen, sondern mit Methode vorzugehen.

1. Wie oft und wie lange solltest du üben?

1 - 2 Stunden/Woche10 - 20 Minuten/TagEs ist unwahrscheinlich, dass du über einen längeren Zeitraum an der Musik festhältst.
3 - 4 Stunden/Woche20 - 40 Minuten/TagEin Einstieg für junge oder neue Musiker. Allerdings bleibt nach einem ordentlichen Warm-Up nicht mehr viel Zeit, um etwas zu erreichen.
7 Stunden/Woche1 Stunde/TagDie minimale Zeit, die du aufwenden musst, um zu sehen, wie sich deine Fähigkeiten im Laufe der Zeit entwickeln.
10 - 15 Stunden/Woche1.5 - 2 Stunde/TagEMPFOHLEN. Eine angemessene Zeit, um sich gründlich aufzuwärmen und in jeder Sitzung wahre Erfolge zu erzielen.
20 - 30 Stunden/Woche3 - 4 Stunde/TagFür Musiker, die ernsthaft daran interessiert sind, virtuose Spieler zu werden oder von ihrem Handwerk zu leben.
30+ Stunden/Woche5+ Stunde/TagFür hochkarätige Musiker, die ein Vermächtnis hinterlassen wollen. Beispiele sind Lang Lang und Franz Liszt.

2. Wie sieht effektives Üben aus?

Wer sich mit seinem Musikinstrument bereits auskennt, hat schon eine grundlegende Basis für das weitere Vorgehen geschaffen. Aber wie geht es nun weiter? Was soll gespielt werden und wie lange?

Für effektives Üben brauchst Du einen Plan, mit dem Du Dir Ziele setzt. Ein Profi werden zu wollen, ist sicher auch ein Ziel. Aber dieses Ziel hat auch einen zu bewältigenden Weg. Übst Du gerade mit Deinem Instrument, befindest Du Dich auf diesem Weg. Dieser muss nicht beschwerlich aussehen. Indem Du Schritt für Schritt einzelne Ziele für den Tag oder die jeweilige Übungsphase setzt, schreitest Du immer weiter auf das Endziel zu. Wichtig ist, niemals Deine gesetzten Ziele aus den Augen zu verlieren oder aus Langeweile ausschließlich Tonleitern zu üben.

Am Anfang wirst Du um das Üben von Tonleitern zwar nicht herumkommen, wenn Du Dich mehr mit der Harmonielehre befassen möchtest. Darüber aber lernst Du etwas über die Töne, ihr Zusammenspiel und die Kombinationsmöglichkeiten. Darüber hinaus können sich Deine Finger vor dem eigentlichen Spiel aufwärmen. Ohne ein vorheriges Aufwärmen solltest Du ohnehin keine Stücke spielen. Damit schonst Du Deine Muskeln und Deine Gelenke.

Am Anfang stehen damit die Aufwärmübungen. Hierzu kannst Du entweder Tonleitern oder leichte Stücke spielen, die für die Anfangsphase gedacht sind.

Weiterhin sollte Dein Übungsplan bestimmte Zeiteinheiten enthalten. Wenn Du glaubst, als Berufler bräuchtest Stunden dafür, dann irrst Du Dich. Etwa 45 bis 60 Minuten kannst Du einplanen. Das allein reicht schon, um einen Teil des effektiven Lernens zu erfüllen. Kinder dagegen sollten die einzelnen Übungseinheiten nicht länger als 20 Minuten halten.

Die jeweiligen Zeitangaben orientieren sich an der Konzentrationsfähigkeit des Individuums. Kinder können sich in der Regel nicht so lange am Stück konzentrieren. Erwachsene dagegen haben eine längere Konzentrationsspanne.

Bietet Dir das Wochenende Zeit, wählst Du Dir im Idealfall eine Zeit aus, in der Du Dich energiegeladen fühlst. Bei manchen Personen mag das direkt nach dem Frühstück oder dem ersten Kaffee sein. Andere wiederum bevorzugen die Mittagszeit oder den Abend. In dieser Hinsicht steht selbst eine berufliche Tätigkeit nicht im Wege. Übungseinheiten können gut in zeitliche Lücken eingebettet werden. Selbst zwanzig Minuten pro Tag können ausreichen.

Deine Zielsetzungen und das schrittweise Erreichen Deiner Ziele solltest Du dokumentieren. Beim Lernen bestimmter Variationen mag Dir zwischenzeitlich ein Licht aufgehen. Wo lag der Fehler, der Haken? Was hast Du richtig gemacht? Warum ging Dir das Spiel einer bestimmten Passage besser von der Hand?

Diese Dinge solltest Du auf das Papier bringen, bevor sie in Vergessenheit geraten. Viele arbeiten deshalb auch mit dem Notenblatt, von dem sie ablesen. Eine Randnotiz, ein Bogen oder ein anderes zeichnerisches Merkmal erinnert Dich an genau die Stelle, mit der Du Probleme hattest. Die Lösung steht direkt daneben.

Wenn Dir ein Takt auf dem Notenblatt besondere Schwierigkeiten bereitet, solltest Du Dich auf diesen konzentrieren und nicht immer von vorne anfangen. Das gewünschte Erfolgserlebnis stellt sich nur dann ein, wenn Du eine Lösung zu Deinem Problem gefunden hast. Versuche hierzu, die Schwierigkeit genau ausfindig zu machen und durch Experimentieren zu lösen. Beispielsweise können bei der Gitarre bestimmte Griffwechsel Schwierigkeiten bereiten, wenn sie schnell hintereinander folgen müssen.

Sei diszipliniert. Das soll nicht Verbissenheit bedeuten, sondern die Einhaltung des Übungsplanes innerhalb der von Dir gesetzten Übungszeit.

Lege Pausen ein. Dein Kopf und Dein Körper müssen die Möglichkeit bekommen, sich erholen zu dürfen. Was Du gelernt hast, muss sich setzen können. Das passiert im Rahmen einer nachträglichen, geistigen Verarbeitung. Auf diese Weise festigt sich das Erlernte. Was dann abgespeichert ist, geht nicht mehr so leicht verloren.

  • Hier siehst Du die einzelnen Übungsschritte nochmal in einem kurzen Überblick:
  • Erstelle einen Plan, in dem Du Deine Ziele für die jeweilige Übungsphase definierst.
  • Bestimme die Zeiten Deiner Übungen und Pausen.
  • Wähle eine Zeit aus, in der Du Dich gut und motiviert fühlst.
  • Wärme Deine Muskeln vor dem eigentlichen Üben auf.
  • Bei Schwierigkeiten: Betreibe Problemlösung, indem Du das Problem definierst.
  • Dokumentiere Deinen Prozess, Deine Lösungen und Lösungsansätze.
  • Lege Pausen ein.
  • Bleib Locker und gleichzeitig diszipliniert, ohne verbissen zu werden.

3. Warum Wiederholungen und regelmäßiges Üben wichtig sind

Wiederholungen sind wichtig, weil Sie für die Festigung bestimmter Elemente beim Spiel sorgen. Eine schwierige Passage geht in Fleisch und Blut über. Die Technik kannst Du bis auf das Äußerste verfeinern. Neue Stücke sind leichter zu meistern, weil Du Schritt für Schritt besser wirst. Bei realistischen Zielsetzungen wird Dir das wiederholte Spielen bestimmter Passagen auch nicht langweilig. Denn bei jedem Mal verbessert Du Dich.

Wiederholungen sollten regelmäßig stattfinden. Wochenlange Pausen werfen Dich zurück. In jede Spielzeit bzw. Übungsphase sollten Wiederholungen Deiner Wahl vorkommen. Im Idealfall übst Du jeden Tag. Das ist aber nicht immer möglich. Dennoch solltest Du dafür sorgen zumindest mehrmals in der Woche Dein Instrument zur Hand zu nehmen. Je öfter das geht, desto schneller wird Dein Fortschritt sein. Bei zu langen Pausen, die sich über Wochen erstrecken, wirst Du Dich schnell auf einer Stelle treten sehen. Denn der Fortschritt lebt von bereits erlernten Elementen, die sich dann wie Bausteine zusammensetzen.

4. Wie erlernen Anfänger ein Musikinstrument? Was müssen Sie beachten?

Bevor Deine Finger unkontrolliert in die Tasten oder auf die Saiten hauen, solltest Du Dein Musikinstrument kennenlernen. Es könnte Dein lebenslanger Begleiter sein, der Dir in musikalischen Stimmungslagen viel Freude bringen wird.

Deshalb bauen Lernende mit der Zeit eine Art Beziehung zu dem Musikinstrument auf. Aus diesem Grund nehmen viele Gitarristen ihre Gitarre auf jeden Ausflug mit ins Grüne. Saxophonisten sind öfters auch unter einer Brücke am Fluss zu finden. Die ganz Mutigen probieren sich mitten in der Stadt an vorbeigehenden Fußgängern aus.

Für Deine Expertise brauchst Du entweder einen Lehrer oder andere Informationsquellen, die Dir die Funktionsweise und den Aufbau Deines Instrumentes erklären. Du lernst, die Saiten Deiner Gitarre zu spannen und diese auch ohne Stimmgerät zu stimmen. Du verstehst, warum die Anschlagdynamik bei Deinem Klavier so wichtig ist. Blasinstrumente hingegen brauchen den Einsatz des Mundes, damit Töne produziert werden können. Dabei spielen nicht nur die Lippen eine Rolle, sondern auch die Zunge.

Musikinstrumente zeichnen sich alle durch bestimmte Eigenschaften aus, die Du kennen solltest. Machst Du Dich mit Deinem Instrument vertraut, verstehst Du es. Allerdings solltest Du keine Wissenschaft daraus machen. Schließlich willst Du spielen und Dein Instrument nicht nur in Augenschein nehmen. Am Anfang wäre es sinnvoll, sich zumindest ein grundlegendes Basiswissen anzueignen.

5. Wie sieht das Zusammenspiel zwischen Körperbewegung und Musikinstrument aus?

Wie das Zusammenspiel zwischen Körperbewegung und Musikinstrument aussieht, hängt von der Wahl des Instrumentes selbst ab. Eine Geige oder ein Cello hältst Du anders als eine Gitarre. Damit einher geht die richtige Körperhaltung. Besonders beim Klavierspiel ist die Rückenhaltung und die Haltung der Hände sehr wichtig.

Schon am Anfang führt Dich das Zusammenspiel der Haltung von Körper, Armen, Händen und Fingern in die richtige Spieltechnik ein. Es erleichtert Dir den Umgang mit Deinem Instrument und verhindert Schmerzen in Deinen Gelenken bei falscher Haltung. Die täglichen Übungen gehen leichter von der Hand.

Die Anforderungen können in diesem Zusammenhang unterschiedlicher nicht sein. Dies gilt auch für Musikinstrumente derselben Gattung. Die Konzertgitarre für klassische Stücke spielt der Gitarrist überwiegend im Sitzen, und dazu gehört meistens auch eine Gitarrenfußbank. Die E-Gitarrist auf der Bühne braucht keinen Stuhl und auch keine Fußbank. Er steht und kann beim Spielen herumlaufen. Für das Üben im Heimbereich ist das Sitzen aber angenehmer. Aber auch beim Sitzen sieht die Körperhaltung bei einer E-Gitarre anders aus als die bei einer Konzertgitarre.

Auch gibt es Unterschiede beim Erlernen eines Klaviers oder eines Keyboards. Während der Klavierspieler im Sitzen spielt, kann der Keyboarder auch im Stehen spielen.

Gleich zu Beginn solltest Du Dich um die richtige Haltung bemühen, sonst wirst Du die falsche Körperhaltung nicht so schnell wieder los. Da Üben über eine längere Zeit ist so nicht möglich.

6. Wie sieht effektives Üben für den Anfänger aus?

Wer als Anfänger effektiv üben will, folgt den oben beschriebenen Schritten. Auch hier geht es um Planung und ein schrittweises Vorgehen. Der Anfängerstatus spiet dabei keine Rolle. Die Wahl der zu spielende Stücke umso mehr. Am Anfang solltest Du Dir keine Stücke heraussuchen, die noch zu schwer für Dich sind. Deine Technik und Dein Wissen werden noch nicht ausgereift sein. Bestimmte Schwierigkeitsgrade könnten Dich frustrieren. Deshalb ist es besonders für Anfänger wichtig, sich realistische Ziele zu setzen. Nur so bringen Dich Deine Erfolgserlebnisse zum Ziel.

Um ein effektives Üben auf lange Dauer zu gewährleisten, solltest Du als Anfänger immer erst den Umgang mit Deinem Musikinstrument lernen.

Fazit

Jede hat bei Null angefangen. Das ist eine Tatsache, die Dich schon erleichtern sollte. Von jetzt auf gleich ein Profi werden, ist unmöglich. Zumindest ist das nicht möglich, wenn Du kein Wunderkind bist. Und das sind die wenigsten Menschen. Deshalb ist das effektive erlernen eines Musikinstrumentes mit einer schrittweisen Vorgehensweise verbunden. In dieser Hinsicht muss das Üben gelernt sein.

Zeitlücken finden sich immer. Wichtig ist, in der geplanten Zeiteinheit, methodisch und diszipliniert zu arbeiten. Die Bewältigung bestimmter Schwierigkeitsgrade stellt dabei keine Mühseligkeit dar, sondern eine Herausforderung. Diese ist nur mit realistischen Zielsetzungen zu meistern. Erreichst Du Dein Ziel für eine Übungsphase, ist das Erfolgserlebnis Deine Belohnung. Dabei ist es vollkommen unerheblich, ob es sich um nur einen Takt auf dem Notenblatt handelt.

Anfänger, die noch nie ein Musikinstrument in den Händen gehalten haben, müssen sich erst mit dem Instrument Schritt für Schritt vertraut machen. Erst der richtige Umgang im Zusammenspiel mit Körperhaltung und Technik macht effektives Üben möglich. Stimmt das, können auch längere Übungseinheiten mit Pausen bewältigt werden.

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Lisa Borch entdeckte früh ihre Leidenschaft für Musik und Filme und studierte Kommunikationswissenschaften und Medienkultur. Seit 2016 ist sie als Musik- und Filmredakteurin bei popkultur.de tätig und teilt gerne ihre Meinungen und Empfehlungen mit ihren Lesern.

E-Mail: lisa.borch@popkultur.de