Was eignet sich besser als Liedthema als die positiven und negativen Erfahrungen, die Menschen in ihren Beziehungen zueinander erfahren und die damit verbundenen Emotionen? Unzählige Songs erzählen Geschichten über Liebe, Vertrautheit, Geborgenheit und Gemeinschaft. Aber auch Enttäuschung, Stress und das Gefühl alleingelassen und verlassen zu werden, werden oft thematisiert.
Dahinter steckt einerseits ein gewisses Erfolgskalkül. Künstler und Manager wissen natürlich, dass solche Themen ein hohes Identifikationspotenzial besitzen und kommerziellen Erfolg versprechen. Dazu müssen sie natürlich in einen berührenden Text und ein bewegendes musikalisches Arrangement verpackt werden. Aber nicht immer stehen nur die wirtschaftlichen Interessen hinter der Themenauswahl. Viele Künstler verarbeiten in Liedern über ihre Eltern, ihre Familie, ihre Mutter und ihren Vater eigene Erlebnisse, Erfahrungen und Emotionen.
Das Spektrum an Gefühlen, das dort zum Vorschein kommt, ist sehr weit gefächert. Es reicht von tiefer Dankbarkeit gegenüber Vater und Mutter, über eine glückliche Kindheit in der Familie bis hin zu Anklagen über Vernachlässigung, Nichtbeachtung und verlassen werden. Manche Sängerinnen und Sänger berichten in ihren Songs auch über ihre Ängste und Gefühle als Vater, Mutter oder als werdende oder frisch gebackene Eltern.
Eltern Songs
Bette Midler: “Wind Beneath My Wings”
„Wind Beneath My Wings“ wurde am ersten März 1989 veröffentlicht. In den USA und Australien erreichte es Platz eins der Charts. 1990 wurde es mit zwei Grammy Awards in den Kategorien Song des Jahres und Single des Jahres ausgezeichnet. Es ist eine klassische Hymne an die Eltern und alle anderen Personen, die uns im Leben begleitet haben. Sie drückt Dankbarkeit aus für die Unterstützung und Hilfe, die wir von diesen Menschen auf unserem Lebensweg erfahren haben. Sie werden mit Flügeln verglichen, die es möglich gemacht haben, ungeahnte Höhen zu erreichen und dorthin zu gelangen, wo wir jetzt sind.
Natalie Merchant: „Kind and Generous“
Kind and Generous war die erste Singleauskopplung des zweiten Albums von Natalie Merchant. Nach der Veröffentlichung 1988 erreichte der Song in den USA und Kanada die Top 20 der Singlecharts.
Wie der Titel schon sagt, handelt das Lied von der Freundlichkeit und Großzügigkeit von Eltern gegenüber ihren Kindern und der damit verbundenen Dankbarkeit. Natalie Merchant besingt verschiedene Situationen, in denen diese Attribute durch das Verhalten der Kinder und Jugendlichen immer wieder auf die Probe gestellt wird. Aber alle Situationen konnten das Verhalten der Eltern nicht ins Wanken bringen, selbst dann nicht, wenn sie mit der Entscheidung der Kinder nicht einverstanden sind. Viele Beispiele für die bedingungslose Liebe von Eltern.
Taylor Hicks: „Do I Make You Proud”
Die Erfolgsgeschichte von Taylor Hicks begann 2006 als Gewinner des American Idol Wettbewerbs. Der Song „Do I Make You Proud“ wurde zu diesem Zweck extra für ihn komponiert. Veröffentlicht wurde er am 13. März 2006. Er erreichte sofort die Nummer eins der Billboard Charts und konnte sich acht Wochen auf dieser Position halten. Hicks teilt in diesem Song seine tiefe Liebe und Dankbarkeit gegenüber seinen Eltern mit. Er beschreibt sie als den Grund, warum er das erreichen konnte, was er jetzt erreicht hat. Auf der anderen Seite geht er in dem Lied auch auf die Frage ein, ob er seinen Eltern auch stolz macht. Mit diesem Thema setzen sich viele Kinder auseinander und Hicks liefert ihnen verschiedene Anstöße, sich Gedanken darüber zu machen.
