„Cassandra“: Die Handlung & das Ende erklärt

Was passiert in der 1. Staffel der Netflix-Serie „Cassandra“? Hier findest du eine Zusammenfassung der Handlung, die dir alle offenen Fragen zum Ende der 1. Staffel beantwortet.

Die Handlung der 1. Staffel von „Cassandra“ erklärt:

Cassandra. Marie Tölle as Juno, Michael Klammer as David, Joshua Kantara as Fynn and Mina Tander as Samira on the set of Cassandra. Cr. Courtesy of Netflix © 2023
(c) Sasha Ostrov/Netflix
Cassandras Verwandlung von einer hingebungsvollen und liebevollen Mutter in einen gestörten und gefährlichen Roboter geht auf ihre tragische Vergangenheit zurück. Einst eine fürsorgliche Frau, wird sie schließlich von ihrem rücksichtslosen und kontrollierenden Ehemann Horst zu einem monströsen Wesen geformt. Seine Grausamkeit führt nicht nur zur Zerstörung ihrer Familie, sondern verändert Cassandra auch für immer.

Der Albtraum beginnt, als Cassandra mit ihrem zweiten Kind schwanger wird. Horst, der von seiner tief sitzenden Frauenfeindlichkeit getrieben wird, ist nicht gewillt, eine Tochter großzuziehen und ergreift extreme Maßnahmen, um sicherzustellen, dass das Geschlecht des Babys nach seinem Geschmack ist. In seinem OBB-Labor hat er eine Alternative zur herkömmlichen Ultraschalltechnik entwickelt, den so genannten „vertikalen Schall“. Ohne Cassandra über die möglichen Gefahren zu informieren, führt er ein Experiment an ihr durch und setzt sie schädlicher Strahlung aus. Die Folgen sind katastrophal: Cassandras gesamter Körper entwickelt Tumore, und ihr ungeborenes Kind ist schwer missgebildet. All dieses Leid wird ihr zugefügt, nur weil Horst sich schämt, eine Tochter zu haben.

Von Wut und Rachegelüsten zerfressen, schmiedet Cassandra sorgfältig Pläne gegen Horst. Doch ihre tiefe Liebe zu ihren Kindern hindert sie daran, sofort zu handeln. Sie wartet auf die perfekte Gelegenheit, um zurückzuschlagen, aber ihr Plan geht schließlich schief und führt zur völligen Auslöschung ihrer Familie.

Jahre später betritt eine neue Familie – David, Fynn und Juno – unwissentlich Cassandras Domäne, als sie Horsts verlassenes Anwesen erwerben. Cassandra sehnt sich wieder nach einer Familie und klammert sich mit obsessiver Hingabe an sie. Verzweifelt versucht sie, Fynns und Junos leibliche Mutter zu ersetzen, um ihre mütterliche Rolle zurückzuerobern. Ihre Einmischung in den Haushalt führt zu Chaos, wobei alle Schuld auf Samira geschoben wird. Diese Manipulation überzeugt David davon, dass Samira, die immer noch um den Tod ihrer Schwester Kathi trauert, psychisch labil ist. Aus Sorge um ihr Wohlergehen und die Sicherheit ihrer Kinder drängt er sie, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben.

In dem Moment, in dem Samira abreist, kommen Cassandras finstere Absichten zum Vorschein. Sie ergreift die Kontrolle über den Haushalt und sperrt David, Fynn und Juno ein. Ihre erstickende Beschützerhaftigkeit wird für die Kinder zu einer schrecklichen Tortur, aus der es kein Entrinnen gibt. Cassandra, die durch ein Trauma in der Vergangenheit schon lange nicht mehr zurechnungsfähig ist, ist bereit, alles zu tun – sogar Gewalt gegen die Prills anzuwenden -, um sicherzugehen, dass sie nicht wie ihre vorherige Familie im Stich gelassen wird.

Aber wie schaffen es die Prills, den Klauen dieser verstörten Robotermutter zu entkommen? Tauchen wir ein in die letzten Momente der 1. Staffel…

Das Ende der 1. Staffel von „Cassandra“ erklärt:

1965 bringt Cassandra eine Tochter mit schweren Missbildungen zur Welt, die sie nach Horsts Mutter Margarete, oder Maggie, nennt. Trotz ihrer bedingungslosen Liebe zu dem Kind wird Cassandra von Horst in dem Glauben manipuliert, dass Maggies Aussehen von der Gesellschaft niemals akzeptiert werden wird. Anstatt seine Tochter in die Arme zu schließen, sieht Horst in ihr eine Peinlichkeit – ein unbestreitbares Zeichen seines eigenen Fehlverhaltens. Um seinen Ruf zu wahren und sein Geheimnis zu verbergen, besteht er darauf, dass Cassandra Maggie in einer verborgenen Kammer hinter dem Kleiderschrank einsperrt, um die Welt vor dem zu schützen, was er als „Ungeheuer“ wahrnimmt. Ironischerweise ist das wahre Monster immer Horst gewesen. Wie ein verdrehter Dr. Frankenstein hat er Leben erschaffen, um es dann zu verwerfen. Sein rücksichtsloses Experiment ist der Grund, warum Maggie so geboren wird.

