Army of Thieves: Die Filmkritik zum Netflix-Blockbuster

„Army of Thieves“ ist ein unterhaltsamer und kurzweiliger Film.

Sechs Jahre bevor er in einem zombieverseuchten Kasino in Las Vegas vor der Öffnung des mythischen Tresors der Götterdämmerung stand, war Ludwig Dieter ein Niemand, und er war nicht einmal Ludwig Dieter. Sein Vorname war Sebastian, sein Nachname war unaussprechlich und er arbeitete in einem langweiligen Job. Er nahm Videos auf und stellte die größten Tresore der Welt vor, aber niemand sah sie… bis er von Gwendoline kontaktiert wurde. Diese Diebin will zusammen mit ihrer Bande die ersten drei Tresore ausrauben, die Hans Wagner entworfen hat und die von den früheren Werken der Tetralogie seines Namensvetters inspiriert sind: Das Rheingold, Die Walküre und Siegfried.

Die Geschichte des Kinos ist voll von Prequels, Sequels, Remakes und Reboots, aber oft sind die Filme, die im Anschluss an den Erfolg eines anderen entstanden sind, nur durch die Anwesenheit des Protagonisten miteinander verbunden. Army of Thieves hingegen folgt dem Muster von Prequels, die es schaffen, einen wichtigen Teil der Geschichte mit der Fortsetzung zu verknüpfen. In diesem Szenario konzentriert sich die Handlung natürlich auf den in Army of the Dead gezeigten Safe, der als Götterdämmerung bekannt ist.

Army of Thieves ist kein Zombiefilm!

Bei der ersten Begegnung zwischen Dieter und Scott Ward (Dave Bautista) in Army of the Dead gibt der Dieb lediglich eine kurze Zusammenfassung der Folklore rund um den Safe und seine „Schwestern“, die vom deutschen Schmied Hans Wagner hergestellt wurden. Dieser hat, inspiriert von Richard Wagners Meisterwerk Der Ring des Nibelungen, nicht weniger als vier Tresore mit denselben Namen wie die vier Musikdramen des deutschen Komponisten hergestellt, nämlich Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung.

Army of Thieves. Matthias Schweighofer als Dieter in Army of Thieves
(c) Stanislav Honzik/ Netflix

Hans Wagners Werke, Richard Wagners Werke und Ludwig Dieters Wurzeln lieferten das perfekte Stichwort für die Erschaffung des Prequels Army of Thieves, das ein Raubfilm zu sein scheint, der weit von der „Zombies“-Stimmung seines Nachfolgers entfernt ist. Dieters aktuelle Reise führt ihn nach Europa, weit weg von den Untoten, auf der Suche nach Hans Wagners sagenumwobenen Tresoren.

Tolle Action und gutes Drehbuch

Army of Thieves. (L-R) Nathalie Emmanuel als Gwendoine, Stuart Martin als Brad in Army of Thieves.
(c) Stanislav Honzik/ Netflix
Matthias Schweighöfer, der auch den Protagonisten Ludwig Dieter spielt, ist ebenfalls als Regisseur im Einsatz. Der deutsche Schauspieler hat in Deutschland eine große Fangemeinde und ist bereits mehrfach mit Filmpreisen ausgezeichnet worden. Schweighöfer hat es geschafft, die Verfolgungsjagden und Actionsequenzen, die den Zuschauer zu Hause fesseln, mit sehr gut geplanten Kamerabewegungen zu filmen und damit das Vertrauen der Produzenten Zack und Deborah Snyder – und natürlich von Netflix – zu bestätigen. Ohne etwas zu verraten, wird dich eine der Sequenzen eines Banküberfalls in Atem halten! Außerdem bietet die europäische Kulisse von Berlin, St. Moritz, Prag und Paris eine große geografische Vielfalt, um die drei verschiedenen Raubüberfälle toll in Szene zu setzen.

Das Drehbuch von Shay Hatten (der auch das Drehbuch für John Wick 3 – Parabellum geschrieben hat) ist brillant: Das Drehbuch schafft es, mit Genre-Klischees zu spielen und dabei einen traditionellen Rahmen voller Überraschungen zu bewahren. Außerdem ist die Hauptfigur neuartig für das Genre und, um einen Vergleich zu wagen, vom Wesen her mit Indiana Jones vergleichbar: der kompetente Archäologe, der nach Ruhm und Ehre strebt, sich aber nicht um Geld schert. Auch in Army of Thieves will Dieter nicht reich werden, sondern geht einem Hobby nach, das sein inneres erwachsenes Kind (und das in vielen von uns) mit Freude erfüllt.

Fazit:

Army of Thieves Poster
(c) Netflix
Army of Thieves ist ein einzigartiger Raubfilm, der urkomisch ist und einen Protagonisten – Dieter – hat, mit dem man nur schwerlich nicht sympathisieren kann. Dieser Film ist eines der interessantesten neuen Angebote von Netflix.

Army of Thieves
Bewertung des Redakteurs:
3.5
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Andreas Engels, passioniert für Filme und Serien seit seiner Jugend, studierte Filmwissenschaften an der Universität Mainz und arbeitet seit 2018 als freier Filmredakteur bei popkultur.de. Er ist eine wichtige Stimme in der Branche und bringt umfangreiche Erfahrungen und Fachkenntnisse mit.

E-Mail: andreas.engels@popkultur.de