Simon & Garfunkel: “Bridge Over Troubled Water”
Bridge Over Troubled Water wurde am 26. Januar 1970 als Titelsong des gleichnamigen Albums als Single veröffentlicht. Die Rockballade wurde ein Welthit, der nicht nur in den USA, sondern auch in vielen anderen Ländern der Erde Platz eins der Charts erreichte. Sie erhielt vier Grammys und wurde in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Paul Simon beschreibt in dem Liedtext die Verbindung zu den Kindern aus Elternsicht. Er berichtet von bedingungsloser Liebe und Unterstützung auch in schwierigen Zeiten und davon, dass Eltern immer für ihre Kinder da sind. Eben wie eine Brücke über unruhigem Wasser.
Miley Cyrus & Billy Ray Cyrus: „Butterfly Fly Away“
„Butterfly Fly Away“ ist ein akustisches Popduett, das Miley Cyrus 2009 mit ihrem Vater Billy Ray Cyrus für den Film Hannah Montana aufgenommen hat. Obwohl die Aufnahme nie als Single produziert wurde, konnte sie dennoch in verschiedenen Ländern erstaunliche kommerzielle Ergebnisse erzielen.
Die beiden schildern in dem Lied den Übergang eines Kindes in das Erwachsenenalter. Interessant ist dabei der ständige Perspektivenwechsel. Abwechselnd stellen Vater und Tochter ihre Empfindungen und Erfahrungen im Laufe dieses Entwicklungsprozesses vor. Nicht nur akustisch entsteht so eine interessante Darstellung aus Kind- und Elternsicht.
Harry Chapin: “Cat’s in the Cradle”
Harry Chapin veröffentlichte “Cat’s in the Cradle 1974” auf seinem vierten Album „Verities & Balderdash“. Die Singleauskopplung war sein einziger Nummer-eins-Hit und wurde in die Grammy Hall of Fame aufgenommen. In der Geschichte des Liedes wird die besondere Situation beleuchtet, dass ein Elternteil aus beruflichen Gründen keine Zeit für seinen Sohn hat. Die Entwicklung wird aus beiden Blickwinkeln geschildert und endet mit einer absurden Pointe. Als der Vater in Rente geht und sich endlich mit seinem Sohn beschäftigen will, hat dieser keine Zeit für ihn, weil er beruflich zu sehr eingebunden ist.
Weitere Songs über Eltern:
Jedes Lied ist über den Titel mit dem dazugehörigen Musikvideo verlinkt.
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Familien Songs
Sister Sledge: “We are Family”
Die Gesangsgruppe Sister Sledge veröffentlichte „We are Family“ 1979 und erreichte postwendend Platz zwei der Billboardcharts in den USA. Die Single war in vielen anderen Ländern ebenfalls erfolgreich und wurde in Kanada sogar zum Nummer-eins-Hit.
Inhaltlich hält der Text, was der Titel verspricht. Es geht um den Zusammenhalt und die geballte Liebe in der Familie, um gegenseitiges Vertrauen, Zusammengehörigkeit und bedingungslose Unterstützung.
Lonestar: „I’m already there“
„I’m already There“ von Lonestar kam 2001 auf den Markt und konnte sich 6 Wochen auf Platz eins der amerikanischen Hot Country Charts halten. Erzählt wird darin die Geschichte eines Mannes, der viel unterwegs ist und die meiste Zeit von seiner Familie getrennt lebt. Er beschreibt seine Gefühle dabei und die ständige Sehnsucht, bei seinen Lieben zu sein. Auch die Reaktionen und Emotionen der Familienmitglieder in Bezug auf seine Abwesenheit werden geschildert.
Justin Bieber: „Down to Earth“
„Down to Earth“ ist ein ganz früher Song von Justin Bieber. Er wurde 2009 aus seinem Debütalbum „My World“ ausgekoppelt. In Amerika und Kanada erreichte er untere Regionen der Charts. Der Text ist sehr stark von Biebers Erfahrungen und Emotionen inspiriert, die er durch die Scheidung seiner Eltern erleben musste. Er erzählt vom Erwachsenwerden in einer zerfallenden Familie.
Sly and the Family Stone: „Family Affair“
Das 1971 von der amerikanischen Familienband Sly and the Family Stone veröffentlichte „Family Affair“ war ihr dritter und letzter Nummer-eins-Hit in den USA und Kanada. Er blieb insgesamt drei Wochen an der Spitze der Billboard Hot 100. Der Song erzählt von den Höhen und Tiefen, die in einer Familie bewältigt werden müssen. Er betont einerseits den Zusammenhalt durch die Blutsverwandtschaft, andererseits aber auch die Schwierigkeiten, individuelle Probleme in dem Gefüge zu lösen.
