Diplomatische Beziehungen: Kritik zur 1. Staffel der Netflix-Serie

Keri Russell, bekannt für ihre Darstellung der Undercover-Agentin Elizabeth Jennings in „The Americans“, übernimmt die Rolle einer US-Botschafterin in dem neuen Politdrama „Diplomatische Beziehungen“ auf Netflix.

Showrunnerin Debora Cahn, eine erfahrene Autorin im politischen Thriller-Genre, gab ihr Debüt mit Aaron Sorkins „West Wing“. Später war sie auch an den letzten beiden Staffeln von Homeland beteiligt.

Die Handlung von „Diplomatische Beziehungen“:

The Diplomat. (L to R) Keri Russell as Kate Wyler, Rufus Sewell as Hal Wyler in episode 101 of The Diplomat. Cr. Alex Bailey/Netflix © 2023
(c) ALEX BAILEY/NETFLIX

Im Mittelpunkt von „Diplomatische Beziehungen“ steht das Leben einer amerikanischen Diplomatin, die sich in den internationalen Beziehungen auf unbekanntem Terrain bewegt, neue Partnerschaften eingeht und versucht, ihre zerbrechende Ehe zu retten.

Die Geschichte entfaltet sich, während Kate (gespielt von Keri Russell) und ihr Ehemann Hal Wyler (Rufus Sewell) über ihre bevorstehende Entsendung als Vertreterin nach Kabul, Afghanistan, nachdenken. Ein unvorhergesehener Angriff auf ein britisches Schiff im Persischen Golf führt jedoch zu einer Änderung der Pläne.

US-Präsident Rayburn (Michael McKean) schickt die Wylers, beide Karrierediplomaten, nach London, wo Kate als US-Botschafterin im Vereinigten Königreich arbeiten soll. Dort soll sie zwischen der britischen und der iranischen Regierung vermitteln, die für den Anschlag auf das Kriegsschiff verantwortlich gemacht wird. Trotz ihrer Abneigung gegen formelle Veranstaltungen und Kleidung ist Kate gezwungen, sich ihrer neuen Verantwortung zu stellen.

Die Kritik zu „Diplomatische Beziehungen“

The Diplomat. (L to R) Keri Russell as Kate Wyler, Ato Essandoh as Stuart Heyford in episode 103 of The Diplomat. Cr. Alex Bailey/Netflix © 2023
(c) ALEX BAILEY/NETFLIX

„Diplomatische Beziehungen“ ist eine Serie, die sich mit dauerhaften zwischenmenschlichen und internationalen Beziehungen beschäftigt. Im Gegensatz zu typischen Spionagethrillern werden in dieser Serie die menschlichen Aspekte von Spionage und Diplomatie mit Humor, Einfachheit und einer sympathischen Note dargestellt.

Die Netflix-Serie weicht von der formelhaften, angespannten Atmosphäre ab, die oft mit dem Genre assoziiert wird, und macht sich das Chaos und die Unordnung des täglichen Lebens zu eigen.

In der Geschichte geht es um die Herausforderungen, denen sich eine Frau gegenübersieht, die es gewohnt ist, Verantwortung zu übernehmen und offen zu kommunizieren, während sie sich in einer von Förmlichkeit geprägten Welt bewegt.

Die Serie beschäftigt sich mit der sich entwickelnden Dynamik in der Beziehung eines Paares, in der sich die Macht unerwartet verschiebt.

„Diplomatische Beziehungen“ verwebt auf elegante Weise verschiedene Genres und hebt sich damit von der Vielzahl an intensiven Thrillern ab, die den Markt überschwemmen.

Die Thriller-Serie betont das Aufbrechen traditioneller Normen und die darauf folgenden Reaktionen. Die Charaktere sind von prominenten politischen Persönlichkeiten inspiriert und spiegeln sowohl bekannte als auch obskure aktuelle Ereignisse wider, mit einem Vizepräsidenten, der auffällig abwesend ist. Der US-Präsident hat Ähnlichkeit mit Biden, während das britische Pendant Parallelen zu Boris Johnson aufweist.

Diese moderne Neuinterpretation verleiht der Serie eine erfrischende Wendung, die außerdem gekonnt provokante und intime Beziehungen thematisiert. Sogar der freizügige Inhalt, der für eine Serie in dieser Kategorie unerwartet ist, trägt zu ihrer Besonderheit und ihrem Reiz bei.

„Diplomatische Beziehungen“ folgt einer Frau, die sich in einer von Männern dominierten Welt zurechtfindet, wobei ihre Weiblichkeit sowohl eine Stärke als auch eine Herausforderung darstellt. Sie ist selbstständig und gleichzeitig eine engagierte Ehefrau und Staatsdienerin. Sie ist anpassungsfähig und geschickt darin, Beziehungen zu knüpfen, kann aber auch entschlossen und durchsetzungsfähig sein, wenn es nötig ist.

Unerwartet in eine Führungsposition gedrängt, lernt sie, zu delegieren und gleichzeitig ihren Überzeugungen treu zu bleiben. Ursprünglich auf die Unruhen in Kabul vorbereitet, muss sie sich nun mit den verschwenderischen, formellen Protokollen des diplomatischen Lebens in opulenter Umgebung auseinandersetzen.

Die außergewöhnliche Besetzung ist nicht nur talentiert, sondern spielt auch auf ihre früheren Rollen an. Keri Russell, die für ihre kalte und skrupellose Spionin in „The Americans“ bekannt ist, verleiht ihrer Figur eine sympathische und komplexe Note.

Rufus Sewell, der in „The Man in the High Castle“ eine starke Figur spielte, stellt einen unterstützenden Ehemann dar, der seine eigenen Ziele verfolgt.

Rory Kinnear verkörpert einen exzentrischen, charismatischen und herrlich lächerlichen Premierminister Nicol Trowbridge, während David Gyasi als souveräner, magnetischer und charmanter britischer Außenminister Austin Dennison besticht.

Um die Leistungen der Schauspielerinnen und Schauspieler voll und ganz zu würdigen, sollten die Zuschauerinnen und Zuschauer die Serie in der Originalsprache ansehen, um die feinen Nuancen, die Tonverschiebungen und die besonderen stimmlichen Qualitäten zu erfassen, die die Serie ausmachen.

Fazit:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Diplomatische Beziehungen“ anfangs vielleicht eine Herausforderung für die Zuschauer ist, sich auf das Thema einzulassen, aber wenn du durchhältst, wirst du einen cleveren, humorvollen Politthriller entdecken, der sich durch hervorragende Schauspieler und einen scharfen, prägnanten Schreibstil auszeichnet.

Diplomatische Beziehungen
Bewertung des Redakteurs:
3.5

Trailer zu „Diplomatische Beziehungen“:

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Andreas Engels, passioniert für Filme und Serien seit seiner Jugend, studierte Filmwissenschaften an der Universität Mainz und arbeitet seit 2018 als freier Filmredakteur bei popkultur.de. Er ist eine wichtige Stimme in der Branche und bringt umfangreiche Erfahrungen und Fachkenntnisse mit.

E-Mail: andreas.engels@popkultur.de