Streamingdienste für Musik wie Spotify, Apple Music oder Amazon Music erfreuen sich riesiger Beliebtheit. Kaum jemand, der sich noch einzelne Alben oder Tracks kauft. Nein, vielmehr wird online gestreamt. Die unendliche, sofort verfügbare Auswahl an Musik macht das Angebot so attraktiv. Für den Hörer kosten die verschiedenen Dienste meist rund 10 € pro Monat. Was kaum jemand weiß: Wohin fließt der Kundenbeitrag? Wie viel verdient der jeweilige Musiker, die jeweilige Musikerin an einem Stream? Wir vergleichen die zwei größten Anbieter und zeigen dir, wie viel Geld beim Musiker ankommt!
Spotify – Der Marktführer im Streaming-Geschäft
Spotify lässt sich für den Hörer auf zwei möglichen Wegen nutzen. Wer nichts für den Streamingdienst und den Zugriff auf über 50 Millionen Songs bezahlen möchte, entscheidet sich für „Spotify Free“. Der Haken: Werbungen, die den Musikgenuss unterbrechen, kein Offline-Stream und nicht unendliches skippen auf dem Smartphone möglich. Bist du nicht bereit diese Einschränkungen in Kauf zu nehmen, muss es „Spotify Premium“ sein. Dafür sind monatlich 9,99 € fällig. Eine Option Kosten zu sparen stellt das Angebot „Premium Family“ dar. Insgesamt 6 Familienmitglieder teilen sich hierbei die Premium-Vorteile zum monatlichen Preis von 14,99 €.
Wie viel Geld kommt bei Musikern an?
Trotz des nicht unerheblichen Preises wachsen die Streamingdiensten rasant. Der durchschnittliche Deutsche beispielsweise, hörte im Jahr 2017 rund 32 Stunden pro Woche Musik. Tendenz steigend. Ein florierendes Geschäft also. Jedoch werden die Musiker nicht wirklich fair an diesem beteiligt. Hier kommt die Rechnung: Spotify zahlt dem Rechteinhaber der Musik rund 0,0054 € pro Stream. Also einen guten halben Cent. Klingt nicht nach wirklich viel. Vor allem wenn das Konstrukt hinter dem so genannten „Rechteinhaber“ an der Musik aufgeschlüsselt wird. Hinter diesem Begriff verbergen sich nämlich mehrere Personen oder Parteien wie Plattenlabel, Produzent, Songwriter und schließlich auch Künstler. Der erwirtschaftete Betrag pro Stream muss unter Umständen also noch unter mehreren Beziehern aufgeteilt werden.
Taylor Swift, einer der größten Popstars weltweit, verdiente mit ihrem Song „Shake It Off“ so circa 270.000 €. Dafür waren allerdings über 46 Millionen Streams notwendig. Für eine Millionen Streams bekommt man so also circa 6.200 €.
Apple Music – Konkurrent Nummer 1
Im Gegensatz zu Spotify bietet Apple Music keine kostenfreie, werbeunterstützte Version seines Streamingdienstes an. Ansonsten sind die Preise quasi identisch. Für den gewöhnlichen Account sind monatlich 9,99 € fällig, synchron zu Spotify gibt es auch hier einen Familienaccount für 14,99 € pro Monat.
Wie viel Geld kommt bei Musikern an?
Die Bezahlung der Musiker ist beim Spotify-Konkurrenten etwas besser. Pro Stream fließen hier 0,007 € an den Rechteinhaber. Selbstverständlich muss auch dieser Betrag unter Umständen mehrfach aufgeteilt werden und so kommt nur ein Bruchteil tatsächlich beim jeweiligen Künstler an. Interessante Rechnung: Um auf den monatlichen Mindestlohn (1.557,00 EUR) in Deutschland zu kommen, müsste ein Künstler rund 220.000 Streams generieren.
Streaming – Vor allem für unbekannte Künstler das Todesurteil?
Durch die oben angeführten Rechnungen wird klar: Streaming ist ein Volumengeschäft. Fatal ist das also vor allem für unbekannte, „kleine“ Künstler. Einzige Chance für sie: Es auf eine vom Streamingdienst empfohlene Playlist schaffen. Genau das ist einer australischen Band passiert. Wie sie zu ihrem Glück kamen, wissen die Musiker jedoch selbst nicht. Online veröffentlichten sie ihre Spotify-Lizenzgebühren, die zeigen, dass die Band innerhalb kürzester Zeit rund 4.500 € verdient hatte.
Allerdings ist diese Geschichte als absolute Ausnahme zu betrachten. Die meisten Musiker dürfen in ihrer gesamten Laufbahn nicht mit so vielen Streams rechnen. In Zeiten von Alben und MP3s gab es noch berechtigte Hoffnung, durch Verkauf den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Nun geben Musiker ihre Kunst im Prinzip für wenige Cents ab.
Mögliche Alternativen
Streamingdienst müssten ihre Preise erheblich anheben, um das Modell für Künstler rentabel zu gestalten, was aber ein schwieriges Unterfangen wäre. Laut Spotify ist das Geschäftsmodell, trotz jährlichen Wachstums, nicht wirklich rentabel. Eine andere Option wäre das Abschließen exklusiver Deals direkt mit den Musikerinnen und Musikern. So könnten die Plattenlabels, die bis zu 70% der Lizenzgebühren einnehmen, aus der Rechnung genommen werden. Praktisch angewendet wird dieses Vorgehen schon heute von Videostreaming-Diensten wie Netflix oder Amazon Prime Video. Diese Anbieter werden so selbst zu Urhebern, die für die eigens produzierten Serien sogar schon mit Preisen, wie dem Emmy oder Oscar ausgezeichnet wurden.
Wer seinen Lieblingskünstler direkt unterstützen will, kann immer noch ganz klassisch das Album oder einzelne Songs kaufen. Auch Merchandise-Artikel bieten dem Musiker die Möglichkeit immerhin indirekt mit ihrer Musik Geld zu verdienen.