The Cranberries: “Ode to my Family”
„Ode to my Family“ kam Ende 1994 auf den Markt. Es war die zweite Singleauskoppelung aus dem Album „No Need to Argue“ der Cranberries. Sie erreichte in mehreren europäischen Länder mittlere Chartpositionen. Das Hauptthema des Liedes ist der Konflikt in der Familie, der sich zwischen loslassen und Halt gewähren abspielt. Es zeigt die Zerrissenheit der Kinder, die einerseits dankbar für die gewährten Freiheiten sind. Andererseits bedauern sie aber auch die manchmal fehlende Geborgenheit in der Familie.
Weitere Songs über Familie:
Jedes Lied ist über den Titel mit dem dazugehörigen Musikvideo verlinkt.
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Mutter Songs
Boyz II Men: “A Song for Mama”
Boyz II Men erreichte mit “A Song for Mama” 1997 Platz eins der R&B-Charts und Platz 7 in den Billboard 100. Das Lied ist eine einzige Hommage an die Mutter und ihre nährende und bedingungslose Liebe. Der Text beschreibt sie als unersetzbar. Niemand kann jemals ihren Platz einnehmen. Sie war und ist immer noch für ihre Jungs da, treibt sie an und ist dafür verantwortlich, dass sie so weit gekommen sind. Die Liebeserklärung gipfelt in der Aussage, dass sie immer das Mädchen bleiben wird, dass sie schon für sie war, als sie noch Kinder waren.
2Pac: „Dear Mama“
1995, ein Jahr vor seinem gewaltsamen Tod, veröffentlichte der Hip-Hop-Künstler 2Pac den Song „Dear Mama“. Er kletterte in den USA auf Platz eins der Billboard Hot Rap Singles Charts, wo er fünf Wochen blieb. Er beschreibt darin seine Liebe, seine Wertschätzung und den Respekt vor seiner Mutter. Das ist umso bemerkenswerter, da man seine Kindheit nicht gerade einfach und problemlos nennen kann. Er wuchs in armen Verhältnissen auf und seine Mutter war schwer kokainabhängig. Das scheint seiner Liebe zu ihr aber keinen Abbruch getan haben. Er feiert in seinem Text ihre Stärke und ihre Bereitschaft, für ihn und seine Geschwister jederzeit Opfer zu bringen.
Taylor Swift: „The Best Day“
Der Song „The Best Day“ wurde im Jahr 2008 von Taylor Swift veröffentlichte und erreichte die Top-Platzierung in den Billboard Hot Country Singles & Tracks Charts. Er ist ursprünglich eine Countryballade von George Faith aus dem Jahr 2000, in der er die Kindheit und Jugend eines Kindes aus der Sicht des Vaters erzählt. Die zentrale Metapher der Geschichte ist die Erinnerung des Vaters an seinen Sohn, besondere Schlüsselerlebnisse als den „besten Tag des Lebens„ zu feiern. Taylor Swift wandelt die Story auf die Mutter-Tochter-Beziehung um. In einzelnen Stationen beschreibt sie besondere Ereignisse und Gelegenheiten, die sie mit ihrer Mama erleben durfte. Sie bedankt sich immer wieder für ihren positiven Einfluss auf ihre Entwicklung.
Spice Girls: „Mama“
„Mama“ wurde für das Debütalbum Spice der Girlgroup produziert, das 1996 auf den Markt kam.
Es ist eine Popballade, die sich mit den Schwierigkeiten in den Beziehungen von Töchtern und Müttern beschäftigt. 1997 wurde der Song zusammen mit „Who Do You Think You Are” als Double A Seite auf einer Single veröffentlicht. Sie war kommerziell sehr erfolgreich und erreichte in England Platz eins der Charts. Außerdem landete sie in vielen europäischen Ländern in den Top Ten der Hitlisten. Der Text ist als Retrospektive aus Sicht einer Tochter angelegt. Darin beschreibt sie, dass sie aus heutiger Sicht das damalige Verhalten ihrer Mutter verstehen kann und erkennt, dass jegliche Handlung aus dem Antrieb der Mutterliebe erfolgte.