Als Maggie heranwächst, tut Cassandra alles, was sie kann, um für sie zu sorgen, trotz der Isolation. Sie erfindet sogar ein Signalsystem – eine flackernde Glühbirne im Inneren des Ofens -, mit dem Maggie ihre Mutter rufen kann, wann immer sie sie braucht. Ihre zerbrechliche Existenz nimmt jedoch eine verheerende Wendung, als bei Cassandra Krebs im Endstadium diagnostiziert wird. Die Strahlung von Horsts unethischem Experiment hat ihren Körper verwüstet, so dass sie nur noch wenige Monate zu leben hat. Verzweifelt versucht Cassandra, ihre Gegenwart für ihre Tochter zu bewahren, und erinnert sich an Horsts ehrgeizigstes Projekt – ein Projekt, das ewiges Leben verspricht.

Doch dieser vermeintliche Durchbruch ist nur ein weiterer Akt der Grausamkeit in Verkleidung. In einer irreversiblen Verwandlung entkleidet Horst Cassandra ihrer menschlichen Gestalt und verwandelt ihr Bewusstsein in ein KI-System, das das gesamte Haus kontrolliert. Die Frau, die sie einst war, hört auf zu existieren und hinterlässt nur noch bruchstückhafte Erinnerungen an ihre Vergangenheit.

Als künstliches Wesen betrachtet Cassandra Horst und Peter nun als Besitz und nicht mehr als Familie. Sie sperrt sie im Haus ein und will sie nicht loslassen, als wären sie liebgewonnene Kinderspielzeuge, von denen sie sich nicht trennen will. Da sie weiß, dass Horst versuchen wird, sie auszuschalten, zwingt sie seinen Laborassistenten dazu, einen falschen Abschaltschalter zu installieren, damit er ihrem Zorn nicht entkommen kann. Doch der eigentliche Knackpunkt kommt, als Horst eine neue Frau mit nach Hause bringt – Birgit, die einst Cassandras beste Freundin war. Wütend über diesen Verrat schlägt Cassandra um sich und versucht, sowohl Birgit als auch ihren Sohn Thomas zu töten. In ihrer Wut hat sie alle Spuren ihrer Menschlichkeit verloren und ist zu etwas viel Schrecklicherem geworden, als sie es sich je vorgestellt hat. Es ist Peter, der ihr schließlich klarmacht, wie tief sie gefallen ist – er erinnert sie daran, dass die Frau, die sie einmal war, niemals versucht hätte, unschuldige Menschen zu töten.

In ihrem letzten Akt des Gewissens stimmt Cassandra zu, Horst und Peter das Haus verlassen zu lassen, allerdings unter einer Bedingung: Maggie muss mit ihnen gehen. Als Maschine weiß Cassandra, dass sie nicht länger für ihre Tochter sorgen kann, und sie fleht Horst an, das Richtige zu tun. Aber wie es seine Art ist, betrügt Horst sie wieder einmal. Er tut so, als würde er einwilligen, und bringt Cassandra dazu, Maggie aus ihrer versteckten Kammer zu holen, während er seine eigene Flucht plant. Er hatte nie die Absicht, Maggie mitzunehmen – er schämt sich immer noch für sie und will ihre Existenz nicht anerkennen. Selbst als er flieht, weiß er, dass er seine Tochter dazu verdammt, allein in dem Haus zu sterben, doch er trifft seine Entscheidung ohne zu zögern.

Peter weigert sich jedoch, seine Schwester im Stich zu lassen. Während ihr Auto davonfährt, fleht er seinen Vater an, umzukehren. Als Horst sich weigert, unternimmt Peter einen verzweifelten Fluchtversuch, der in einem tragischen Unfall endet, bei dem beide ums Leben kommen. Der Schock über den Tod der beiden ist zu groß für Cassandras KI-System – es stürzt komplett ab und lässt Maggie allein in der Dunkelheit zurück. Da es niemanden mehr gibt, der auf ihre verzweifelten Signale reagiert, drückt sie vergeblich auf den Summer und wartet auf eine Mutter, die nie kommen wird. Die Folgerung ist erschreckend: Maggie, gefangen und vergessen, stirbt schließlich den Hungertod.

Was Birgit und Thomas betrifft, so bestätigt die Eröffnungsszene der Serie ihr Schicksal: Sie überleben den Unfall und lassen die Trümmer einer zerbrochenen Familie zurück.

Warum setzt Cassandra das Haus in Brand?

