Erklärt: Warum sind Songs 3 bis 5 Minuten lang?

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Pop-Songs dauern selten länger als wenige Minuten. Es gibt dafür historische Erklärungen, die mit der Entwicklung der frühen Schallplatten- und Musikproduktion zusammenhängen. Könnten auch musiktheoretische und psychologische Gründe eine Rolle spielen, warum nach wie vor gerne kurze Songs produziert werden? Technisch gesehen gibt es heutzutage keine Einschränkungen mehr.

Geschichtlicher Hintergrund: Darum sind Songs ca. 3 Minuten lang:

Erste Vinyl-Platten, bis in die 1950er-Jahre hinein, hatten einen Durchmesser von 10 Zoll und drehten sich mit 78 Umdrehungen pro Minute. Die Musik, die so eine Platte fasste, dauerte etwa 3–4 Minuten. Auch 12-Zoll-Platten wurden verwendet, die aber nicht wesentlich mehr Musik aufnehmen konnten, etwa 4–5 Minuten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war ein Künstler durch diese Vorgaben eingeschränkt und musste einen Song in dieser Länge produzieren, wenn er ihn veröffentlichen wollte.

1949 wurden Scheiben mit 45 Umdrehungen pro Minute eingeführt. Diese waren aus Vinyl, einem besserem und billigerem Material als das zuvor verwendeten Schellack. Die Musiklänge blieb in etwa dieselbe. Künstler, die ihre Musik im Radio oder in einer Jukebox spielen lassen wollten, brauchten also eine 45er-Single.

Es gab natürlich auch damals schon Künstler, die längere Songs aufnahmen, wie Jimi Hendrix, Pink Floyd oder Bob Dylan. Die Länge ihrer Lieder übersteigt bei Weitem einige Minuten. Dennoch ist die durchschnittliche Liedlänge vieler Bands bis heute erstaunlicherweise bei unter 5 Minuten geblieben.

Kommerzielle Gründe für Künstler und Radiosender

Durch die technischen Neuerungen und voranschreitenden Entwicklungen wäre es später möglich gewesen, längere Songs aufzunehmen. Es gab jedoch kommerzielle Vorteile, die für das Beibehalten kurzer Musikstücke sprachen: Je kürzer ein Song war, desto mehr Werbung konnte ein Radiosender zwischendurch platzieren. Tantiemen konnten damals ab einer Länge von 3 Minuten geltend gemacht werden. Bei mehreren kurzen Liedern fiel also auch mehr Honorar für die Künstler an. So waren kurze Songs für beide Seiten, Künstler und Radiostationen, ein Gewinn.

Auch bei den damals üblichen Jukeboxen, die in Lokalen aufgestellt waren, hätte es nicht funktioniert, wenn es Songs mit unterschiedlicher Spieldauer zu einem Einheitspreis gegeben hätte. Es wäre unverständlich gewesen, zum gleichen Preis unterschiedliche Leistungen anzubieten.

Kurze Aufmerksamkeitsspanne?

Zahlreiche Beispiele entkräften das Argument, die menschliche Aufmerksamkeitsspanne würde sich nach etwa 3 Minuten Länge erschöpfen. Es gab (und gibt) immer Künstler im Pop-Bereich, die wesentlich längere Songs – durchaus erfolgreich – eingespielt haben. Auch die gesamte Klassik mit ihren langen Symphonien spricht dafür, dass der Mensch fokussiert und konzentriert Musik aufnehmen kann.

Es ist vermutlich eine Frage der inneren Haltung. In einer schnelllebigen Gesellschaft wird wenig Zeit ins ausgiebige Hören investiert. Stressige Lebensumstände, Reizüberflutung durch diverse Medien und rasch einsetzende Langeweile können diese innere Haltung verstärken.

Außerdem spricht die Pop-Musik gerade ein junges Publikum an. Kurze, knackige Songs mit einer prägnanten Aussage drücken den unbeschwerten Lebensstil junger Menschen eher aus, als eine langatmig und dramatisch komponierte Musik.

Musiktheoretische Überlegungen

Viele der kurzen Pop-Songs leben von Wiederholungen, leicht erfassbaren Melodieteilen und einem einfachen Harmonieschema. Das lädt zum Mitsingen ein. Es handelt sich oft um 2- oder 3-teilige Liedformen, welche dramatische musikalische Entwicklungen (wie komplexe Modulationen in andere Tonarten hinein) ausschließen. Eine Bewegung hin zum Einfachen und Klaren ist erwünscht. Ein Song möchte direkt ansprechen. Er soll keine komplizierte Analyse mittels des Verstandes voraussetzen.

3 – 5 Minuten sind eine gute Zeit, um klare Statements durch einen Text und die Musik zu setzen, ohne langweilig zu werden. Würde ein Musiktitel länger dauern, wäre es vorteilhaft, die musikalische Struktur zu erweitern, um weiterhin spannend zu bleiben. Aber wäre es dann noch ein Pop-Song, so wie wir ihn kennen und mögen?

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Dominik ist begeisterter Blogger in den Bereichen Filme, Serien, Musik und Videospiele, der sein breites Wissen und seine Leidenschaft für die vielfältigen Aspekte der Popkultur mit Begeisterung teilt.

E-Mail: dominik.sirotzki@popkultur.de