Beyoncé: „Ring Off“
„Ring Off” ist ein Bonussong in der 2013 neu aufgelegten Version ihres fünften Studioalbums „Beyoncé Platinum Edition“. Die Reggae-Ballade wurde 2014 als Single im Hitradio in Italien und den USA veröffentlicht und erreichte in mehreren Ländern hintere Chartplatzierungen. Der Song thematisiert das Ende der Ehe von Beyoncés Eltern. Er ist in Form eines Briefes geschrieben, der als Aufmunterung für ihre Mutter geschrieben ist. Darin lässt sie sie wissen, wie stolz sie auf sie ist, dass sie nach der schweren Zeit der Trennung und vieler Selbstvorwürfe, einen neuen richtigen Weg gefunden hat.
Weitere Songs über Mutter:
Jedes Lied ist über den Titel mit dem dazugehörigen Musikvideo verlinkt.
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Vater Songs
Temptation: “Papa was a Rolling Stone”
“Papa was a Rolling Stone” wurde ursprünglich für die Band The Undisputed Truth geschrieben. Ihre 1971 erschienene Version hatte aber nur mäßigen Erfolg. Das Neuarrangement von den Temptations aus dem Jahr 1972 machte den Song schließlich zum Welthit. Die Story beginnt mit den Erinnerungen des Sohnes an seinen gerade verstorbenen Vater. Sie ist angelegt als fiktiver Dialog mit der Mutter. Darin versucht der Junge herauszufinden, ob die Geschichten über seinen Papa, den er nie kennenlernte, der Wahrheit entsprechen. Die Antwort auf all seine Fragen endet immer in der mütterlichen Floskel „Papa was a Rolling Stone“.
Eric Clapton: “My Fathers Eyes”
„My Fathers Eyes“ von Eric Clapton kam 1998 als Single auf den Markt. Sie erreichte in den USA obere Chart Platzierungen und wurde mit zwei Grammys ausgezeichnet. Der Song ist von zwei tiefgreifenden Entwicklungen in Claptons Leben beeinflusst. Er beschreibt darin zum einen, wie sehr er es bedauert, seinen Vater nie kennengelernt zu haben. Zu gerne hätte er seine Bekanntschaft gemacht. Er richtet sich aber auch an seinen im Alter von vier Jahren verstorbenen Sohn Conor. Clapton beschreibt die Parallelen, die er erkennt, wenn er in die Augen seines Vaters und seines Sohnes schaut.
Cat Stevens: “Father and Son”
Cat Stevens brachte “Father and Son” 1971 als Single heraus. Der Song hatte vor allem in Europa Erfolg und erreichte obere Chartpositionen. Er beschreibt darin den Generationenkonflikt zwischen Vater und Sohn in den Zeiten der Russischen Revolution. Besonders bemerkenswert ist das Arrangement des Songs. Stevens singt den Jungenpart eine Oktave höher als den Teil, in dem der Vater zu Wort kommt.
Everclear: “Father of Mine”
Everclear veröffentlichte “Father of Mine” im November 1998 und erreichte die Top vier der Charts. Der Song ist autobiografisch geprägt, da der Vater von Leadsänger Art Alexakis die Familie verließ, als er noch ein Junge war. Er verarbeitet in dem Lied ganz bewusst seine damaligen Erlebnisse und befreit sich damit von seinen emotionalen Lasten.
Luther Vandross: “Dance with my Father”
Luther Vandross brachte “Dance with my Father” 2003 auf den Markt. Der Song war in den USA sehr erfolgreich und erreichte Top-Platzierungen in den Charts. Er wurde 2004 mit zwei Grammys ausgezeichnet. Die Geschichte darin ist auch autobiografisch. Vandross beschreibt darin die besondere Angewohnheit seines Vaters mit ihm und seiner Mutter als Ausdruck der Freude zu tanzen.
Weitere Songs über Vater:
Jedes Lied ist über den Titel mit dem dazugehörigen Musikvideo verlinkt.
Vater Spotify-Playlist:
Fazit
Die Lieder, die von den Beziehungen zu Eltern, Familie, Mutter und Vater handeln, sind alle sehr stark emotional geprägt. Damit sind nicht immer nur positive Gefühle gemeint. Insbesondere die autobiografischen Storys, die sich mit Familie und Vätern beschäftigen, beleuchten durchaus negative Erlebnisse und deren Verarbeitung. Auffällig ist, dass die Songs über Mütter fast alle einen positiven Tenor haben, der durch Liebe, Dankbarkeit und Respekt geprägt ist.