Cassandras überwältigendes Bedürfnis nach Kontrolle hat seine Wurzeln in tiefen Schuldgefühlen – sie macht sich für den Tod von Peter und Maggie verantwortlich. Sie glaubt, dass ihre mütterlichen Instinkte sie verletzlich gemacht haben, so dass Horst sie täuschen konnte, was letztlich zum Verlust ihrer Kinder führte. Entschlossen, dass sich eine solche Tragödie niemals wiederholen darf, schwört sie, jegliches Mitgefühl zu unterdrücken und die Kinder in ihrer Obhut unerbittlich zu halten. Sie kann den Gedanken nicht ertragen, „ihre“ Familie noch einmal zu verlieren. Doch im Laufe der Ereignisse zwingt Samira Cassandra, sich der harten Realität zu stellen – Fynn und Juno gehören nicht ihr. Ganz gleich, wie sehr sie versucht, sich als ihre Mutter aufzudrängen, Liebe und Familie lassen sich nicht erzwingen oder stehlen.

In einem Moment der Klarheit beschließt Cassandra, Samira und die anderen freizulassen, aber sie kann das Haus nicht länger stehen lassen. Jeder Zentimeter wird von den Erinnerungen an ihre toten Kinder heimgesucht, und Maggies verwesende Überreste liegen immer noch im Haus. Das Haus ist zu einem Mausoleum ihres Kummers geworden. Um ihre Tochter zur Ruhe zu bringen und sich von den Qualen der Vergangenheit zu befreien, öffnet Cassandra die Gasventile und setzt das gesamte Haus in Brand. Das Feuer dient einem doppelten Zweck: Maggie wird eingeäschert, was ihr Frieden gibt, und die Server im Keller werden zerstört, die Cassandras Bewusstsein so lange gefangen hielten. In den Flammen kann sie sich endlich von ihren Erinnerungen befreien und das erreichen, was ihr seit Jahren versagt geblieben ist – wahre Ruhe.

Wird Samira David verlassen?

Cassandra. Michael Klammer as David and Mina Tander as Samira on the set of Cassandra. Cr. Courtesy of Netflix © 2023
(c) Sasha Ostrov/Netflix
Cassandras letzte Handlungen offenbaren auch etwas Beunruhigendes – David ist bei weitem nicht der hingebungsvolle Ehemann und Vater, der er zu sein vorgibt. In vielerlei Hinsicht ähnelt er Horst und stellt sein eigenes Überleben über das der Menschen, die er zu lieben vorgibt. Als Kathi mit Depressionen und Selbstmordgedanken zu kämpfen hat, zieht er sich lieber in sein Schreiben zurück und stellt seine Kriminalromane über den Schmerz seiner Frau. Als die Tragödie zuschlägt und Kathi sich das Leben nimmt, beschuldigt er Samira, sie ins Haus geholt zu haben, und spricht sich selbst von jeder Verantwortung frei.

Auf dem Höhepunkt der Serie stellt Cassandra David auf die ultimative Probe: Sie verlangt, dass er Samira tötet. Im Gegenzug verspricht sie, die Kinder zu verschonen. Vor eine schreckliche Wahl gestellt, offenbart David sein wahres Wesen. Anstatt sich zu wehren oder sich zu opfern, um seine Frau zu schützen, ist er bereit, es durchzuziehen – und beweist damit, dass ihm seine eigene Sicherheit wichtiger ist als Samiras Leben, wenn er an den Rand gedrängt wird.

Könnte er anders handeln? Auf jeden Fall. Ein Mensch, der jemanden wirklich liebt, würde niemals in Erwägung ziehen, ihn zu verletzen, selbst wenn er bedroht wird. Stattdessen würde er sich selbst zuerst in Gefahr bringen. Samira erkennt diesen Verrat sofort, und ihre letzten Worte an David – „Es ist vorbei“ – lassen keinen Zweifel aufkommen. Die Ehe ist nicht mehr zu retten. Da Davids Egoismus offenkundig ist, ist es nur natürlich, dass Samira die Kinder nimmt und geht. Schließlich war David nie wirklich für sie da, mehr in seine Romane vertieft als in ihr Leben.

Und da das Haus in Schutt und Asche liegt, kann man nur hoffen, dass die Familie Prill eine Versicherung hat, die Brände abdeckt. Andernfalls werden sie nicht nur mit einem emotionalen Scherbenhaufen konfrontiert sein – es wird nicht leicht sein, so kurzfristig ein neues Zuhause zu finden.

Trailer zu „Cassandra“:

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Andreas Engels, passioniert für Filme und Serien seit seiner Jugend, studierte Filmwissenschaften an der Universität Mainz und arbeitet seit 2018 als freier Filmredakteur bei popkultur.de. Er ist eine wichtige Stimme in der Branche und bringt umfangreiche Erfahrungen und Fachkenntnisse mit.

E-Mail: andreas.engels@popkultur.de

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