Der Netflix-Film „Meine beste Freundin Anne Frank“ erzählt die Geschichte von Anne Frank und ihrem traumatischen Erlebnis im Konzentrationslager Bergen-Belsen während des Zweiten Weltkriegs. Hannah Goslar, ein Mädchen, das Anne Frank noch aus der Zeit vor dem Krieg kannte, entpuppt sich unter diesen ungewöhnlichen Umständen als Franks beste Freundin. Laut der Enzyklopädie nannte Frank Goslar in ihrem Tagebuch, das später als Bestseller „Tagebuch eines jungen Mädchens“ bzw. „Das Tagebuch der Anne Frank“ veröffentlicht wurde, „Lies Goosens“.
Annes Beziehung zu Goslar sollte eine der wichtigsten in ihrem Leben werden, das 1945 mit ihrem Tod grausam beendet wurde. Zweifellos war es auch eine der wichtigsten Entwicklungen in Goslars Leben. Seitdem ist viel über Anne Frank berichtet worden. Aber was geschah mit Hannah Goslar, Anne Franks bester Freundin?
Basiert der Film „Meine beste Freundin Anne Frank“ auf einer wahren Geschichte?
Ja. Der Netflix-Film basiert auf Alison Leslie Golds Buch „Memories of Anne Frank: Reflections of a Childhood Friend“ von 1997. In dem Buch wird die komplexe und wunderbare Beziehung der beiden Mädchen erforscht.
Hannah Pick-Goslar ist eine jüdische Einwanderin die 1934 im Alter von sechs Jahren eine unmittelbare Freundin von Anne Frank wurde.
Bevor Anne Franks‘ Tagebuch zu einem weltweiten Symbol für die schrecklichen Ereignisse des Holocausts wurden, war Frank ein typisches junges Mädchen, das sich an das Leben in ihrer Wahlheimat Amsterdam gewöhnte. Während der Nazi-Besatzung und des immer bedrohlicheren Europas war Pick-Goslar ihre engste Freundin und Nachbarin.
Pick-Goslar, die mittlerweile über 90 Jahre alt ist und in Jerusalem wohnt, erinnert sich immer noch gerne an ihre Jugendfreundin Anne.
In einem Interview mit Scholastic erzählte Hannah Pick-Goslar, dass Anne eine Leidenschaft fürs Schreiben hatte. Pick-Goslar sagte, wenn andere sie nach ihrer Arbeit fragten, ihre Antwort immer lautete: „Das geht dich nichts an“.
Später erzählt Anne von ihren Lebenszielen: Sie möchte die „ganze Welt“ sehen und eine berühmte Schauspielerin oder Schriftstellerin werden.
Im Juli 1942 wurden die beiden im wirklichen Leben auseinandergerissen.
Pick-Goslar, die glaubte, die Franks seien in die Schweiz gegangen, irrte sich: Sie befanden sich immer noch in Amsterdam, eingepfercht auf dem Dachboden eines Hauses. Dort schrieb Frank das berühmteste Tagebuch der Welt, das später von ihrem Vater Otto, dem einzigen Überlebenden, veröffentlicht wurde. Inzwischen wurden 30 Millionen Exemplare verkauft und in 70 Sprachen übersetzt.
Im August 1944 wurden die Franks gefunden und nach Auschwitz geschickt. Anne und ihre ältere Schwester Margot wurden nach Bergen-Belsen ins Konzentrationslager gebracht. Pick-Goslar wurde im Juni 1943 gefangen genommen und in ein Durchgangslager gebracht, bevor sie nach Bergen-Belsen transportiert wurde.
Es war sehr kalt im Winter 1945, als Pick-Goslar erfuhr, dass sich Anne auf der anderen Seite des Stacheldrahtzauns befand. Hannah befand sich in einem privilegierten Teil des Lagers, weil ihre Familie palästinensische Pässe bei sich hatte. Sie riskierte ihr Leben, um ihr zu helfen. Bei ihrer ersten Begegnung weinten sie, dann sagte Anne, dass sie niemanden mehr hat.
Pick-Goslar riskierte ihr Leben um Anne zu helfen. Sie stellte ein Care-Paket zusammen. Es enthielt eine Socke, getrocknete Pflaumen und etwas Brot. Auf der anderen Seite der Barriere trafen sich die beiden Teenager mitten in der Nacht. Ein anderer Häftling schnappte sich das Päckchen, das Pick-Goslar über den Zaun warf, und machte sich damit aus dem Staub.
Danach versuchte Pick-Goslar es erneut. Diesmal schnappte sie sich das Paket und das war das letzte Mal, dass Pick-Goslar sie sah.
Nur wenige Wochen vor der Befreiung von Bergen-Belsen durch die britischen Streitkräfte im Februar 1945 starb die 15-jährige Anne.
Hannah und ihre jüngere Schwester Gabi waren die einzigen in ihrer Familie die überlebten. Ihr Vater und ihre Großeltern starben an Krankheiten. 1947 wanderten sie nach Palästina aus und ließen sich in Jerusalem nieder.
Wie lebt Hannah Pick-Goslar heute?
Pick-Goslar wurde nach ihrer Befreiung im Alter von 16 Jahren Krankenschwester in Palästina und heiratete Walter Pinchas Pick, einen Arzt. Sie bekamen drei Kinder, aus denen am Ende 11 Enkel und 20 Urenkel hervorgingen. Das ist ihre „Rache an Hitler“.
„Die Menschen sollten über die Grausamkeiten Bescheid wissen – sie waren unnötig“, sagte sie gegenüber Scholastic. „Es ist wichtig zu verstehen, was passiert ist, damit es nicht wieder passiert … Ich sage immer, dass das Einzige, was Anne Frank getan hat, war, dass sie als Jüdin geboren wurde, und dafür musste sie sterben. Sie hätte der Menschheit eine Menge geben können.“
Wer mehr über Hannah Pick Goslar erfahren möchte, dem empfehlen wir das nachfolgende Interview: